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Girolamo Savonarola: Kirchen- und Gesellschaftskritiker

Fra Bartolommeo: „Girolamo Savonarola“. Öl auf Holz, um 1498. (Bild: Wikimedia Commons)

Das Wormser Lutherdenkmal gilt – neben dem internationalen Reformationsdenkmal in Genf – als das größte Reformationsdenkmal der Welt und ist sicher eines der bekanntesten. Neben dem Reformator Martin Luther selbst sind hier auch Weggefährten Luthers verewigt, etwa Melanchthon oder Friedrich der Weise. Weitere Figuren stellen andere Kirchenreformer dar, die teilweise schon Jahrhunderte vor Luther lebten. Dazu gehören neben Jan Hus auch Girolamo Savonarola, Petrus Valdes und John Wyclif. Im zweiten Teil der Reihe geht es nun um den Italiener Savonarola. 

Girolamo Maria Francesco Matteo Savonarola wurde am 21. September 1452 in Ferrara in der Region Emilia geboren. Er war das dritte von sieben Kindern eines Bankiers und Geschäftsmanns. Gefördert von seinem Großvater, einem erfolgreichen Arzt, erwarb er zunächst – wie üblich – den akademischen Grad des Magister Artium und begann dann ein Medizinstudium. 1475 trat er jedoch in das Dominikanerkloster San Domenico in Bologna ein. Seinem Vater begründete er das mit dem Wunsch, „nicht wie ein Tier unter Schweinen, sondern als rationales Wesen“ leben zu wollen.

In Bologna absolvierte er das studium generale des Ordens und wurde anschließend 1477 zum Diakon geweiht. In seinen Predigten forderte Savonarola eine grundsätzliche Kirchenreform und prangerte auch die Dekadenz und Verkommenheit der herrschenden Schichten an. Ende der 1480er Jahre nahmen seine Predigten eine zunehmend endzeitliche Prägung an. Zwischenzeitlich hatte Savonarola bereits in Florenz gewirkt, war dann aber von dort abberufen worden. 

Tätigkeit in Florenz

Auf Drängen von Lorenzo de’ Medici kehrte er jedoch 1490 in die Stadt am Arno zurück, wo er zunächst als Lektor tätig war und 1491 – mit Unterstützung durch Piero de’ Medici, Lorenzos Sohn – zum Prior des Konvents San Marco gewählt wurde. Die Unterstützung der Medici ist verwunderlich, denn Savonarola prangerte nicht nur Missstände in der Kirche, sondern auch Reichtum und ungerechte Herrschaft an. Auch die Ausrichtung des Humanismus der Renaissance an Idealen der Antike war ihm ein Dorn im Auge.

Cristofano dell'Altissimo: „Porträt Papst Alexanders VI.“. (Bild: Wikimedia Commons)

An der Vertreibung der Medici aus Florenz war Savonarola durchaus beteiligt, allerdings stand sie im größeren Zusammenhang mit französischen Ansprüchen auf den Thron des Königreichs Neapel. Im französischen König Karl VIII. sah Savonarola einen Heilsbringer, der das Zeitalter Karls des Großen beenden und die Apokalypse einleiten würde. Auch aus diesem Grund schlug sich Savonarola auf die Seite der Franzosen. In Florenz führte er eine Volksregierung ein, die die Franzosen protegierten. Allerdings stand Savonarolas Florenz bald isoliert gegen die Mehrheit der italienischen Städte – und auch den neu gewählten Papst Alexander VI.

Fegefeuer der Eitelkeiten

Der Papst untersagte Savonarola 1495 das Predigen, woran sich dieser allerdings nur kurze Zeit hielt. Im Februar 1497 beschlagnahmten Kinder und Jugendliche auf sein Geheiß in Florenz alles, was als Zeichen von Dekadenz und Verkommenheit gewertet werden konnte: Schriften, Pornographie, aber auch Musikinstrumente, Gemälde, Spielkarten oder Spiegel. Diese wurden an Karneval in einem „Fegefeuer der Eitelkeiten“ verbrannt. Diese und weitere Exzesse nahm Alexander VI. schließlich zum Anlass, Savonarola zu exkommunizieren.

Dessen Forderungen nach einer Rückkehr zu mehr Bescheidenheit in der Kirche und einer stärkeren Orientierung am Ordensgelübde und die damit verbundene Kirchenkritik waren zwar auch problematisch, eine größere Rolle dürften aber die pro-französische und damit anti-päpstliche Haltung Savonarolas gespielt haben. Da Savonarola immer wieder andeutete, durch Wunder seine göttliche Mission belegen zu können, wurde er schließlich zu einer Feuerprobe herausgefordert. Ständige Verzögerungen und schließlich Regen führten zu einer Absage der Feuerprobe, in deren Folge ein Mob versuchte, das Konvent San Marco zu stürmen. Savonarola und zwei seiner Brüder wurden schließlich verhaftet und am Morgen des 23. Mai 1498 als Ketzer erhängt und verbrannt. Ihre Asche wurde im Fluss Arno verstreut.