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Reformatorische Ideen von Halle in die Welt getragen

Die Franckeschen Stiftungen zu Halle sind eine Kultur-, Bildungs- und Wissenschaftseinrichtung, die sich den sozialen und pädagogischen Impulsen der Reformation verpflichtet fühlt. Sie wurden 1698 von August Hermann Francke als eine Schulstadt vor den Toren von Halle gegründet. Die Stiftungen entwickelten sich zum Zentrum eines weltumspannenden Korrespondenz- und Aktionsnetzes, das die Reformpläne des Halleschen Pietismus weltweit verbreitete. Das baulich einmalige Ensemble ist bis heute erhalten und beherbergt derzeit rund 50 Einrichtungen, die mit den Ideen und dem Werk Franckes in enger Beziehung stehen.

Pietistische Frömmigkeit und progressive Pädagogik

Der Pfarrer und Universitätsprofessor August Hermann Francke (1663-1727) sah sich ganz in der Nachfolge Martin Luthers und machte es sich zur Aufgabe, das reformatorische Erbe zu vollenden.

August Hermann Francke
August Hermann Francke (Gemälde von Antoine Pesne). (Foto: Ingo Gottlieb)

Er verband pietistische Frömmigkeit mit progressiver Pädagogik und machte die von Luther angestoßene Bildungsoffensive, die Verbreitung der Bibel und die Reformen des Sozialwesens zu wichtigen Zielen seines Wirkens.

Ein von ihm gegründetes Waisenhaus war die Keimzelle der späteren Franckeschen Stiftungen. Die erste protestantische Mission, die Diakonie, die Realschule in Deutschland, Millionen deutschsprachiger Volksbibeln und eine Vielzahl der gängigen evangelischen Kirchenlieder haben hier ihren Ausgangspunkt.

Ausgestopfte Tiere und Schulgärten

Franckes pädagogisches Konzept war umfassend und revolutionierte mit der Einführung des Realienunterrichts das Schulsystem. Alle gesellschaftlichen Schichten bedenkend, erhielt vom Waisenkind bis zum adligen Zögling jeder Schüler eine lebensnahe Ausbildung, in dem nicht theoretisch, sondern anhand von „Realien“ wie Modellen, ausgestopften Tieren, wissenschaftlichen Geräten, naturkundlichen Objekten und mittels praktischer handwerklicher Tätigkeiten in Werkstätten und Schulgärten unterrichtet wurde. Das Schulsystem war durchlässig. Die Kinder wurden in ihrem Lernalltag individuell beobachtet und konnten je nach Begabung auch in die höhere Schulform wechseln.

Dabei hatte August Hermann Francke früh die Notwendigkeit der Professionalisierung des Lehrstandes erkannt und bildete in der Folge einen Teil seiner Theologiestudenten systematisch zu Lehrern aus. Diese Aufgabe institutionalisierte er mit der Gründung des ersten Lehrerbildungsseminars in Deutschland im Jahr 1696 und trug so maßgeblich zur Entstehung des Lehrerberufs bei.

Lehr-, Lern- und Lebensort für mehr als 4000 Menschen

Bis ins 19. Jahrhundert haben sich die Stiftungen als Schulstadt etabliert und bestanden bis 1946 als christliche und humanistische Einrichtung. Zwischen 1946 und 1991 hatten sie ihre Selbstständigkeit verloren.

Die Franckeschen Stiftungen in Halle
Die Franckeschen Stiftungen in Halle. (Foto: Fechner)

Seit 1991 sind die Franckeschen Anstalten wieder als öffentlich-rechtliche Stiftung aufgestellt und werden seither mit viel Engagement wieder aufgebaut als Zentrum kultureller, wissenschaftlicher, pädagogischer, sozialer und christlicher Einrichtungen. Auf dem Komplex sind heute Schulen und Kindergärten, ein Kinderkreativzentrum, ein Haus der Generationen, eine Jugendwerkstatt, ein Bibelzentrum, traditionsreiche Gewerbebetriebe, Archive, Bibliotheken, museale Einrichtungen sowie universitäre und außeruniversitäre Forschungseinrichtungen angesiedelt. Mehr als 4000 Menschen lernen, lehren, arbeiten und leben heute wieder in den Franckeschen Stiftungen.

weiterführende Informationen

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