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Die volle Wucht der Reformation
Die Nationalen Sonderausstellungen 

Es gibt Ereignisse, die nicht nur ihre Spuren in der Geschichte hinterlassen, sondern die Welt bewegen. Die Reformation der Kirche im 16. Jahrhundert war ein solches Ereignis – ausgelöst durch die Veröffentlichung der 95 Thesen, die Martin Luther an die Tür der Schlosskirche in Wittenberg geschlagen haben soll. Die epochalen Veränderungen, die sie hervorbrachte, hatten Wirkungen quer durch alle Kontinente. Heute, fast 500 Jahre später, sehen wir, wie das Wirken der Reformatoren die Welt nachhaltig verändert hat. Diesen Auswirkungen der Reformation bis in unsere heutige Zeit, bis in unser heutiges Leben hinein, widmen sich im Jubiläumsjahr 2017 zahlreiche hochkarätige Veranstaltungen.

Ein besonderes und einmaliges Jubiläum braucht aber auch ein besonderes und einmaliges Erlebnis: Einen bedeutenden Höhepunkt stellen deshalb die drei Nationalen Sonderausstellungen zum Reformationsjubiläum 2017 dar, die in der Lutherstadt Wittenberg, auf der Wartburg in Eisenach und in Berlin gezeigt werden. Sie sind ein zentraler Beitrag der staatlichen Träger im Festjahr 2017, um in einzigartiger Weise an dieses herausragende Ereignis zu erinnern. Zugleich bieten die Sonderausstellungen die Möglichkeit, die Wurzeln unserer heutigen Gesellschaft zu entdecken und zu erfahren, in welcher Form ein historisches Ereignis in Deutschland weltweite Auswirkungen hatte und bis heute prägend für unsere Kultur ist.

Jede der Ausstellungen befasst sich in unterschiedlichster Weise mit dem Themenkomplex „Reformation“ und lädt auf ihre Art zur Begegnung mit Luthers Leben und Werk ein. Damit ergänzen sie sich gegenseitig und vermitteln den Besuchern die Reformation in all ihren Facetten und Ausprägungen – wodurch der Besuch der drei Sonderausstellungen zu einem besonderen und einmaligen Großerlebnis wird.

I.

Die Nationalen Sonderausstellungen

Um ein komplexes und historisch herausragendes Ereignis wie die Reformation in all ihren Facetten und Ausprägungen einem breiten Publikum zugänglich zu machen, wird das Thema in drei Nationalen Sonderausstellungen zum Reformationsjubiläum 2017 beleuchtet.

Mit der Ausstellung „Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus“ in der Welt erzählt das Deutsche Historische Museum in Berlin die weltumspannende Geschichte von Wirkung und Wechselwirkung des Protestantismus. Anhand von ausgewählten Beispielen folgt die Schau den Spuren, die er in anderen Religionen und Lebensentwürfen hinterlassen hat – und wie der Protestantismus selbst durch diese Begegnungen geformt wurde. Dieser klar international ausgerichtete Ansatz rückt die Reformation als ein weltgeschichtlich bedeutsames Ereignis in den Mittelpunkt. 

Einen anderen, ergänzenden Aspekt greift die Ausstellung auf der Wartburg in Eisenach auf. Bereits der Titel „Luther und die Deutschen“ macht deutlich, dass hier der Blick nach „innen“ auf die deutsche Geschichte gerichtet ist. Die Schau beleuchtet detailliert wie jede Epoche durch das Luthertum geprägt wurde, aber auch wie jede Epoche ihr eigenes Lutherbild prägte. Neben der politischen Geschichte lädt die Ausstellung dazu ein, in die deutsche Kultur- und Geistesgeschichte einzutauchen. 

In Wittenberg steht schließlich der Mensch Martin Luther im Mittelpunkt. „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“ stellt einerseits unterschiedliche Persönlichkeiten vor, deren Beziehung zu Martin Luther und wie sie von ihm beeinflusst oder geprägt wurden – sowohl in positiver als auch negativer Weise. Andererseits möchte diese Ausstellung den Reformator selbst unter 500 Jahren Rezeptionsgeschichte freilegen. Anhand von „95 Schätzen“ soll der Mensch Martin Luther, seine Lebensumstände, sein Alltag und die Zeit, in der er lebte, entdeckt werden. 

weiterführende Informationen

Staatliche Geschäftsstelle „Luther 2017“

Nina Mütze

Collegienstr. 62c

06886 Lutherstadt Wittenberg

+49 (0) 3491/ 466-239

Die Nationalen Sonderausstellungen zum Reformationsjubiläum 2017 stehen unter der Schirmherrschaft des Bundespräsidenten. 

II.

Martin Luther im Kreise von Reformatoren
Martin Luther im Kreise von Reformatoren 1625/1650
(Bild: © Deutsches Historisches Museum)

Der Luthereffekt.
500 Jahre Protestantismus in der Welt

Erstmals illustriert eine Ausstellung die globale Vielfalt und Wirkungsgeschichte, aber auch die Konfliktpotenziale des Protestantismus zwischen den Kulturen.

Peaceable Kingdom
Edward Hicks, Peaceable Kingdom, 1834
(Bild: © Courtesy National Gallery of Art, Washington)

Welche Spuren hinterließ der Protestantismus in anderen Konfessionen, Religionen und Lebensentwürfen? Wie veränderte er sich selbst durch diese Begegnungen – und nicht zuletzt: Wie haben sich Menschen die evangelische Lehre angeeignet, sie geformt und gelebt? Die Ausstellung „Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus“ in der Welt erzählt eine weltumspannende Geschichte von Wirkung und Wechselwirkung des Protestantismus, die um 1500 einsetzt und bis in die Gegenwart reicht. Sie wird exemplarisch an Deutschland und Europa 1450–1600, Schweden 1500–1750, Nordamerika 1600–1900, Korea 1850–2000 und dem heutigen Tansania dargestellt.

weiterführende Informationen

Deutsches Historisches Museum

Nationale Sonderausstellung

zum Reformationsjubiläum 2017

Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus in der Welt

12. April 2017 - 5. November 2017

 

Martin-Gropius-Bau

Niederkirchnerstraße 7

10963 Berlin

+49 (0) 30/ 2030-40

Das Deutsche Historische Museum präsentiert die Ausstellung im Martin-Gropius-Bau auf rund 3000 Quadratmetern und trägt hierfür herausragende Exponate von nationalen und internationalen Leihgebern zusammen, die vielfach noch nie in Deutschland zu sehen waren. Umfangreiche Vermittlungsangebote sowie ein attraktives Rahmenprogramm ergänzen die Ausstellung. Begleitend erscheint ein reich illustrierter Katalog.

Bundespräsident Steinmeier eröffnet „Der Luthereffekt“ in Berlin

Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier hat am Dienstagabend (11.4.17) in Berlin die erste der drei nationalen Sonderausstellungen zum 500. Reformationsjubiläum eröffnet. Unter dem Titel „Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus in der Welt“ wird im Berliner Martin-Gropius-Bau die weltumspannende Wirkungsgeschichte des Protestantismus erzählt.

III.

Luther und die Deutschen

Mit jährlich 350.000 Besuchern ist die Wartburg bei Eisenach heute die meistbesuchte Lutherstätte weltweit. Ein knappes Jahr lang schützten ihre dicken Mauern den Reformator, als er nach dem Wormser Reichstag (1521), geächtet und unter Kirchenbann stehend, das Neue Testament ins Deutsche übertrug. Damit legte er das Fundament für eine einheitliche deutsche Schriftsprache.

Lutherbibel in der Lutherstube

Doch Luther und das Luthertum beeinflussten „die Deutschen“ auch auf vielerlei andere Weise. Die Betonung der Bildung und die Entstehung einer „verbürgerlichten“ Geistlichkeit in Form der Pfarrersfamilie trugen zum deutschen Selbstverständnis als Kulturnation bei. Auf politischer Ebene entzündeten sich am reformatorischen Gedankengut und der daraus folgenden Glaubensspaltung mehrere militärische Konflikte, etwa der Bauernkrieg von 1525 oder der Dreißigjährige Krieg. Gerade die vermeintliche Obrigkeitshörigkeit des Reformators wurde später zur „Erbsünde“ der Deutschen stilisiert – eine Einschätzung, die beispielsweise auch die Lutherrezeption der DDR lange bestimmte.

weiterführende Informationen

Wartburg-Stiftung

Nationale Sonderausstellung

zum Reformationsjubiläum 2017

Luther und die Deutschen

4. Mai 2017 - 5. November 2017

 

Wartburg

Auf der Wartburg 1

99817 Eisenach

+49 (0) 36 91/ 25-00

Die Ausstellung zeigt, wie jede Epoche deutscher Geschichte ihr ganz eigenes Lutherbild prägte. Prägnante reformatorische Leitmotive werden im Kontext kultureller und politischer Entwicklungen vorgestellt und von Luthers Sicht her ein wirkungsgeschichtlicher Bogen bis zur Gegenwart geschlagen. Die berühmte Lutherstube, das authentische Domizil des Reformators, präsentiert sich als atmosphärischer Höhepunkt am Ende der Ausstellung.

„Luther und die Deutschen“ auf der Wartburg

Als zweite der drei Nationalen Sonderausstellungen zum 500. Reformationsjubiläum wurde am Mittwoch (03.05.2017) die Schau "Luther und die Deutschen" auf der Wartburg bei Eisenach eröffnet. Die Ausstellung widmet sich dem ambivalenten Verhältnis der Deutschen zum Reformator wie zur Reformation und ist in drei Teile gegliedert.

Wartburg Eisenach

Luthers Aufenthalt auf der trutzig oberhalb von Eisenach gelegenen Wartburg war nicht lang und nicht ganz freiwillig. Vom 4. Mai 1521 bis zum 1. März 1522 lebte Martin Luther dort in einer bescheidenen Zelle.

Vogelfrei und unerkannt auf der Wartburg

Auf der Wartburg in Eisenach verbrachte Martin Luther unfreiwillig ein knappes Jahr – inkognito als Junker Jörg.

IV.

Luther! 95 Schätze – 95 Menschen

Martin Luther lebte und wirkte über 35 Jahre in Wittenberg. Hier hielt er Vorlesungen vor Studenten aus ganz Europa, hier entstanden die Schriften, die die Welt veränderten. Vor allem fand in Wittenberg der Thesenanschlag statt, mit dem Martin Luther die Reformation ausgelöst hat.

Lutherstube

Zum Reformationsjubiläum präsentiert die Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt in Wittenberg die Nationale Sonderausstellung „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“ im Collegium Augusteum, dem Vordergebäude des Lutherhauses. 

Im Mittelpunkt der Ausstellung steht das zentrale Ereignis des Jubiläums, Luthers Thesenanschlag. Der erste Teil – „95 Schätze“ – illustriert anhand außergewöhnlicher Exponate, die aus dem Umfeld des jungen Luther stammen, dessen Weg hin zum Reformator. Was war das für ein Mensch, der die Reformation in Gang brachte? Was hat den jungen Mönch angetrieben?

Der zweite Teil der Ausstellung stellt „95 Menschen“ mit ihren jeweiligen sehr persönlichen Beziehungen zum Reformator und seinem Werk vor. Die Auswahl der Personen ist auf keine Epoche begrenzt, sie stammen nicht nur aus Deutschland, sondern aus der ganzen Welt. Es werden Persönlichkeiten vom 16. bis zum 21. Jahrhundert vorgestellt: Revolutionäre, Aufklärer, Schriftsteller, Künstler, Philosophen. So begegnet der Besucher etwa Menschen wie Astrid Lindgren, Johann Wolfgang von Goethe, Edward Munch oder Steve Jobs.

Nationale Sonderausstellung „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“ geplant

Zum 500. Reformationsjubiläum 2017 plant Sachsen-Anhalt eine Nationale Sonderausstellung in Wittenberg. In der Schau „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“ sollen in einem Teil 95 Menschen mit ihrer individuellen Beziehung zu dem Reformator und seinem Werk vorgestellt werden.

weiterführende Informationen

Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt

Nationale Sonderausstellung

zum Reformationsjubiläum 2017

Luther! 95 Schätze – 95 Menschen

13. Mai 2017 - 5. November 2017

 

Augusteum/Lutherhaus

Collegienstr. 54

06886 Lutherstadt Wittenberg

+49 (0) 34 91 / 4203-171

V.

Ausstellungsorte

Mit Wittenberg und der Wartburg finden zwei der Ausstellungen an authentischen „Luther-Orten“ statt, die zu entdecken für sich schon einen Besuch wert sind. Abgerundet wird dies durch den dritten Ausstellungsort, die Bundeshauptstadt Berlin, der die Bedeutung der Reformation für ganz Deutschland unterstreicht. 

                                                Martin-Gropius-Bau, Berlin

Martin-Gropius-Bau Berlin
Martin-Gropius-Bau, Berlin (Bild: © Jansch, 2012)

Welche Stadt in Deutschland wäre geeigneter als Berlin, um auf die internationale Bedeutung der Reformation aufmerksam zu machen? Bei mehr als 3,5 Millionen Menschen aus mehr als 180 Nationen ist Berlin heute eine Stadt der religiösen Vielfalt, in der Menschen aus aller Welt mit oder auch ohne Glauben friedlich miteinander leben. Wenngleich Martin Luther Zeit seines Lebens in die Stadt an der Spree keinen Fuß setzte, so hat er das Werden Berlins von einer kleinen Residenzstadt zu einer Millionenmetropole entscheidend beeinflusst und den Charakter seiner Bewohner geprägt.

Ab April 2017 zeigt das Deutsche Historische Museum im Berliner Martin-Gropius-Bau die Nationale Sonderausstellung zum Reformationsjubiläum „Der Luthereffekt. 500 Jahre Protestantismus in der Welt“. Auf rund 3.000 Quadratmetern erzählt sie von den weltumspannenden Aus- und Wechselwirkungen der Reformation – vom Europa der frühen Neuzeit über Nordamerika im 17./18. und Korea im 19./20. Jahrhundert bis ins heutige Tansania. 

Wartburg in Eisenach

Wartburg
Die Wartburg (Bild: © Wartburg-Stiftung)

Wie kaum eine andere Burg in Deutschland ist die Wartburg über der thüringischen Stadt Eisenach mit der deutschen Geschichte verbunden. Hier tobte im Mittelalter der sagenhafte Sängerkrieg, wirkte die später heiliggesprochene Elisabeth von Thüringen, ließ sich Goethe von der Natur und Landschaft beeindrucken und versammelten sich Studenten zur ersten bürgerlich-demokratischen Versammlung in Deutschland. Als überragendes Ereignis gilt allerdings der Aufenthalt des Reformators Martin Luther, der von Mai 1521 bis März 1522 auf der Burg verweilte. Inkognito unter dem Decknamen Junker Jörg übersetzte der vom Kaiser geächtete und vom Papst gebannte Luther hier das Neue Testament in nur wenigen Wochen in ein allgemein verständliches Deutsch – und leistete sogleich einen bedeutenden Beitrag zur Vereinheitlichung der deutschen Landessprache.

Sein spartanisch eingerichtetes Quartier über dem Burghof, die weltbekannte Lutherstube, zieht heute jährlich 350.000 Besucher an, was die Wartburg zur meistbesuchten Lutherstätte der Welt macht. Wegen ihrer herausragenden kulturgeschichtlichen Bedeutung wurde sie 1999 von der UNESCO mit dem Titel „Welterbe der Menschheit“ ausgezeichnet.

2017 entsteht hier die Nationale Sonderausstellung zum Reformationsjubiläum „Luther und die Deutschen“, die Luthers enormen Einfluss auf die Kultur- und Geistesgeschichte beleuchtet. Dabei stellt sich nicht zuletzt die Frage, inwiefern der im 19. und 20. Jahrhundert als Nationalheld verklärte Reformator tatsächlich zur Herausbildung einer übergreifenden deutschen Identität beitrug.

Augusteum/Lutherhaus Wittenberg

Lutherhaus in Wittenberg
Das Lutherhaus in Wittenberg
(Bild: © Stiftung Luthergedenkstätten in Sachsen-Anhalt)

Schwarzes Kloster“, „Hintergebäude des Augusteums“, „Lutherhalle“ und schließlich „Lutherhaus“; die verschiedenen Namen erzählen von der wechselvollen, über 500-jährigen Bau- und Nutzungsgeschichte des Lutherhauses Wittenberg.

Beinahe 35 Jahre lang war es die Hauptwirkungsstätte des Reformators Martin Luther. Hier lebte er von 1508 an als Mönch, von 1525 an dann zusammen mit seiner Ehefrau Katharina von Bora und ihren gemeinsamen Kindern als Ehemann und Vater. Als Professor der Theologie hat er hier gearbeitet, geschrieben und Vorlesungen vor Studenten aus ganz Europa gehalten. Die Erben verkauften das Haus 1564 an die Wittenberger Universität. Nach 1816 nutzte das evangelische Predigerseminar das Gebäude und 1834 wurde im Erdgeschoss eine Armenfreischule eingerichtet. Seit 1883 ist das Haus als Museum für Besucher geöffnet und heute das weltweit größte reformationsgeschichtliche Museum. Die Dauerausstellung erzählt vom Leben und Werk des Reformators, aber auch vom familiären Alltag und der reichen Wirkungsgeschichte. Ausgestellt werden ausschließlich originale Exponate. 

An diesem authentischen Lutherort entsteht 2017 die Nationale Sonderausstellung zum Reformationsjubiläum „Luther! 95 Schätze – 95 Menschen“. Die Schau wird im Augusteum, dem Vordergebäude des Lutherhauses, zu sehen sein, wo bereits die erfolgreiche Landesausstellung „Lucas Cranach – Entdeckung eines Meisters“ untergebracht war. Der erste Ausstellungsteil stellt Menschen vor, deren Leben auf die eine oder andere Art von Martin Luther beeinflusst wurde. Teil zwei widmet sich dem greifbaren Erbe: Eine Schatzkammerausstellung zeigt authentische Objekte aus dem unmittelbaren Umfeld des Reformators – hochrangige Leihgaben aus dem In- und Ausland, die seltene Einblicke in den Lutherkosmos ermöglichen.