Skip to main content

Mit LUTHER 1517 in das Zeitalter der Reformation

Wittenberg ist um eine Luthersehenswürdigkeit reicher: Das Panoramakunstwerk „LUTHER 1517“ nimmt die Besucher der Elbstadt mit auf eine Reise in das Zeitalter der Reformation. 

In Wittenberg wurde das Asisi-Panorama LUTHER 1517 eröffnet (Bild: Steffen Schellhorn/epd-bild)

Der Ablasshändler ist in der Stadt. An einer Bank sitzend stellt er Ablassbriefe aus, während eine Dame dankend ihre Geldstücke in den so genannten Tetzelkasten wirft, der von zwei Gardisten bewacht wird. Neben ihr hält ein sichtbar erleichterter Mann einen der begehrten Briefe vor sich, um ihn zu begutachten. Hinter den beiden eine scheinbar endlose Menschenschlange, die nur darauf wartet ihre Sünden gegen etwas Bares für einen Freibrief zu tauschen. Wir befinden uns im Wittenberg des frühen 16. Jahrhunderts. Die beschriebene Szene ist Teil des 360°-Panoramakunstwerkes „LUTHER 1517 – Glaube, Wissen, Selbstbestimmung“, das seit heute (22.10.16) in der Lutherstadt zu sehen ist. Entworfen hat es der Künstler Yadegar Asisi, dessen Rondelle in fünf Städten, darunter Leipzig, Dresden und Berlin bereits Hunderttausende begeistert haben. Zum Reformationsjubiläum zieht er nun auch nach Wittenberg.  

Martin Luther vor der Schlosskirche
Martin Luther vor der Schlosskirche (Bild: Steffen Schellhorn/epd-bild)

Wittenberg im 16. Jahrhundert

„Ich möchte mich mit dieser Arbeit einer Zeit nähern, die so weit weg scheint und doch so viele Parallelen in unsere Gegenwart hat“, stellt Asisi seinen Ansatz vor. In das Zentrum des 15x75 Meter großen Riesenrundbildes hat er den Menschen Martin Luther und seine Zeitgenossen gestellt. Dazu entrollt der Künstler eine Szenerie vor dem Schlossplatz in Wittenberg um das Jahr 1517. So wird der Betrachter Zeuge eines bunten Treibens zwischen Schlosskirche, Stadttor, Propstei und der Amtsmühle. Im Hintergrund befindet sich die Stadtkirche, umgeben von düsteren Wolken.

Wie in seinen bisherigen Panoramen verdichtet Asisi die Bildinhalte und stellt historische Persönlichkeiten, Landschaftselemente und Bauwerke zueinander. LUTHER 1517 bildet einen Zeitraum von etwa 30 Jahren ab. So taucht der Reformator Martin Luther gleich mehrmals im Bild auf: Umringt von Dominikaner- und Augustinermönchen diskutiert er vor der Wittenberger Schlosskirche seine Thesen, ein paar Meter weiter reißt er einer Dame den Ablassbrief aus der Hand und wiederum an einer anderen Stelle hält er Thomas Müntzer auf, der sich als einziger mit erhobenen Finger dem sächsischen Kurfürsten auf seinem Pferd entgegenstellt. Eine Hommage an Luther als „Fürstenknechten“? Zu den beiden Reformatoren gesellen sich Zeitgenossen wie Friedrich der Weise, Philipp Melanchthon, Lucas Cranach, Katharina von Bora, und Ernst von Wettin sowie Adlige, Bauern und Handwerker.

Asisi, Käßmann, Zugehör
Foto v.l.: Der Künstler Yadegar Asisi, die Reformationsbotschafterin der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) und Schirmherrin des Projektes, Margot Käßmann, und Wittenbergs Oberbürgermeister Torsten Zugehör (Bild: Steffen Schellhorn/epd-bild)

Mit Liebe zum Detail gestaltet

LUTHER 1517 vermittelt eine atmosphärische Gesamtaufnahme einer Epoche, in der die unterschiedlichen Bildelemente bestens miteinander harmonieren. Für die Schirmherrin des Projektes, Margot Käßmann, zählt deshalb das „Panorama zum Herzstück der Weltausstellung Reformation“. So werden ihrer Ansicht nach dadurch auch Menschen angesprochen, die nicht unbedingt einen Bezug Reformation hätten. „Die Menschen werden diese Stadt noch einmal anders wahrnehmen“, so die Reformationsbotschafterin. 

Dass das Panorama auch einen niedrigschwelligen Zugang zum reformatorischen Denken vermittelt, liegt nicht zuletzt daran, dass es sich eben nicht nur reformatorischen Elementen widmet. Vielmehr dokumentiert es das alltägliche Treiben der Wittenberger Bürgerinnen und Bürger in jener Zeit. Bauern schleppen ihre Ernte in die Mühle, während an ihnen eine Prozession vorbeizieht. Auf der anderen Seite verladen Handwerker Fässer, gefüllt mit Papier, und in sechs Meter Höhe hält ein Händler einen Diamanten in die Sonne, die hinter der Schlosskirche strahlt.

Es ist diese außerordentlichen Liebe zum Detail, die das monumentale Panorama so sehenswert macht: Ein Mann verrichtet hinter einem Haus sein Geschäft, Hunde, Katzen und Ziegen laufen umher, im Garten spielen Hofdamen am Brunnen mit einem Ball. Selbst in der Pfütze vor dem Stadttor spiegelt sich das Antlitz des Vorbeigehenden. Je öfter und länger der Betrachter in die Szenerie eintaucht, desto mehr neues wird er entdecken. Mit Sound- und Lichteffekten kann der Besucher den Wechsel von Tag und Nacht miterleben und sich in das Geschehen um 1517 zurückversetzt fühlen.

Das in Kooperation mit dem Verein Reformationsjubiläum 2017 und der Lutherstadt Wittenberg entstandene Projekt soll für mindestens fünf Jahre in dem neu errichteten Ausstellungs-Rundbau zu sehen sein. Betreiber ist die 2015 gegründete gemeinnützige Luther 1517 GmbH. Erwartet werden im kommenden Jahr zum Reformationsjubiläum 2017 eine halbe Million Besucher. In den darauffolgenden Jahren wird mit jährlich 150.000 bis 200.000 Besuchern in der Ausstellung gerechnet. Die Kosten für das gesamte Projekt belaufen sich den Angaben zufolge auf viereinhalb Millionen Euro.

Informationen

Autor:Michael Achhammer Quelle:r2017/epd Datum:22-10-16
Schlagworte:
Asisi Panorama, Luther 1517, Panorama in Wittenberg, Reformation

Grundstein für Asisi-Reformations-Panorama in Wittenberg gelegt

Der Grundstein für das 18 Meter hohe Gebäude wurde in Wittenberg gelegt. Es soll ab Oktober das 17 mal 75 Meter große Panorama „Luther 1517“ beherbergen.

360-Grad-Reformation

Zum Reformationsjubiläum 2017 erhält die Lutherstadt Wittenberg ein begehbares Panorama-Rundbild. „Luther 1517“ – unter diesem Titel entwirft der Berliner Künstler Yadegar Asisi ein begehbares Panorama-Rundbild.