Weitere Editionen zu den Themenjahren der Lutherdekade geplant 21. März 2015

postcard series “Reformation and Politics”
(Photo: Viktor Zhugin/Fotolia)

Im syrischen Maalula steht eine der ältesten Kirchen der Welt. Das heißt – ob sie noch steht, weiß man derzeit nicht. Im Herbst 2013 haben radikal-islamischen Rebellen die Stadt erobert. Der Ort – einer der wenigen christlich geprägten in Syrien – wurde im Bürgerkrieg zerstört. Auch zwei sehr alte christliche Klöster sind hier bekannt. Ein Wandmosaik aus dem Kloster Mar Sarkis ziert eine der Postkarten, die das Gustav-Adolf-Werk (GAW) zum Themenjahr „Reformation und Politik“ der Lutherdekade herausgebracht hat. Auch von dem Motiv ist unklar, ob es noch existiert.

Verfolgte Christen im Nahen Osten

Die GAW-Kartenserie zum Themenjahr 2014 ist den bedrängten und verfolgten Christen im Nahen Osten gewidmet. Auch die beiden anderen Motive der Serie stehen für die wechselvolle und schwierige Geschichte der Region. Die Chora-Kirche in Istanbul ist eine ehemalige byzantinische Kirche. Ihre Mosaiken und Fresken gehören zu den bedeutendsten und aufwändigsten Sakralzyklen weltweit. Im frühen 16. Jahrhundert haben die Osmanen die Kirche in eine Moschee umgewandelt und die christlichen Mosaiken überputzt oder übermalt. Im Jahre 1948 begann die Restaurierung der Kirche, die heute ein Museum beherbergt. Wie lange noch, ist ungewiss, denn in der Türkei haben die Bestrebungen Aufwind, vormals in eine Moschee umgewandelte Kirchen wieder als Moscheen zu benutzen.

postcard series GAW
postcard series GAW (Photo: GAW)

Das dritte Motiv der Serie, das Mosaik „Die Flucht nach Ägypten“, stammt aus der Koptisch-Orthodoxen Kirche der Heiligen Jungfrau Maria in Kairo/Ägypten. Diese Kirche wird auch Hängende Kirche genannt: Sie befindet sich über einem Torhaus der Römischen Zitadelle in Alt-Kairo und ihr Kirchenschiff liegt direkt über einem Durchgang. Die Hängende Kirche ist eine der ältesten Kirchen Ägyptens, ihre Geschichte datiert auf das 3. Jahrhundert zurück. Für die Kopten selbst haben die vergangenen Jahre jedoch mehr Grund geboten, aus Ägypten zu fliehen, als nach Ägypten zu fliehen.

Reformation – nicht nur in Deutschland und Wittenberg

Seit 2011 gibt das Gustav-Adolf-Werk jjährlich eine Postkartenserie heraus, die die Lutherdekade begleitet und zugleich den Blick auf kleine evangelische Kirchen im Ausland lenkt. So will das Diasporawerk der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) aufzeigen, dass sich die Reformation nicht nur auf Deutschland und Wittenberg beschränkt.

Die erste Edition erschien anlässlich des Themenjahres „Reformation und Freiheit“, das in vielen Landeskirchen auch als Jahr der Taufe begangen wurde. Die Karten zeigte Taufbecken und einen Taufengel aus evangelischen Kirchen in Rumänien, Polen und Estland. Im Themenjahr 2012 „Reformation und Musik“ waren die Karten mit Motiven musizierender Engelsfiguren gestaltet. Das Themenjahr „Reformation und Toleranz“ griff die Postkartenserie mit Motiven aus Kirchen auf, die beispielhaft für die Geschichte der religiösen Toleranz und Intoleranz stehen.

So entstand die Friedenskirche „Zur heiligen Dreifaltigkeit“ in Świdnica/Schweidnitz, Polen, im Jahr 1657, nachdem es den schlesischen Protestanten mit dem Westfälischen Frieden erlaubt worden war, drei „Friedenskirchen“ zu bauen. Heute steht die Kirche auf der Weltkulturerbe-Liste der UNESCO. Und ein anderes Motiv erinnert an die Geschichte des Gustav-Adolf-Werks in Deutschland. Es zeigt ein Deckengemälde der Evangelisch-Lutherischen Kirchengemeinde Karlshuld in Bayern. In den Jahren 1831/32 konvertierten deren Pfarrer sowie ein großer Teil der sehr armen Gemeinde zum evangelischen Glauben. Für den Bau der evangelischen Kirche in Karlshuld war dann die erste Gabe des 1832 gegründeten Gustav-Adolf-Werks bestimmt. Das Werk selbst blieb in Bayern noch etwa 20 Jahre lang verboten.

Engagement und Hilfspakete

Im aktuellen Themenjahr und angesichts des Überlebenskampfes der Christen im Nahen Osten beschränkt sich das GAW nicht auf die Herausgabe von Postkarten, sondern engagiert sich zunehmend in diesem Gebiet. So unterstützt das GAW ein Projekt der koptisch-presbyterianischen Kirche in Ägypten (ca. 100.000 Mitglieder). Mit dieser Hilfe soll das Salam Medical Center der presbyterianischen Kirche in der Nähe Kairos saniert werden. Das Team des Krankenhauses setzt sich aus Moslems und Christen zusammen, die rund 30.000 Patienten im Jahr bahendeln. Für viele bietet dies die einzige Möglichkeit ärztlicher Hilfe, da die Behandlungskosten im Salam Medical Center durch Spenden subventioniert werden.

Zudem hat das GAW mit Unterstützung des Evangelischen Missionswerks, der badischen und der rheinländischen Landeskirche inzwischen drei Hilfspakete für die evangelisch-presbyterianischen Gemeinden in Aleppo und Holms in Syrien auf den Weg gebracht. Für die kommenden Themenjahre sind weitere Postkartenserien geplant.