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5. Lutherschulentreffen: Von Traumschulen und Fake News

Die Teilnehmer des 5. Lutherschulentreffens vor dem Historischen Waisenhaus der Franckeschen Stiftungen zu Halle (Foto: Stefan Matyba)

Rund 70 Schüler und Lehrer der Klassenstufen 8 bis 12 aus 8 Schulen und 5 Bundesländern beschäftigten sich im Rahmen des 5. Lutherschulentreffens mit dem Thema „Reformation und Bildung – Herausforderungen damals und heute“.

„Schade, dass es schon zu Ende ist!“ Diesen Satz hörten die Organisatoren des Lutherschulentreffens am vergangenen Mittwoch mehrfach. Denn an diesem Tag endete das nunmehr 5. Treffen seiner Art mit einer öffentlichen Abschlusspräsentation in den Franckeschen Stiftungen zu Halle, die die anwesenden Teilnehmer und Gäste zum Staunen, Nachdenken, Entdecken und Träumen einlud.

Intensive Arbeit in sechs verschiedenen Workshops

Während die Lehrer auf den Spuren der Reformation in Halle wandelten, erarbeiteten die rund 60 teilnehmenden Schüler an den beiden vorhergehenden Workshop-Tagen das Thema „Reformation und Bildung – Herausforderungen damals und heute“ in sechs Workshops auf ganz unterschiedliche Weise und mit viel Engagement.  

Schüler diskutieren über ihre "Traumschule" (Foto: Stefan Matyba)

Im Doppel-Workshop „Bildung und Reformen – Bildung für meine Zukunft“ (Leitung: Axel Große & Carsten Passin) setzten sich die Schüler mit den Bildungsbemühungen der Reformatoren um Martin Luther und Philipp Melanchthon auseinander und erarbeiteten gemeinsam, welche Reformen im heutigen Bildungssystem notwendig wären, um allen Kindern eine gute und gerechte Schulbildung zu ermöglichen. So sind der Mangel an Sozialpädagogen, sehr hoher Leistungsdruck und unzureichende Lehrerfortbildungen nur einige der Störfaktoren in Schulen, die die Schüler im Verlauf des Workshops am aktuellen Bildungssystem bemängelten. Schließlich stellten die Schüler im Rahmen der Abschlusspräsentation vor, wie die perfekte Schule – die „Traumschule“ – aussehen müsste: mit gegenseitigem Respekt und Toleranz auch gegenüber Schülern mit Migrationshintergrund, ausreichendem Lehrpersonal und Vertrauenslehrern, mehr praxisorientiertem Unterricht und einem eingeschränkteren Lehrplan, um letztendlich auch „den Druck von den Lehrern zu nehmen“.

Die Workshopteilnehmer treffen auf Vertreter unterschiedlicher Religionen. (Foto: Astrid Mühlmann)

Interessante Begegnungen versprach der Workshop „So ergibt das für mich Sinn. Religiosität und Bildung“ (Leitung: Steffen Weusten): Die Schüler trafen auf Gesprächspartner aus dem Islam und dem Buddhismus und lernten so die unterschiedliche Bedeutung von Religiosität und deren Auswirkungen auf das alltägliche Leben eines Moslems bzw. eines Buddhisten kennen. Die Ergebnisse ihrer Workshop-Arbeit präsentierten die Schüler in einem selbst produzierten Paper Clip, in dem sie schließlich resümierten: „Bildung ist nicht das Maß des Wertes eines Menschen“.

Die Eindrücke aus der Wunderkammer werden u.a. in Gedichten präsentiert. (Foto: Stefan Matyba)

Wunderlich und poetisch zugleich ging es im Workshop „Wie erklär ich mir die Welt – Wunderkammer in Worten“ (Leitung: Gerald Thiede) zu. Die Schüler erforschten eigenständig die Kunst- und Naturalienkammer („Wunderkammer“) der Franckeschen Stiftungen zu Halle und entdeckten vielerlei Sonderbares: ungarischen Käse, ein ausgestopftes Nil-Krokodil und einen tätowierten Fisch. Ihre Eindrücke verarbeiteten die Schüler in verschiedenen Präsentationsformen, darunter eine Nachrichten-Sendung mit Live-Schaltung aus der Wunderkammer, einem Poetry Slam und einem Gedichtvortrag mit Grafic Recording.

Drucken wie zu Luthers Zeiten im Workshop "Textes Du noch?" (Foto: Stefan Matyba)

Der Workshop „Textes Du noch oder lutherst Du schon? Worte die Treffen – bei Luther und heute“ (Leitung: Sven Hanson) näherte sich dem Thema Bildung über die Sprache, vor allem die Sprache in der Bibel. Nach einer kurzen Einführung in die Lutherbibel ging es dann handwerklich zur Sache: Die Schüler druckten ausgewählte Sprichworte nach historischem Vorbild mithilfe von Lettern und ergänzten diese durch selbst gestaltete (und natürlich selbst gedruckte) Bilder und Motive.

Die Workshopteilnehmer erörtern Ziele und Funktionsweise von Fake News. (Foto: Stefan Matyba)

Ein Thema von aktueller Brisanz griff der Workshop „Fake News – damals und heute“ (Leitung: Matthias Kasparick) auf. Die Schüler lernten, dass Fake News keine Erfindung von Donald Trump sind, sondern bereits zu Luthers Zeiten zur Manipulation von Meinungen genutzt wurden. Sie durchforschten das Internet nach Fake News und analysierten deren Funktionsweise und Ziele. Nach einem kurzen Ausblick, wie die Fake News der Zukunft aussehen könnten, ermahnten sie die Teilnehmer und Gäste der Abschlusspräsentation schließlich dazu, die Dinge stets zu hinterfragen und sich ständig selbst zu kritischem Denken anzuhalten.

Das Treffen wurde von den Schülern eigenständig mit der Kamera begleitet. (Foto: Stefan Matyba)

Auch in diesem Lutherschulentreffen ermöglichte ein Workshop den Schülern den Blick hinter die Kulissen der journalistischen Arbeit. In zwei Gruppen zogen die Schüler bewaffnet mit Zettel, Stift und Kamera von Workshop zu Workshop und dokumentierten so das Treffen selbstständig. Unter fachmännischer Anleitung von Luise Kotulla und Alexander Kühne wurde das Material dann schließlich geschnitten. Das Ergebnis konnte ich sehen lassen: Ein 5-minütiger Kurzfilm präsentierte bereits einen ersten Einblick in ein bundeslandübergreifendes Treffen, das den Schülern neben viel Arbeit auch viel Spaß und Gelegenheit zum Knüpfen neuer Kontakte bot.

Zum Hintergrund

Die Lutherschulentreffen werden seit 2010 erfolgreich alle zwei Jahre in verschiedenen Städten des Bundesgebietes (u.a. Erfurt, Meißen, Lutherstadt Wittenberg) durchgeführt. Dabei kommen Schüler und Lehrer aus dem gesamten Bundesgebiet zusammen, um sich in Workshops, Diskussionen und gemeinsamen Aktivitäten mit der Bedeutung der Reformation und ihren Fragestellungen für unsere heutige Gesellschaft zu befassen. Beteiligt sind vor allem Schulen, die entweder aufgrund ihres Namens oder aufgrund schulischer Projekte einen besonderen Bezug zur Reformation haben. Dabei wurde ein reges Netzwerk zwischen Schulen, Schülern und Lehrern aufgebaut.

Das 5. Lutherschulentreffen fand vom 17. bis 20. Juni 2018 in Halle (Saale) statt und wurde gemeinsam von der Staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017“, dem Landesinstitut für Schulqualität und Lehrerbildung Sachsen-Anhalt (LISA), den Frackeschen Stiftungen zu Halle sowie den Evangelischen Akademien Sachsen-Anhalt und Thüringen vorbereitet. Unterstützt wurde das Treffen durch die Landeszentrale für politische Bildung, das Stadtmarketing Halle (Saale) und das Canstein Bibelzentrum. 

Die Schüler präsentieren die Ergebnisse ihrer Workshoparbeit. (Foto: Stefan Matyba)

Den Abschluss des 5. Lutherschulentreffens bildete die öffentliche Präsentation der Workshopergebnisse am 20. Juni 2018 in den Franckeschen Stiftungen zu Halle. Der Direktor der Franckeschen Stiftungen, Thomas Müller-Bahlke, eröffnete die Veranstaltung mit einem Grußwort, Feedback und Dankesworte kamen u. a. von der Beigeordneten für Bildung und Soziales der Stadt Halle (Saale), Katharina Brederlow.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:luther2017.de Datum:22-06-18
Schlagworte:
Lutherschulentreffen, Halle (Saale), Reformation, Melanchthon, Bildung, Sachsen-Anhalt, Luther 2017

Info

5. Lutherschulentreffen 

17. bis 20.06.2018

Halle (Saale)

Ausführlichere Informationen sowie eine Bildergalerie und das Video zum Lutherschulentreffen 2018 finden Sie hier.

5. Lutherschulentreffen

Zu Beginn der Lutherdekade wurde in der AG „Schule und Bildung“ des Kuratoriums zur Vorbereitung des Reformationsjubiläums 2017 das „Lutherschulentreffen“ als ein Format entwickelt, um den Themenkomplex Reformation in Schulen zu platzieren und Kindern und Jugendlichen die Auswirkungen der Reformation näher zu bringen. Zu den Treffen kommen seit 2010 alle zwei Jahre Schüler und Lehrer aus dem Bundesgebiet zusammen, um sich in Workshops, Diskussionen und gemeinsamen Aktivitäten mit der Bedeutung der Reformation und ihren Fragestellungen für unsere heutige Gesellschaft zu befassen. Das 5. Lutherschulentreffen widmet sich dem Themenkomplex „Reformation und Bildung“ und findet vom 17. bis 20. Juni 2018 in Halle (Saale) statt.

Bildung

Bildung für alle – so könnte man den Anspruch von Philipp Melanchthon, dem „Lehrer der Deutschen“, zusammenfassen. Der Reformator war davon überzeugt, dass jeder die Bibel selbst lesen und sich mit seinem Glauben auseinandersetzen sollte, um ein mündiger Christ zu werden.

Lutherschulentreffen 2016

Das Lutherschulentreffen bringt Schulen mit namentlichem oder inhaltlichem Bezug zur Reformation zusammen. 2016 findet das Treffen in der Lutherstadt Wittenberg statt.

Themenjahr 2010

Das Jahr 2010 stand im Zeichen Philipp Melanchthons. Als Gedenkjahr erinnerte es an seinen 450. Todestag.

Halle (Saale)

In Halle residierte knapp 30 Jahre lang Martin Luthers größter Gegenspieler: Kardinal Albrecht, Erzbischof von Magdeburg und Mainz.

Franckesche Stiftungen zu Halle

Die vielen Impulse der Reformation gaben auch Jahrhunderte später noch Aufgaben auf. Ein Pfarrer sah sich in besonderem Maße Luthers Erbe verpflichtet: August Hermann Francke gründete 1698 die Franckeschen Stiftungen zu Halle.