Skip to main content

Drei Perspektiven auf Luther

Die drei Nationalen Sonderausstellungen zum Reformationsjubiläum 2017 sind der zentrale Beitrag von Bund und Ländern im Jubiläumsjahr. Erstmals wurden die Schwerpunkte der Ausstellungen vorgestellt. 

Denkmal Martin Luthers
Denkmal Martin Luthers (Bild: Thomas Lohnes / epd-bild)

Sprache, Musik, der Mensch als selbstverantwortliches Individuum – das sind nur einige der Themenkomplexe, die von der Reformation nachhaltig geprägt wurden. Im 500. Jahr nach dem vermeintlichen Thesenanschlag durch Martin Luther sollen die Folgen der Reformation für unsere heutige Gesellschaft wieder ins Bewusstsein gerückt werden. Deshalb befassen sich ab Frühjahr 2017 drei Nationale Sonderausstellungen mit dem Reformator Martin Luther und seiner Wirkungsgeschichte. 

Reformation – Mehr als nur ein Ereignis des 16. Jahrhunderts

Unter dem gemeinsamen Titel „Die volle Wucht der Reformation“ laden die Sonderausstellungen dazu ein, in die Wirkungsgeschichte der Reformation einzutauchen. Die drei großen Präsentationen in Berlin, Lutherstadt Wittenberg und Eisenach bauen aufeinander auf und zeichnen „in ihrer Gesamtheit ein vielschichtiges Bild von Luther und der Reformation“, wie Barbara Wolf vom Deutschen Historischen Museum am Dienstag (16.8.) in Berlin erklärte. Sie könnten allerdings auch einzeln betrachtet werden. 

Eine Reise durch vier Kontinente

Den Auftakt zu den Nationalen Sonderausstellungen übernimmt das Deutsche Historische Museum in Berlin. Ab dem 12. April 2017 zeigt das Museum im Martin-Gropius-Bau die Schau „Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus in der Welt“. Wie der Titel schon verrät, wird der Fokus der Ausstellung nicht auf dem Reformator selbst liegen. „Luther ist der Anlass, aber er ist nicht der Inhalt dieser Ausstellung“, stellte die Projektleiterin Anne-Katrin Ziesak die Konzeption des Museums vor. Die Reformation des 16. Jahrhunderts werde deshalb nur einen kleinen Teil der Präsentation ausmachen.

Vielmehr nimmt die Schau die globale Wirkungsgeschichte der Reformation in den Blick, bis in unsere heutige Zeit hinein. Anhand der Länder Schweden, USA, Südkorea und Tansania wird den unterschiedlichen und vielfältigen Spuren nachgegangen, die der Protestantismus in der Welt hinterlassen hat. Hochkarätige Exponate, bestehend aus nationalen und internationalen Leihgaben, nehmen die Besucherinnen und Besucher auf eine Reise durch vier Kontinente mit. Dabei werden auch die dem Protestantismus inhärenten Konfliktpotentiale nicht verschwiegen: Die Zwangsmissionierung der Sámi durch die schwedische Staatskirche oder die Herausforderungen der Lutherischen Kirchen durch die Pfingstkirchen sind nur zwei Aspekte der konfliktreichen protestantischen Geschichte.  

Die Wartburg
Die Wartburg, ein Erinnerungsort deutscher Geschichte (Bild: Jens-Ulrich Koch / epd)

Lutherbilder im Wandel der Zeit

Während in Berlin der internationalen Bedeutung der Reformation nachgegangen wird, wendet man in Eisenach den Blick nach innen – genauer auf die nationale Rezeptionsgeschichte Martin Luthers. Mit jährlich 350.000 Besuchern ist die Wartburg in Eisenach die meistbesuchte Lutherstätte weltweit, weshalb sie als idealer Schauplatz einer Nationalen Sonderausstellung nicht fehlen darf. Ab dem 4. Mai 2017, am historischen Tag, an dem Luther auf die Festung gebracht wurde, eröffnet hier die Schau „Luther und die Deutschen“. 

Auf mehr als 1.000 Quadratmetern beleuchtet die Ausstellung die wechselvolle Beziehung zwischen dem Reformator Martin Luther und „seinen“ Deutschen. Mehr als 300 Exponate, darunter Gemälde, Druckwerke und Alltagsgegenstände, zeigen wie jede Epoche ihr eigenes Lutherbild entwickelte und prägte. Auf den Burghöfen laden historische Nachbauten, wie eine begehbare Rekonstruktion von Luthers Reisewagen, dazu ein, das Zeitalter der Reformation zu entdecken.

Das größte Exponat ist sicherlich die Wartburg selbst. Knapp ein Jahr hielt sich Martin Luther unter dem Decknamen Junker Jörg hinter den schützenden Mauern der Festung auf. Hier übertrug er das Neue Testament ins Deutsche und legte das Fundament für eine einheitliche Schriftsprache. Ein Themenbereich der Ausstellung widmet sich daher der Wartburg als zentralem deutschen Erinnerungsort. Zwei weitere Themenbereiche beleuchten die kultur- und geistesgeschichtlichen Folgen von Luthers Lehre sowie die Instrumentalisierung der Reformation.

Stefan Rhein
Dr. Stefan Rhein (l.), Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, stellt die Eckpunkte von „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“ vor
(Bild: Michael Achhammer / KNO)

Luther kennenlernen 

Die dritte Nationale Sonderausstellung wird ebenfalls an einem authentischen Lutherort stattfinden: dem Augusteum in Lutherstadt Wittenberg. Ab dem 13. Mai 2017 lädt die Schau „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“ dazu ein, den Menschen Martin kennenzulernen. Nach dem Wunsch von Stefan Rhein, dem Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt, sollen die Besucherinnen und Besucher „der Existenz Luthers näherkommen“.

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das zentrale Ereignis des Jubiläums, Luthers Thesenanschlag. Die Ausstellung gliedert sich in zwei Teile: Der erste Teil – „95 Schätze“ – illustriert anhand von ausgewählten Exponaten, die aus dem Umfeld des jungen Luthers stammen, den Weg hin zum Reformator. Der zweite Teil stellt „95 Menschen“ vor, die in ihrem Leben eine persönliche Beziehung zu Luther und dessen Werk eingingen. Zu den 95 vorgestellten Personen, die sich auf den Reformator beziehen, gehören etwa Martin Luther King, Axel Springer oder eine Demonstrantin der Occupy Bewegung in Hongkong. Selbst Astrid Lindgren ist dabei: Ihre Kinderbuchfigur Karlsson vom Dach zitiert mit dem Ausspruch „Dies ist ein weltlich Ding“ ständig Luther. 

Die Nationalen Sonderausstellungen zum Reformationsjubiläum stehen unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten und bilden den Schwerpunkt des staatlichen Beitrages im Jubiläumsjahr. Bereits 2015 fand in Torgau die Erste Nationale Sonderausstellung „Luther und die Fürsten“ statt.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:DHM/Wartburg Stiftung/Luthergedenkstätten Datum:19-08-16
Schlagworte:
Reformationsjubiläum, Nationale Sonderausstellungen, Der Luthereffekt, Luther und die Deutschen, Luther! 95 Schätze – 95 Menschen

Nationale Sonderausstellungen zum Reformationsjubiläum 2017

Einen bedeutenden Höhepunkt stellen die drei Nationalen Sonderausstellungen zum Reformationsjubiläum 2017 dar, die in der Lutherstadt Wittenberg, auf der Wartburg in Eisenach und in Berlin gezeigt werden. Sie sind ein zentraler Beitrag der staatlichen Träger im Festjahr 2017, um in einzigartiger Weise an dieses herausragende Ereignis zu erinnern.