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Drei Ausstellungen zum Reformationsjubiläum in Aachen

Der älteste Aachener Druck: Das Neue Testament in südniederländischer Übersetzung. Hans de Braecker, Aachen 1573, Buchdruck auf Papier. Stadtbibliothek Aachen. (Bild: Route Charlemagne Aachen)

Anlässlich des 500-jährigen Jubiläums der Reformation in diesem Jahr finden – neben den drei zentralen Nationalen Sonderausstellungen in Berlin, Wittenberg und auf der Wartburg – überall in Deutschland Ausstellungen zu diesem Thema statt. In der Kaiserstadt Aachen sind es gleich drei.

Die Hauptausstellung trägt den Titel „Das Ringen um den rechten Glauben – Reformation und Konfessionalisierung zwischen Maas und Rhein“ und findet im Centre Charlemagne – Neues Stadtmuseum Aachen statt. Die Schau konzentriert sich auf die Religionsgeschichte des Aachener Raums im 16. bis 18. Jahrhundert, natürlich vor dem Hintergrund der allgemeinen deutsch-niederländischen Geschichte der Reformation. Dabei wird deutlich, dass das Zusammenleben der verschiedenen christlichen Bekenntnisgruppen in Aachen einerseits zwar von Gewalterfahrungen, andererseits aber auch von einem steten Bemühen um ein Miteinander bestimmt war. 

Konsequenz aus diesem Bemühen ist der sogenannte „Dritte Weg“ im Aachener Raum. Hier wurde es den Herrschenden unmöglich, das anderswo gültige Prinzip „cuius regio, eius religio“ durchzusetzen. Stattdessen rangen alle drei Konfessionen – also Katholiken, Lutheraner und Reformierte – in der heutigen Euregio Maas-Rhein um ein friedliches Miteinander mit der Möglichkeit der öffentlichen Religionsausübung für alle drei Gruppen. Schon Mitte des 16. Jahrhunderts drängte die Bürgerschaft der reichsunmittelbaren Stadt Aachen bei ihrem Stadtherrn, dem Kaiser, darauf, allen in Aachen vertretenen christlichen Gemeinden das Recht auf freie Religionsausübung zu gewähren. Diese Bemühungen waren allerdings nicht von Erfolg gekrönt. 

Joachim-Reliquiar von Caspar Xaver Stipeldey, Augsburg 1782, Silber getrieben und teilweise vergoldet, Holzsockel. Kath. Kirchengemeinde
Franziska von Aachen, Aachen. (Bild: Route Charlemagne, Aachen)

Die Ausstellung vernachlässigt auch nicht die Konflikte zwischen den Konfessionen in der Stadt. So wurden beispielsweise Wiedertäufer als Ketzer auf dem Aachener Marktplatz verbrannt. Auch fanden um 1600 protestantische Aufstände gegen die katholische Ratsherrschaft statt – die Rädelsführer wurden 1616 verbannt oder geköpft. Dass die Konflikte sich lange hinziehen, illustriert auch folgende Geschichte: Vom Pfarrer angestachelt, versucht eine Tante das Kind ihres Bruders während der Taufe zu entführen. Der ist mit einer Reformierten verheiratet – das Kind will die Tante in der katholischen Kirche nebenan sozusagen zwangstaufen lassen. Jahrelang sitzen Täterin und auch der Pfarrer in der Festungsstadt Maastricht und werden erst gegen Zahlung eines hohen Geldbetrags freigelassen.

Ergänzt wird die Hauptausstellung durch eine Schau im Couven Museum in Aachen. Unter dem Titel „Gold und Silber aus den Klöstern des Dreiländerecks“ sind dort fromme Stiftungen aus Bürgertum und Adel zu sehen. Rund zwanzig Objekte aus Klöstern und Abteien des Aachener Raums veranschaulichen in ihrem Glanz und mit ihrer Pracht, welche Bedeutung das religiöse Leben für die Menschen jener Zeit hatte. Unter den Exponaten finden sich Kelche und Monstranzen ebenso wie Kreuze und wertvolle Reliquiare. Bei der Aufhebung der Klöster im Jahr 1802 wurden deren Schätze oft verkauft oder gar eingeschmolzen. Die Ausstellungsstücke überlebten, weil manche Klosterkirche als Pfarrkirche weiterbestand und so ihr liturgisches Gerät behalten durfte.

Zu guter Letzt befasst sich das Internationale Zeitungsmuseum Aachen mit den Reformationsjubiläen vergangener Tage. „Das Wittenberger Fest“, so der Titel der Ausstellung, zeigt ausgewählte Periodika aus dem Museumsbestand. Sie gewähren aufschlussreiche Einblicke in die Presseberichterstattung zu vergangenen Reformationsjubiläen. Neben zehn Originalen illustrieren Faksimiles, wie sich sowohl das Lutherbild als auch die Ausrichtung des Reformationsgedenkens zwischen 1817 und 1967 verändern. Der Besucher wird auch feststellen: Schon immer haben sich die Menschen anhand der Jubiläen gefragt, wie Luther zu sehen ist und was von seiner Botschaft noch wichtig und aktuell ist. 

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:Stadt Aachen Datum:03-07-17
Schlagworte:
Aachen, Ausstellung, Reformationsjubiläum, Reformierte, Lutheraner, Katholiken

Info

„Das Ringen um den rechten Glauben“

Centre Charlemagne
Neues Stadtmuseum Aachen
Katschhof 1
52062 Aachen

Öffnungszeiten:
3. Juni bis 3. September 2017
Dienstag bis Sonntag, Feiertage 10 Uhr bis 17 Uhr

Eintrittskarten:
6 Euro, ermäßigt 3 Euro
Gäste bis einschließlich 21 Jahre frei.

Kombiticket für alle drei Ausstellungen
8 Euro, ermäßigt 6 Euro

Weitere Informationen:
Website zur Ausstellung

Zu den Ausstellungen erscheint ein Gesamtkatalog. Er ist für 24,80 Euro erhältlich.

Info

„Gold und Silber aus Klöstern des Dreiländerecks“

Couven Museum
Hühnermarkt 17
52062 Aachen

Öffnungszeiten:
3. Juni bis 3. September 2017

Dienstag bis Sonntag, Feiertage 10 Uhr bis 17 Uhr
Von April bis Dezember werden im Couven Museum jeden ersten Samstag im Monat Hochzeiten gefeiert. Dann bleibt das Haus bis 13.00 Uhr geschlossen.

Eintrittskarten:
6 Euro, ermäßigt 3 Euro
Gäste bis einschließlich 21 Jahre haben freien Eintritt.

Weitere Informationen:
Website zur Ausstellung

Info

„Das Wittenberger Fest“

Internationales Zeitungsmuseum
Pontstraße 13
52062 Aachen

Öffnungszeiten:
3. Juni bis 3. September 2017

Dienstag bis Sonntag, Feiertage 10 Uhr bis 17 Uhr

Eintrittskarten:
6 Euro, ermäßigt 3 Euro
Gäste bis einschließlich 21 Jahren frei

Weitere Informationen:
Website zur Ausstellung