Luther und Gotha
Die ehemalige Residenzstadt Gotha des Herzogtums Sachsen-Gotha-Altenburg blickt auf eine lange Geschichte im Zusammenhang mit der Reformation zurück. Martin Luther pflegte ganz persönliche Beziehungen zur Stadt. Er weilte mehrere Male in Gotha, so bereits 1515, als er zum Distriktsvikar der Augustiner-Eremiten gewählt wurde. Als junger Reformator predigte er dann 1521 auf der Fahrt von Wittenberg zum Reichstag in Worms mehrfach unter großer Anteilnahme der Bevölkerung in der Augustinerkirche. Es dauerte nicht lange, bis der Pfarrer der Margaretenkirche, Johann Langenhan, die neue Lehre 1522 von der Kanzel herab den Gläubigen verkündigte. Dieses Datum gilt als Beginn der Reformation in Gotha. Wenige Monate nach dem sogenannten Gothaer Pfaffensturm, der sich auch gegen die herrschenden Verhältnisse in den zahlreichen Klöstern richtete, wurde Friedrich Myconius im August 1524 als erster evangelischer Pfarrer nach Gotha berufen. Er leitete wesentliche Reformen des Kirchen- und Schulwesens ein, so die Neugründung der Lateinschule im humanistisch-reformatorischen Sinne, die später unter Andreas Reyher zum bekannten Gymnasium Illustre weiterentwickelt wurde.
Myconius war eng mit Luther befreundet und wurde zu einer zentralen Figur für die weitere Verbreitung und Befestigung der Reformation in Thüringen. Er wirkte an zahlreichen Kirchen- und Schulvisitationen an vielen Orten in Deutschland mit. Als Luther 1537 auf dem Rückweg von der Tagung des Schmalkaldischen Bundes schwer erkrankte, kam er erneut in die Stadt und verfasste hier unter dem Eindruck, sterben zu müssen, das sogenannte Gothaer Testament. Seinem Freund Myconius gegenüber äußerte er sogar den Wunsch, hier in Gotha, und nicht etwa in Wittenberg, begraben zu werden. Aufgrund seiner Genesung und Rückkehr nach Wittenberg blieb dieser Wunsch jedoch unerfüllt.