Das Jahr 2010 stand im Zeichen Philipp Melanchthons. Als Gedenkjahr erinnerte es an seinen 450. Todestag. Der Mitstreiter Luthers tat sich vor allem als Professor und Bildungsreformer hervor. Sein Ehrenname „Praeceptor Germaniae“ (Lehrer Deutschlands) weist auf seine große Bedeutung für das deutsche Schulwesen hin.
Daher lag im Melanchthonjahr die Auseinandersetzung mit den Bildungsimpulsen der Reformation nahe. Demokratisierung von Bildung, Einheit von Glaube und Bildung sowie Grundlegung von Allgemeinbildung waren wichtige Ideen seiner Zeit. Dem an theologischer Klarheit wie dialogischem Gespräch interessierten Humanisten Melanchthon verdankt die evangelische Kirche auch die Confessio Augustana. Das Augsburger Bekenntnis von 1530 gilt ebenso wie seine Dogmatik loci communes als wichtige theologische Grundlage des Protestantismus.
Festakt im baden-württembergischen Bretten
Das Themenjahr 2010 stand unter dem Motto Reformation und Bildung. Es wurde (wie alle Themenjahre der Lutherdekade) am Reformationstag, mit einem Festgottesdienst durch Landesbischof Ulrich Fischer der Evangelischen Landeskirche Baden und dem Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, dem Freiburger Erzbischof Robert Zollitsch, eröffnet. Der Festakt fand diesmal in Bretten statt.
Das baden-württembergische Bretten mit dem Titel „Melanchthon-Stadt“ ist Geburtsort des evangelischen Theologen. So wurde 2010 besonders an den bekanntesten Sohn der Stadt erinnert. Neben Bretten lag der weitere Schwerpunkt der Vorträge, Konferenzen und Konzerte in der Lutherstadt Wittenberg. Dort lehrte der große Humanist an der Universität bis er am 19. April 1560 in der Stube seines Wittenberger Wohnhauses starb. Neben Martin Luther war Philipp Melanchthon eine treibende Kraft der kirchenpolitischen Reformation in Deutschland und Europa.
Literaturfestival in Wittenberg
Auch die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt mit dem Wittenberger Melanchthonhaus gedachte gemeinsam mit der Geschäftsstelle „Luther 2017 der EKD“ mit Veranstaltungen und Ausstellungen an den Reformator. Höhepunkt war das Festwochenende in der Lutherstadt Wittenberg vom 16. bis 19. April 2010 und das Literaturfestival zu Melanchthon vom 26. bis 29. August 2010. Dabei standen unter anderem ein Fernsehgottesdienst, Tagungen, Theaterstücke und Schreibwerkstätten zu Philipp Melanchthon auf dem Programm.
Eine Vielzahl von bundesweiten Veranstaltungen, Festwochen, Bildungskonferenzen und Melanchthontagungen, Vortragsreihen, Ausstellungen gestalteten neben Presseveröffentlichungen und künstlerischen Interventionen das bundesweite Melanchthonjahr 2010.