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Ohne die „Ernestiner“ kein Luthertum – Thüringer Landesausstellung erwartet 50.000 Besucher 

Die sechste Landesaustellung in Thüringen widmet sich einem Adelsgeschlecht, das über mehr als vier Jahrhunderte die Geschicke des europäischen Kontinents beeinflusste. Die „Ernestiner“ waren bedeutende Förderer der Reformation.

Theaterszene
Theaterszene mit Friedrich III und Luise Dorothea von Sachsen-Gotha-Altenburg um 1751 (Bild: J. F. Loeber / www.ernestiner2016.de)

Als „fulminanten Auftakt“ zum Reformationsjubiläum im kommenden Jahr sieht Thüringen seine Landesausstellung „Die Ernestiner. Eine Dynastie prägt Europa“, die am Sonntag, den 24. April, zeitgleich in Weimar und Gotha startet. Sie dürfe als wichtige Wegmarke bis zur Nationalen Sonderausstellung „Luther und die Deutschen“ im kommenden Jahr auf der Wartburg gesehen werden, erklärte Kulturminister Benjamin-Immanuel Hoff (Linke) am Mittwoch (20.4.16) in Weimar. Schirmherren der Ausstellung sind der belgische König Philippe und Bundespräsident Joachim Gauck.

Schutz des Protestantismus ein zentrales Anliegen

Die gemeinsam von der Klassik Stiftung Weimar und der Stiftung Schloss Friedenstein Gotha entwickelte Exposition soll bis zum 28. August eine Herrscherfamilie in den Mittelpunkt rücken, die über 400 Jahre die Geschicke Europas mitbestimmte. Während in Gotha die Familie der Ernestiner und deren Vernetzung in den kontinentalen Königshäusern in Großbritannien, Belgien oder Griechenland sowie das Territorium und die Kunst Schwerpunkte der Ausstellung sind, widmet sich Weimar dem Einfluss des Fürstenhauses auf Religion, Wissenschaft und das gesamte Reich.

Als einer der wichtigsten Vertreter des Adelsgeschlechts steht Kurfürst Johann Friedrich I. von Sachsen, genannt „der Großmütige“ (1503-1554). Er war treuer Anhänger des Luthertums und Förderer der Reformation. Im Schmalkaldischen Krieg verlor er die Kurfürstenwürde seines Hauses an die albertinische Linie Sachsens. Im Jahr 1548 gründete er eine neue Hohe Schule, um die lutherische Lehre zu bewahren – die spätere Universität Jena. „Nie war eine Dynastie so wichtig für das Luthertum wie die der Ernestiner“, fasst der Generaldirektor der Museen der Klassik Stiftung Weimar, Wolfgang Holler, diesen Aspekt zusammen.

Denn auch für die Nachfolger des Kurfürsten war der Schutz des Protestantismus stets ein zentraler Aspekt, aber auch ein Mittel zur Demonstration dynastischer Legitimität. „Es ist gut, in dieser Ausstellung die Stimme der Herrschaft zu hören“, erklärte Thüringens Reformationsbeauftragter Thomas Seidel. Bis zur Ausstellung auf der Wartburg würden aber noch viele andere Stimmen zu hören sein; diese Vielstimmigkeit aus den einzelnen Gemeinden zeige, dass das Reformationsjubiläum kein „von oben verordnetes Fest“ sei.

Herzog Ernst I.
Herzog Ernst I. von Sachsen-Gotha-Altenburg (Bild: www.ernestienr2016.de)

Panorama einer bedeutenden europäischen Dynastie

„Die Reformation, die Berufung Goethes und Schillers nach Weimar und Jena und die Einführung der ersten frühdemokratischen Verfassung in einem deutschen Territorium 1816 sind nicht nur untrennbar mit der ernestinischen Dynastie verbunden, sondern haben bis heute geschichtskulturelle und damit gesellschaftliche Bedeutung für die gesamte Bundesrepublik“, erklärte Minister Hoff.

Insgesamt zeigt die Schau auf insgesamt 4.000 Quadratmetern Ausstellungsfläche etwa 600 Exponate. An vier authentischen Standorten der Ernestiner – dem Neuen Museum Weimar, dem Schlossmuseum Weimar, dem Herzoglichen Museum Gotha und dem Schloss Friedenstein – wollen die Veranstalter das Panorama einer bedeutenden europäischen Dynastie entfalten.

Für Gothas Oberbürgermeister Knut Kreuch (SPD) war eine Landesaustellung in seiner Stadt überfällig. „Wir haben lange darauf gewartet“, sagte er. Zur inzwischen sechsten Landesausstellung werden an beiden Standorten etwa 25.000 Besucher erwartet. Ob auch der belgische König nach Gotha kommt, ist noch offen. Diskrete Absprachen dazu liefen, sagte Martin Eberle, der Direktor der Stiftung Schloss Friedenstein. Er empfahl, sich über die sozialen Medien – etwa über den Hashtag #ernestiner2016 – über die aktuellen Entwicklungen auf dem Laufenden zu halten.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:epd Datum:22-04-16
Schlagworte:
Landesaustellung in Thüringen, Ernestiner

Die Ernestiner 2016

Kurz vor dem 500. Reformationsjubiläum widmet Thüringen – ein Kernland der Reformation – seine Landesausstellung den Ernestinern, deren Einsatz für Martin Luther die Reformation erst ermöglichte.

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