Vor 500 Jahren soll Martin Luther seine 95 Thesen an die Wittenberger Schlosskirche geschlagen haben. Dort rief der EKD-Ratsvorsitzende nun zu neuer „innerer Freiheit“ auf – und Kanzlerin Merkel würdigte die Bedeutung der Reformation für die Moderne.
Deutschland hat am Dienstag 500 Jahre Reformation gefeiert: Mit einem Gottesdienst am historischen Ort von Martin Luthers Thesenanschlag 1517 und einem staatlichen Festakt in Wittenberg erreichte das Jubiläumsjahr seinen Höhepunkt und Abschluss. Bundeskanzlerin Angela Merkel betonte den Wert der Religionsfreiheit für eine moderne und offene Gesellschaft. Der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, rief die Deutschen zu Mut und Veränderungsbereitschaft auf. Das Land brauche eine „neue innere Freiheit“, sagte er.
#Reformationstag als meistgenutzter Hashtag
In ganz Deutschland gedachten Vertreter von Kirche und Staat des Beginns der Reformation mit Luthers Thesenanschlag am 31. Oktober 1517 an die Wittenberger Schlosskirche. Bei den Gottesdiensten herrschte großer Andrang, auch im Kurznachrichtendienst Twitter war #Reformationstag über mehrere Stunden der meistgenutzte Hashtag. Vielerorts begingen Protestanten und Katholiken den historischen Tag als Christusfest im Zeichen der Ökumene. Einmalig war der Reformationstag bundesweit arbeitsfrei.
Merkel sagte beim Festakt im Wittenberger Stadthaus, überall dort, wo die Religionsfreiheit bedroht sei, nehme auch die Gesellschaft Schaden. Sie würdigte die Bedeutung der Reformation: Luther habe einen Stein ins Rollen gebracht, „der sich nicht mehr aufhalten ließ und die Welt für immer veränderte“, sagte die Bundeskanzlerin. Auf Luthers Verständnis vom Menschen, wonach jeder allein aus der Gnade Gottes gerechtfertigt sei und seine eigene Würde habe, baue im Grunde jegliche demokratische Ordnung auf.