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Standpunkt: Monika Grütters

Kulturstaatsministerin Monika Grütters
Kulturstaatsministerin Monika Grütters
(Bild: Christof Rieken)

Die Reformation war ein epochales Ereignis. Sie veränderte die gesellschaftliche und staatliche Entwicklung hierzulande dauerhaft. Der Mann, mit dem diese Entwicklung eng verbun­den ist, Martin Luther, war vor allem eines: unbequem. Seine Thesen gegen den Ablasshan­del 1517 und sein Widerstehen auf dem Wormser Reichstag 1521 stellten die traditionellen Autoritäten in Frage. Ihnen setzte er die Gewissensfreiheit und Urteilskraft des Einzelnen entgegen. Luthers Schrift „Von der Freiheit eines Christenmenschen“ wies den Weg zum Menschen der Frühmoderne, bei dem sich Selbstverwirklichung und gesellschaftliche Ver­antwortung ergänzen.

Die Bildung breiter Schichten bekam infolge der Reformation einen höheren Stellenwert – eine wichtige Voraussetzung für den mündigen Bürger unserer Tage. Durch seine Überset­zung der Bibel in eine volksnahe und allgemein verständliche deutsche Fassung ermöglichte Luther den Menschen den Zugang zum Wort und damit zu Information, Verständigung und Teilhabe. Mit Blick auf die Menschen, die heute Zuflucht suchen in Deutschland, können wir an diese Erfahrung anknüpfen: Die gemeinsame Sprache ist Basis für den Zusammenhalt jeder Gesellschaft. Kulturelle Integration kann ohne dieses gemeinsame Band nicht gelingen. Umgekehrt lädt uns das Reformationsjubiläum dazu ein, den Wurzeln unserer Kultur nachzu­spüren und sich des eigenen Standpunkts in der Welt zu vergewissern. Eine Gesellschaft, die mit ihren Werten und kulturellen Eigenheiten ihre eigene Identität pflegt, kann auch dem Anderen, dem Fremden Raum geben, ohne sich dadurch bedroht zu fühlen. 

Aus solchen gesamtgesellschaftlichen Überlegungen heraus beteiligt sich die Bundesregie­rung deshalb gemeinsam mit Ländern, Gemeinden und in Verbindung mit der EKD an der Vorbereitung des Reformationsjubiläums. Mein Haus koordiniert die Aktivitäten des Bundes und hat bisher über 200 Projekte gefördert. Zahlreiche Reformationsstätten wurden mit Bundesmitteln saniert. Die Planungen für 2017 – unter anderem mit drei nationalen Sonder­ausstellungen in Berlin, Wittenberg und auf der Wartburg – laufen auf Hochtouren. Besuche­rinnen und Besucher aus dem In- und Ausland werden ein vielfältiges Angebot vorfinden. Ihnen allen wünsche ich anregende Begegnungen mit dem geschichtlichen Erbe der Refor­mation.


Prof. Monika Grütters MdB ist Staatsministerin bei der Bundeskanzlerin und Die Beauftragte der Bundesregierung für Kultur und Medien

Informationen

Autor:Monika Grütters Datum:22-02-16
Schlagworte:
Reformation, Monika Grütters, Standpunkte, 500. Reformationsjubiläum

Standpunkte

In dieser Kategorie legen Personen des öffentlichen Lebens ihre „Standpunkte“ für 2017 und der Lutherdekade dar.

Nationale Sonderausstellungen zum Reformationsjubiläum 2017

Einen bedeutenden Höhepunkt stellen die drei Nationalen Sonderausstellungen zum Reformationsjubiläum 2017 dar, die in der Lutherstadt Wittenberg, auf der Wartburg in Eisenach und in Berlin gezeigt werden. Sie sind ein zentraler Beitrag der staatlichen Träger im Festjahr 2017, um in einzigartiger Weise an dieses herausragende Ereignis zu erinnern.

Die Bundesregierung und das Reformationsjubiläum 2017 – Eine Positionsbeschreibung (PDF)