Luther im Film – Ein Überblick

Bild zu Hans Sachs' „Die Wittembergisch Nachtigall, Die man yetz höret uberall“. Das Gedicht inspirierte zum Titel eines Lutherstummfilms. (Bild: Wikimedia Commons)

Die ARD hat mit „Katharina Luther“ einen Film ausgestrahlt, der erstmals Katharina von Bora in den Mittelpunkt stellt. Luthers Frau spielte in der Wahrnehmung der Reformation lange allerhöchstens eine Nebenrolle. Eigene Schriftzeugnisse sind von ihr nicht erhalten, wohl aber zahlreiche Briefe des Reformators Martin Luther an seine Frau. Im Gegensatz zu Katharina gibt es eine ganze Reihe filmischer Werke, die den Reformator zur Hauptfigur machen. luther2017.de stellt einige der Filme vor.

Luthers Filmkarriere begann wenig überraschend in Deutschland, und zwar mit dem Film „Doktor Martinus Luther“ von 1911. Mit 18 Szenen und einer Laufzeit von 20 Minuten war es ein für die damalige Zeit typischer Ein-Akter, der Film passte also auf eine Filmrolle. Leider ist der Film nicht erhalten, dargestellt wurde aber Luthers Leben, seine Heirat mit Katharina und sein Familienleben. 

Vor dem Ersten Weltkrieg hatte lediglich ein weiterer Film über Luther Premiere. Am 1. September 1913 wurde in Berlin „Die Wittenberger Nachtigall“ aufgeführt. Hier wird das Leben und Wirken des Reformators bis zur Heirat mit Katharina von Bora dargestellt. Der Film wurde im März 1921 verboten, durfte aber ab April wieder aufgeführt werden. Dabei war allerdings ein striktes Jugendverbot zu beachten. Begründet wurde das Verbot damit, dass der Film geeignet sei, religiöse Gefühle zu verletzen. Der Filmtitel bezieht sich auf ein Gedicht von Hans Sachs. 

Vier Stummfilme mit der Hauptfigur Martin Luther

Nach dem Ersten Weltkrieg dauerte es bis 1923 zum nächsten Lutherfilm. „Martin Luther“ ist ebenso verschollen wie „Doktor Martinus Luther“ von 1911. Erhalten ist lediglich das Manuskript des Films. Der Film wurde durch die Evangelische Kirche unterstützt. So wurde er durch die Evangelische Bilderkammer vertrieben. Erfolgreich war er allerdings nicht. Zwar wurde er bei der Gründung des Lutherischen Weltkonvents 1923 auf der Wartburg vorgeführt, Presse und Theologen konnte der Film aber nicht überzeugen. 1927 erschien „Luther – Ein Film der deutschen Reformation“, der vermutlich auf dem Manuskript von „Martin Luther“ basiert. Der Film zeigt einige fiktive Jugendszenen im Leben des Reformators und begleitet ihn bis zu seiner Rückkehr nach Wittenberg von der Wartburg. Die Uraufführung in Nürnberg am 17. Dezember 1927 gab „Anlaß zu schweren Auseinandersetzungen zwischen Vertretern des katholischen und des protestantischen Religionsbekenntnisses“, wie es in den Zensurunterlagen heißt. Am 14. Januar 2017 wurde der Film in einer restaurierten Fassung in der Passionskirche in Berlin-Kreuzberg aufgeführt, anschließend geht er auf Deutschlandtournee

1953 erschien der nächste Lutherfilm. „Martin Luther“ wurde wesentlich von amerikanischen Lutheranern finanziert, stellt aber die erste amerikanisch-deutsche Koproduktion nach dem Zweiten Weltkrieg dar. Der Film beginnt mit Luthers Eintritt in das Erfurter Augustinerkloster und endet 1530, dem Jahr der Überreichung der Confessio Augustana an Kaiser Karl V. Der Film wurde für zwei Oscars nominiert – Beste Kamera (Schwarz-Weiß) und Art Direction/Set Decoration – und von der Writer’s Guild of America als „Best Written American Drama“ nominiert. Das National Board of Review wählte „Martin Luther“ unter die Top Ten des Jahres 1953. Der Film ist im Internet Archive abrufbar.

1964, 1965 und 1968 wird John Osbornes Theaterstück „Luther“ von verschiedenen Fernsehanstalten verfilmt. Den Anfang macht 1964 die Australian Broadcasting Corporation, gefolgt 1965 von der BBC und 1968 von ABC aus den USA. Die ABC-Produktion ist zugleich der erste Lutherfilm in Farbe. Hier wird auch, entsprechend der Theatervorlage, Luthers Haltung zum Bauernkrieg thematisiert.

Die 1950er und 1960er waren die Zeit des Fernsehfilms

Mit „Der arme Mann Luther“ verfilmte der Westdeutsche Rundfunk 1965 ein gleichnamiges Hörspiel. Darin erscheint Luther auf dem Totenbett im Traum ein katholischer Mönch, der ihn zum Widerruf bringen will. Auch andere Gestalten aus Luthers Leben tauchen auf und ergreifen für die eine oder andere Seite Partei. Der Film endet mit Luthers Tod, ohne dass er widerrufen hätte. Die Kritik empfand die Übertragung des Stoffs vom Hörspiel ins Fernsehen als nicht gelungen.

1968 wagte sich der nächste deutsche Fernsehsender an einen Lutherfilm. „Der Reformator“ wurde vom ZDF produziert und hatte zum Reformationstag 1968 Premiere. Der Film konzentriert sich auf die Lebensphase zwischen Thesenveröffentlichung und Augsburger Reichstag 1530. Dabei wird auch die Leipziger Disputation thematisiert und Luthers Auftritt auf dem Reichstag in Worms gezeigt. Für den Film habe man sich auf historische Quellen und Sekundärliteratur gestützt, betonte der Regisseur. So entstand ein historisch akkurater Film, der allerdings schon seit längerem nicht mehr im Fernsehen zu sehen war. Auch eine Veröffentlichung auf DVD hat es nicht gegeben. 1968 erschien auch noch der jugoslawische Fernsehfilm „Disput u noći“, der ein Streitgespräch zwischen Luther und Erasmus von Rotterdam zeigt. 

1974 folgt eine weitere Filmfassung von Osbornes „Luther“, diesmal fürs Kino. Darin spielt Judi Dench die Rolle der Katharina von Bora. Ansonsten hält sich auch der Film recht genau an die Theatervorlage, inklusive historischer Ungenauigkeiten.

Kurz vor Luthers 500. Geburtstag wurde der Fernseh-Zweiteiler „Bruder Martin“ gedreht. Die deutsch-französische Koproduktion zeigt Luthers Leben von seiner Zeit im Augustinerkloster bis zur Rückkehr nach Wittenberg von der Wartburg. In Frankreich bereits 1981 ausgestrahlt, folgte die deutsche Premiere erst zwei Jahre später zu Luthers Geburtstag 1983. Begeisterung löste der Film allerdings nicht aus, zumindest nicht beim Rezensenten der Zeit, der findet: „Dieser ‚Bruder Martin‘ aus Frankreich ist ein furchtbarer Zweiteiler, bei dem eigentlich nichts stimmt und das Falsche noch nicht mal gut gemacht ist.“

Drei Luther-Filme zum 500. Geburtstag

Zum Luthergeburtstag gab es allerdings auf beiden Seiten der deutschen Teilung filmische Beiträge. Während das ZDF mit „Martin Luther“ einen „dokumentarischen Spielfilm“ zeigte, der in der Nürnberger Lorenzkirche gedreht wurde und eher eine abstrakte Darstellung der Ereignisse zeigte, produzierte das Fernsehen der DDR einen Fünfteiler. Mit 90 Minuten Lauflänge pro Folge ist diese Verfilmung die längste zum Thema Luther. Die Kritik zeigte sich auch in der Bundesrepublik beeindruckt und warf ARD und ZDF teilweise vor, nichts Vergleichbares zustande gebracht zu haben. Inzwischen ist die Filmreihe auf DVD erhältlich. Ebenfalls 1983 produzierte die BBC einen weiteren Fernsehfilm zu Luther. Darin wird sein Leben zwischen 1506 und 1522 thematisiert. 

2003 erschien die deutsch-britisch-amerikanische Koproduktion „Luther“ in den Kinos. Gespielt wird Luther hier von Joseph Fiennes und auch hier wird Luthers Leben vom Eintritt ins Kloster bis zum Reichstag zu Augsburg 1530 abgehandelt. Der Film spielte weltweit etwa 30 Millionen Dollar ein und ist der bisher letzte Luther-Film. Auch die Botschafterin des Rates der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) für das Reformationsjubiläum 2017, Margot Käßmann, hält den Film als Einstieg für eine Beschäftigung mit Luther für geeignet. Der Lutherfilm von 2003 „war gut und ist gut“, sagte sie im Interview mit nordbayern.de

Neben diesen Filmen gibt es natürlich noch viel mehr, in denen Luther auftritt, aber eben nicht als Hauptfigur. Darüber hinaus existiert eine Unmenge an historischen Dokumentationen, die sich mit dem Reformator, der Reformation oder schlicht dem Ende des Mittelalters beschäftigen.