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Francke-Feier 2018 Eröffnung des kulturellen Jahresprogramms der Franckeschen Stiftungen

August Hermann Francke (1663-1727) war evangelischer Theologe, Pädagoge und Hauptvertreter des Halleschen Pietismus. Im Jahr 1698 gründete er die bis heute bestehenden Franckeschen Stiftungen. Hier wird jedes Jahr der Geburtstag des Gründers gefeiert. In diesem Jahr gibt ein besonderes Jubiläum das Thema des Jahresprogramms vor: „Bewegte Zeiten. Zur Geschichte und Zukunft des Reisens“.

„Die Zukunft des Reisens“ von der Künstlerin Larissa Hoff (© Franckesche Stiftungen)

Reform der Reform

Francke gilt als der bekannteste Schüler Philipp Jacob Speners, dem Begründer des lutherischen Pietismus. Spener rückte, in Abgrenzung zur lutherischen Orthodoxie, den Einzelnen ins Zentrum des Glaubens und wies ihm eine eigenständige religiöse Autorität zu. Außerdem sah er die Verlagerung vom Glaubenswissen zur Glaubenstat vor.

Es ist demnach nicht weiter verwunderlich, dass Vertreter des Pietismus sich in der öffentlichen Armenversorgung und dem Schulwesen oder durch die Gründung eigener Anstalten einbrachten. So gründete Francke in Halle an der Saale ein Waisenhaus, aus dem umfangreiche pädagogische und wissenschaftliche Anstalten mit vielen verschiedenen Zweigen hervorgingen — die Franckeschen Stiftungen. 

Auf Franckes Wirken geht aber auch die Dänisch-Hallesche Mission zurück. Bartholomäus Ziegenbalg und Heinrich Plütschau waren 1705 die ersten evangelischen Missionare, die nach Indien aufbrachen. Der dänische König Friedrich IV. hatte sie beauftragt, in der Handelskolonie eine lutherische Missionsstation aufzubauen. Die Erfahrungen einer derart langen Reise und das Wissen um das Leben in der Ferne haben dem modernen Reisen den Weg bereitet. 

Zur Geschichte und Zukunft des Reisens

Die Franckeschen Stiftungen laden am Wochenende vom 16.-18. März zu einem Festprogramm anlässlich des Geburtstages des Stiftungsgründers. Schon am Freitag erwartet die Besucher ein erster Höhepunkt und entführt sie nach Tranquebar an der Südostküste Indiens, wo einst die beiden Missionare gelandet waren. Hier haben die Stiftungen mit zahlreichen Partnern ein Museum zur Geschichte des interkulturellen Dialogs etabliert. Ab 19.00 Uhr werden Kurzfilme und eine Fotodokumentation vom Aufbau des Museums, den Gegebenheiten vor Ort und dem neuen Ansatz in der Entwicklungszusammenarbeit des Projektes erzählen. Jasmin Eppert, die Projektkoordinatorin vor Ort, begleitet den Abend von Tranquebar aus und beantwortet in einer Live-Schaltung Fragen zur Zukunft des Museums. 

Mit dem Festvortrag „Über das Reisen“ wird einer der bekanntesten Reiseschriftsteller, Ilija Trojanow, am Samstag um 11.00 Uhr das Jahresprogramm und die Jahresausstellung eröffnen. Den ganzen Tag über wird es außerdem frischgebackenes Brot aus dem historischen Backofen geben. Am Nachmittag können die kleinen Besucher auch mit anpacken oder sich an Geschicklichkeitsabenteuern, einer Siebdruckwerkstatt und Polaroidbilder-Experimenten ausprobieren. Am Sonntag wird wird der neue Stiftungspfarrer, Friedrich Wegner, während eines großen Festgottesdienstes ab 10.00 Uhr in der Marktkirche in sein neues Amt eingeführt.

Anlass und Thema des diesjährigen Jahresprogramms beziehen sich auf ein weiteres Jubiläum: Vor 300 Jahren, nämlich vom 16. bis 19. März 1718, befand sich August Hermann Francke auf dem Heimweg seiner berühmten „Reise ins Reich“, einer neunmonatigen Reise nach Süddeutschland, in der sein Reformwerk ein enormes öffentliches Interesse erfahren hatte. Mit „Bewegte Zeiten. Zur Geschichte und Zukunft des Reisens“ wollen die Kuratoren aber auch die heutige Komplexität des Reisens und aktuelle Themen wie Migration, Tourismus, Kulturaustausch und Ökologie ansprechen.

Reiseblogger des 18. Jahrhunderts

Die Jahresausstellung „Durch die Welt im Auftrag des Herren. Reisen von Pietisten im 18. Jahrhundert“ ist Franckes Mitarbeitern und Schülern durch die ganze Welt auf der Spur. In sieben Ausstellungsräumen wird untersucht, welche Gründe die Pietisten im 18. Jahrhundert für ihre Reisen hatten, wie akribisch sie sich darauf vorbereiteten und welche Vorteile ihnen das weitverzweigte Netzwerk Franckes bot.

Zahlreiche Wörterbücher, zweisprachige Texte und Dialoge sowie Übersetzungen für den Verlag des Waisenhauses zeugen noch heute von der zentralen Bedeutung, die das Erlernen von Fremdsprachen für den Halleschen Pietismus hatte. Vor Ort wurden Gegenstände gesammelt und mit einer ausführlichen Beschreibung nach Halle geschickt. Nicht selten sind sie in die Sammlung der Kunst- und Naturalienkammer der Franckeschen Stiftungen eingegangen.

Seien Sie dabei, wenn sich die Türen der Jahresausstellung am Samstag erstmalig öffnen und die Ausstellungskuratoren Sie auf Erkundungs-, Pilger- und Missionsreisen in die Niederlande, den Orient, bis nach Indien und auf  Medikamenten-Expedition um die ganze Welt mitnehmen.

Informationen

Autor:luther2017.de Datum:14-03-18
Schlagworte:
Francke, Pietismus, Halle, Reisen

Info

Daten zur Veranstaltung

Termin: 16. bis 18. März

Ort: Haus 28 – Informationszentrum und Museumskasse (Franckeplatz 1, 06110 Halle (Saale))

Einrichtungen: Museum/ Ausstellung, Kinderkreativzentrum Krokoseum, Informationszentrum der Franckeschen Stiftungen

Der Eintritt bzw. die Teilnahme ist kostenfrei.

Alle nötigen Informationen und das vollständige Programm finden Sie hier.

Franckesche Stiftungen zu Halle

Die vielen Impulse der Reformation gaben auch Jahrhunderte später noch Aufgaben auf. Ein Pfarrer sah sich in besonderem Maße Luthers Erbe verpflichtet: August Hermann Francke gründete 1698 die Franckeschen Stiftungen zu Halle.