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Kuratoren stellen vor: „Benjamin Lay“

Philipp Steinkamp, einer der Kuratoren von „Der Luthereffekt“, über das dort ausgestellte Gemälde „Benjamin Lay“.

„Benjamin Lay“, William Williams Sr., 1750–1758, Öl auf Mahagoni. (Bild: © National Porträt Gallery, Washington D.C.)

Die Quäker nahmen in der transatlantischen Antisklavereibewegung eine Führungsrolle ein. Einer der ersten abolitionistisch gesinnten Quäker war der in England geborene Benjamin Lay (1682–1759). Er erlebte auf Barbados die Grausamkeiten der Sklaverei. Als er begann, vor Sklaven zu predigen und sie mit Essen zu versorgen, wurde er ausgewiesen. In seiner neuen Heimat Pennsylvania war Sklavenhaltung auch unter Quäkern weit verbreitet. Lay setzte seinen Kampf gegen die Sklaverei mit Traktaten und spektakulären Protestaktionen fort. 

Nach seiner Auffassung widersprach der Besitz von Sklaven der Überzeugung, vor Gott seien alle Menschen gleich. Obwohl dies ein Grundprinzip aller Quäker war, erfuhr Lay vielfach Ablehnung und wurde mehrfach aus Quäker-Treffen ausgeschlossen. Für einige Quäker wurde er jedoch zum Vorbild. Das Verbot des Sklavenhandels durch das Philadelphia Yearly Meeting of Friends 1758 ist auch auf sein Wirken zurückzuführen. 

Das Porträt zeigt den kleinwüchsigen, buckligen Lay in der betont schlichten Kleidung (plain dress) der Quäker vor der Erdhöhle, die er sich selbst zum Meditieren eingerichtet hatte. Der Korb mit Früchten neben ihm verweist auf seine vegetarische Ernährungsweise, die Schrift in seinen Händen empfiehlt Mäßigung. Das Bildnis befand sich im Besitz von Benjamin Franklin (1706–90), der in seiner Druckerei auch Schriften Lays verlegte. 

Es ist mein Lieblingsobjekt, denn:

  • vielleicht etwas verschroben, nicht selten nahe an der Radikalität, ist Benjamin Lay ein eindrucksvolles Zeugnis für eine Person, die Konsequenzen aus ihren tiefsten religiös-moralischen Überzeugungen zieht,
  • an dem Quäker und Abolitionisten kann aufgezeigt werden, wie Glaubensüberzeugungen konkrete Veränderungen in der Welt bewirken können, steht er doch am Anfang der Antisklavereibewegung, die zu einem transatlantischen, schichtenübergreifenden Massenphänomne werden sollte.

In der Rubrik „Kuratoren stellen vor“ schreiben die Kuratoren der Nationalen Sonderausstellungen auf luther2017.de in loser Folge über einzelne Exponate aus den Schauen. Ausgewählt wurden die Ausstellungsstücke von den Autoren der Texte selbst.