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Zerbster Prozessionsspiel – Neuaufführung nach knapp 500 Jahren geplant

Erstmals seit 1521 soll das Zerbster Prozessionsspiel wieder aufgeführt werden. Gefördert wird das Projekt vom Land Sachsen-Anhalt

Kultusminister Dorgerloh und Andreas Dittmann
Kultusminister Stephan Dorgerloh (r.) bei der Übergabe des Zuwendungsbescheids an den Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann (Bild: Kultusministerium Sachsen-Anhalt)

Kurz vor dem Reformationsjubiläum 2017 möchte man in Zerbst die Rolle, welche die Stadt zur Zeit Martin Luthers hatte, wieder sichtbar machen. Was könnte hierfür geeigneter sein als ein Blick in die Lebenswelt der damaligen Zeit? Ermöglicht werden soll dieser Blick durch das aus jener Zeit stammende Zerbster Prozessionsspiel. Dabei handelt es sich um eines der ältesten nachgewiesenen Prozessionsspiele im deutschsprachigen Raum. Lange galten die mittelalterlichen Handschriften als verloren, bis die Originale 2012 vollständig erhalten wiederentdeckt wurden. Nun soll das mittelalterliche Spiel, das seinerzeit ein weit beachtetes Großereignis war, neu inszeniert und wie vor über 500 Jahren von der Zerbster Bürgerschaft aufgeführt werden.

Eines der ältesten Prozessionsspiele 

Es sei ein historischer Moment, wenn man solch alte Traditionen wiederbegründe, sagte Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh bei der Übergabe eines Zuwendungsbescheids an den Zerbster Bürgermeister Andreas Dittmann (beide SPD), am 12. Februar. Mit 40.000 Euro unterstützt das Land die Wiederaufführung des Prozessionsspiels. 

Die erste Erwähnung des Spiels findet sich 1480, zuletzt wurde es 1521 aufgeführt. Besonders zeigte sich der Minister davon beeindruckt, dass das Prozessionsspiel ein Geschenk an die Stadt gewesen sei, da die damaligen Zeiten unsicher waren und die Menschen etwas brauchten, das ihnen Sicherheit gab. „Möglicherweise leben wir wieder in so eine Zeit, in der wir noch nicht wissen, was kommt“, sagte er. Vielleicht sei es ja ein Prozessionsspiel, das sich weiterentwickelt.

Originaltexte des Zerbster Prozessionsspiels
Archivarin Juliane Bruder zeigt die Originaltexte des Zerbster Prozessionsspiels (Bild: Kultusministerium Sachsen-Anhalt)

Werbung auf dem Kirchentag

„Wir wollen beim Kirchentag in Wittenberg großformatig für das Spiel werben“, erklärte Bürgermeister Dittmann bei der Übergabe. Denn nirgendwo sonst würden so viele Menschen aus der Zielgruppe an den Plakaten vorbeilaufen. Geplant ist die Wiederaufführung für das Wochenende des Denkmaltages 2017 (8. bis 10. September). Allerdings soll das Spiel nicht – entgegen dem Brauch aus dem Spätmittelalter – an mehreren Orten aufgeführt werden, sondern lediglich in der Ruine der Nicolaikirche stattfinden.

Der erste Schritt ist bereits getan und der Text des spätmittelalterlichen Prozessionsspiels wurde in die heutige Sprache übertragen. Damit hat jeder Interessierte die Möglichkeit den Text zu lesen. „Wir wollen das auch nicht eins zu eins übertragen“, sagte Dittmann, sondern an die heutige Zeit anpassen. 

Rund 82.000 Euro wurden für die Wiederaufführung kalkuliert. Ein Großteil davon ist für die Bühne, Aufführungstechnik sowie die Werbung eingeplant. Die noch benötigte Summe solle über weitere Fördermittel und Spenden eingeworben werden.   

Informationen

Autor:Luther2017.de Quelle:Kultusministerium Sachsen-Anhalt Datum:01-03-16
Schlagworte:
Zerbst, Prozessionsspiel in Zerbst, Reformationsjubiläum 2017

Zerbst

Schon 1522 kam Martin Luther auf Einladung des Rates der Stadt nach Zerbst und predigte unter anderem im Augustinerkloster. Seine neuen Ideen fielen hier schnell auf fruchtbaren Boden.