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Der Anfangsimpuls der Reformation galt der Reformierung von Glaube und Kirche. Während das Mittelalter von der Unverzichtbarkeit des Priesters als Heilsvermittler überzeugt war, sollten nach Luther Christen selbst in der Lage sein, die alles entscheidende Heilsbotschaft zu verstehen. Seine „sola“-Theologie (sola scriptura, sola gratia, sola fide – allein durch die Schrift, allein durch Gnade, allein durch Glaube) hatte deshalb weitreichende Konsequenzen für Theologie und kirchliches Leben. Die mittelalterliche Leistungsreligion war damit abgelöst und die maßgebliche Bedeutung des für das ganze Mittelalter beherrschenden Mönchtums wurde gebrochen. Die bis dahin überwiegende Arbeitsteilung, nach der die einen zu arbeiten und zu dienen hatten, während die „Berufenen" für sie beteten, wurde durch die Theologie Luthers aufgelöst. 

Luther beabsichtigte lediglich eine Reform der Kirche, nicht eine Neugründung oder gar eine Spaltung von der katholischen Kirche. Mit seiner Kritik an der bisherigen Praxis und den Missständen in der katholischen Kirche, wie dem Ablasshandel und dem Ämterkauf, traf er einen Nerv der Zeit. Sie erwies sich als derart grundlegend, dass sehr bald neue Kirchen und Konfessionen entstanden. Die wichtigsten Konfessionen, die aus der Reformation hervorgegangen sind, sind die Lutheraner und die Reformierten. 

Mit der Reformation und der einsetzenden Gegenreformation begann auch ein Jahrhundert der konfessionellen Kriege, die Millionen Menschen das Leben kostete und weite Teile Europas verheerten. Erst der Westfälische Frieden von 1648 beendete die Kämpfe der Christen untereinander und festigte zugleich die Spaltung entlang konfessioneller Linien.