Johannes a Lasco, polnisch Jan Laski, entstammte dem reichen polnischen Adel. Die Erziehung des Jungen übernahm sein Onkel, der Erzbischof von Gnesen und Oberhaupt der polnischen Kirche, Jan a Laski der Ältere. So wuchs a Lasco in Krakau auf, studierte in Italien und erhielt, noch vor seiner Rückkehr nach Polen 1519, seine ersten Pfründe, die ihm hohe Einnahmen brachten. 1521 wurde a Lasco zum Priester geweiht und zum königlichen Sekretär ernannt. An der Bischofskirche seines Onkels in Gnesen wurde er Dekan.
„Erasmus hat mich erstmals in wahre Religion eingeführt“
1524 begegnete a Lasco Ulrich Zwingli in Zürich und besuchte in Basel Erasmus von Rotterdam. Der Humanist Erasmus beeindruckte den jungen a Lasco, sodass er 1525 in sein Haus zog und für ein halbes Jahr bei ihm lebte. In einem Brief an Heinrich Bullinger, den Nachfolger Zwinglis in Zürich, schrieb a Lasco: „Erasmus hat mich dazu gebracht, dass ich mich mit Theologie beschäftige, ja, er hat mich erstmals in wahre Religion eingeführt." A Lasco kaufte die Bibliothek des „christlichen Humanisten", die ihm nach dem Tod des Erasmus in drei Fässern verstaut zugesandt wurde.
Basel musste a Lasco verlassen, als sein Onkel ihn zu einer diplomatischen Mission nach Italien rief. Diese erübrigte sich jedoch und a Lasco kehrte 1526 nach Polen zurück. Dort stieg er zum Probst in Gnesen auf. Mit großer Leidenschaft widmete er sich weiterhin seinen humanistischen Studien. So sandte a Lasco etwa Kuriere nach Russland, um in dortigen Bibliotheken verlorene griechische Handschriften suchen zu lassen.
Ende der kirchlichen Karriere in Polen
1527 stürzte sich a Lasco an der Seite seines Bruders Hieronymus in ein Abenteuer auf internationalem politischem Parkett. Er beteiligte sich diplomatisch zehn Jahre lang am Kampf um die Thronnachfolge in Ungarn – zunächst gegen Habsburg, später auf dessen Seite. Dieser Konflikt zehrte stark an den Finanzen der Familie a Lasco, ließ Johannes a Lascos persönliche Beziehung zu dem pazifistisch gesonnenen Erasmus abkühlen und beendete seine kirchliche Karriere in Polen. Der von ihm selbst ersehnte Bischofsstuhl wurde a Lasco nicht mehr angetragen.
Neue Herausforderungen warteten auf ihn: 1537 reiste a Lasco zunächst nach Leipzig zu Philipp Melanchthon und ging dann mit dem niederländischen Mönch und Theologen Albert Hardenberg nach Löwen, wo er Kontakt aufnahm zu protestantischen Kreisen und als erster polnischer Kleriker heiratete. Als die Nachricht von seiner Eheschließung Polen erreichte, wurden ihm die Einkünfte aus seinen geistlichen Ämtern entzogen. Vor der Inquisition musste a Lasco nach Emden fliehen, das außerhalb des habsburgischen Herrschaftsgebiets lag. Nachdem sein erneuter Versuch, in der polnischen Kirche reformierend tätig zu werden, gescheitert war, nahm a Lasco 1542 das ihm von Gräfin Anna angebotene Amt des Superintendenten für Ostfriesland an.
Gemeindeaufbau in Ostfriesland und London
A Lasco begann, die ostfriesischen Kirchen zu ordnen und die Gemeinden klar abzugrenzen gegenüber den Klöstern und den Täufern. Er ließ Altäre und Bilder aus den Kirchen entfernen und rief den Coetus der ostfriesischen Prediger ins Leben. Bei strittigen Fragen rund um das Abendmahl gelang jedoch unter diesen evangelischen Pastoren keine Einigung und der Coetus wurde zu einer Versammlung allein der reformierten Pastoren, der als solcher bis heute besteht.
Im Zuge des Augsburger Interims nach der militärischen Niederlage der Protestanten im Schmalkaldischen Krieg wurden den Evangelischen nur die Priesterehe und der Laienkelch zugestanden. Die reformierte Form des Glaubens wurde nicht anerkannt. A Lasco musste 1549 Emden verlassen und wurde Superintendent der Flüchtlingsgemeinden in London. Dort schuf er die Londoner Gemeindeordnung, sein theologisches Hauptwerk. In Aufnahme von Calvins Gedanken profilierte er die Gemeindediakonie und richtete ein „Amt der Tische für die Bedürftigen" ein.
Flucht vor der Protestantenverfolgung in England
Als unter Maria I. die Protestantenverfolgung in England begann, flüchtete a Lasco mit 170 Gemeindegliedern auf Schiffen gen Dänemark. Dort fanden die Flüchtlinge jedoch keine Aufnahme, da sie nicht bereit waren, sich der lutherischen Kirchenordnung zu unterwerfen. A Lasco reiste daher zurück nach Emden, wo sich die politische Situation mittlerweile entspannt hatte und er 1553 wieder freundlich empfangen wurde. 1554 erschien der „Kleine Emder Katechismus", von a Lasco und dem Emder Prediger Gellius Faber gemeinsam herausgegeben.
1555 verließ a Lasco Emden endgültig. Kurze Zeit wirkte er in Frankfurt. Es gelang ihm in Deutschland jedoch nicht, nach dem Augsburger Religionsfrieden in der Abendmahlsfrage mit den Lutheranern eine Übereinkunft zu finden. A Lasco kehrte zurück nach Polen, wo er von Pinczów aus die Verbreitung und Stärkung des Protestantismus förderte. Polen blieb jedoch ein überwiegend katholisches Land. 1560 starb Johannes a Lasco in Pinczów.