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Das Reformationsjubiläum ist eröffnet! Mit Festgottesdiensten und Feiern hat das Jubiläumsjahr zu 500 Jahren Reformation begonnen.

Festakt im Konzerthaus
Mit einem Festakt im Konzerthaus am Gendarmenmarkt wurde das Reformationsjubiläum eröffnet (Bild: Frank Nürnberger / © Staatliche Geschäftsstelle „Luther 2017“)

Bis heute symbolisiert die Veröffentlichung von Luthers Thesen am 31. Oktober 1517 den Beginn der Reformation, einem zentralen Ereignis der deutschen Geschichte. Ihre religiösen, gesellschaftlichen, politischen und kulturellen Auswirkungen erlangten weltgeschichtliche Bedeutung – und hallen bis heute nach. In Berlin haben am Reformationstag zahlreiche Vertreter aus Kirchen und Politik an dieses Ereignis erinnert und mit Festgottesdienst und Festakt das Festjahr zum 500. Reformationsjubiläum 2017 eröffnet. Die feierliche Veranstaltung im Konzerthaus am Gendarmenmarkt stand im Zeichen von Toleranz, Vielfalt, Freiheit, aber auch reformatorischer Verantwortung: Zum Reformationsjubiläum hat Bundespräsident Joachim Gauck zu mehr Mitmenschlichkeit aufgerufen.

Joachim Gauck
Festredner Bundespräsident Joachim Gauck (Bild: Frank Nürnberger / © Staatliche Geschäftsstelle „Luther 2017“)

Bundespräsident über die Gnade

Der Bundespräsident würdigte die Reformation in seiner Festrede als prägend für das heutige Gemeinwesen. So gäbe es ohne die Initialzündung der Reformation weder die Freiheit des Glaubens und des Gewissens noch die unveräußerlichen Grundrechte. Dabei hob Gauck hervor, welche zentrale Rolle in freien Gesellschaften dem mündigen und selbständigen Bürger zukommt, der „im Letzten nur seinem Gewissen gegenüber verantwortlich“ ist. 

Das wichtigste Wort der Reformation sei nach Ansicht des Bundespräsidenten wohl „Gnade“ gewesen. Gerade heute habe die Gesellschaft „nichts so nötig wie Gnade“. Gauck beklagte, es mache sich „ein Ungeist der Gnadenlosigkeit breit, des Niedermachens, der Selbstgerechtigkeit, der Verachtung“. Der Bundespräsident rief daher in seiner Rede zu mehr Mitmenschlichkeit auf. Denn selbst wer nicht an die Gnade Gottes glaube, könne und solle gnädig mit sich selbst und anderen umgehen. In Zeiten, in denen im Internet nicht Nächstenliebe und Friedfertigkeit, sondern Wut und Hass gepredigt werden, sei das keine überflüssige Mahnung.

Karten der Reformation
Vor dem Konzerthaus am Gendarmenmarkt wurden die „Karten der Reformation" ausgelegt (Bild: Frank Nürnberger / © Staatliche Geschäftsstelle „Luther 2017“)

„Ein Kulturereignis von Weltrang“

An diesem Abend wurden aber auch die dunklen Seiten des Reformators nicht verschwiegen. „Martin Luther irritiert, provoziert und fordert uns heraus – bis heute“, fand Kulturstaatsministerin Monika Grütters (CDU) klare Worte über den Reformator. So könne man Luther zwar wegen seiner Einstellung bewundern oder auch wegen seinen Tiraden gegen Andersdenkende und Andersgläubige verabscheuen, aber „ignorieren kann man ihn nicht“, so Grütters. Dennoch stellt angesichts der enormen geistigen und politischen Prägekraft der Reformation, die weit über die Grenzen Deutschlands hinaus gehe, das Reformationsjubiläum für die Ministerin, deren Ressort die staatlichen Projekte zum Jubiläum koordiniert, ein „Kulturereignis von Weltrang“ dar. 

Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), der zum Festakt in das Konzerthaus eingeladen hatte, ging ebenfalls auf die herausragende Bedeutung des Ereignisses ein. So reichten die Wirkungen der Reformation weit über die Kirche hinaus und gingen bis in die heutige Zeit. Er nannte Demokratie und kritische Bürgergesellschaft als Beispiele für Lehren aus der Reformation. „Unser Gemeinwesen braucht Menschen, die Verantwortung übernehmen, Haltung zeigen und sich mutig einbringen“, forderte der Berliner Regierungschef. Vor allem brauche es Menschen, die ihren Glauben lebten und in Taten umsetzten.

Über die weitreichenden Folgen und die globale Dimension der Reformation konnten sich Besucher vor dem Konzerthaus am Berliner Gendarmenmarkt informieren. Anlässlich des Reformationstages hatte die Staatliche Geschäftsstelle „Luther 2017“ zwei große „Karten der Reformation“ ausgelegt. Auf einer Deutschland- und einer Weltkarte konnten sich Besucher bewegen und über darauf markierte Stelen Reformationsorte entdecken und Reformationspersönlichkeiten kennenlernen.

Das Festjahr zum Reformationsjubiläum endet am 31. Oktober 2017, genau 500 Jahre nach dem legendären Thesenanschlag des Reformators Martin Luther in Wittenberg. Anlässlich der Feierlichkeiten zum 500. Reformationsjubiläum hat die Bundesregierung ihr neues Online-Portal vorgestellt. Unter www.reformationsjubilaeum-bund.de finden sich zahlreiche Informationen zu den anstehenden Veranstaltungen.

Überreichung der Martin-Luther-Medaille
Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm (l.) überreichte die Martin-Luther-Medaille der EKD an Kardinal Karl Lehmann. (Bild:
Jens Schlueter/epd)

Reformationstag im Zeichen der Ökumene

Bereits am Nachmittag wurde das Reformationsjubiläum von kirchlicher Seite mit einem Festgottesdienst in der Berliner Marienkirche am Alexanderplatz eröffnet. In seiner Predigt rief Berlins evangelischer Bischof Markus Dröge dazu auf, in der Reformation immer wieder neu eine Kraft zu entdecken. Sie sei eine Kraft, „die bewegt und verändert, die Menschen ermutigt, über das Bestehende hinauszublicken.“

Einen besonderen Schwerpunkt des Gottesdienstes legten die Verantwortlichen auf die ökumenische Dimension der Feierlichkeiten. So waren unter den rund 750 geladenen Gästen aus Politik, Kirchen und Gesellschaft auch der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Reinhard Kardinal Marx, der katholische Bischof Berlins, Heiner Koch, sowie Würdenträger der orthodoxen Kirche. 

Zum Auftakt des Jubiläumsjahres setzte die evangelische Kirche ein Zeichen: Unter großem Applaus überreichte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, im Festgottesdienst die Martin-Luther-Medaille an den emeritierten Kardinal Karl Lehmann. Als erster Katholik erhielt der frühere Bischof von Mainz die Martin-Luther-Medaille der EKD für seine einzigartigen Verdienste um die Ökumene. Lehmann sprach sich in seiner Dankesrede für weitere Fortschritte in der Ökumene aus: „Wir sind es unserer Zeit auch schon seit Langem schuldig.“

Dieser Reformationstag stand nicht nur in Berlin im Zeichen der Ökumene. Im schwedischen Lund feierten Papst Franziskus und der Lutherische Weltbund einen gemeinsamen Gottesdienst. Mit Blick auf diese außergewöhnliche Begegnung erklärte Bedford-Strohm: „Wir gehen in dieses Reformationsjubiläumsjahr mit einer großen ökumenischen Zuversicht – 2017 ist eine historische Chance auf dem Weg zur Einheit der Kirchen.“

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:epd Datum:01-11-16
Schlagworte:
Reformationsjubiläum, Bundespräsident, Joachim Gauck, Reformationstag, Martin Luther, Berlin

Höhepunkte

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Joachim Gauck: „Luther hat eine welthistorische Leistung vollbracht“

Bundespräsident Joachim Gauck sieht Martin Luther trotz Kritik an dem Reformator weiterhin als Vorbild. Luther habe einen Epochenwandel hin zur Moderne angestoßen, sagte Gauck anlässlich des 500. Reformationsjubliäums in einem Gespräch mit dem Evangelischen Pressedienst (epd).