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Kaiser, Kirche, Konfessionen: Die Reformation am Oberrhein

Landauer Tagung beleuchtet Geschichte des 16. Jahrhunderts im Südwesten

Martin Bucer
(Foto: epd-bild/Keystone)

Eine prominent besetzte Tagung zur Geschichte der Reformation im Südwesten des damaligen Reiches findet Anfang April an der Universität Landau in der Pfalz statt. Das Kolloquium unter dem Titel „Kirche und Politik am Oberrhein im 16. Jahrhundert“ soll den wissenschaftlichen Austausch über die Konfessionsbildung im Südwesten fördern und eine Reihe von Forschungslücken schließen. Er verspreche sich „hochspannende“ Diskussionen, sagt der Kirchenhistoriker Ulrich A. Wien, der an der Universität Koblenz-Landau lehrt und die Tagung organisiert.

Die Geschichte der Region zwischen Bodensee und Rheinhessen sowie ihrer angrenzenden Gebiete im 16. Jahrhundert ist noch nie bei einem Symposion in den Blick genommen worden. Auch insofern treffe die Landauer Veranstaltung eine Forschungslücke, erläutert Wien. Der Oberrhein zählt zu den Kerngebieten der Reformation. Von der Schweiz gingen wesentliche Impulse aus, in Straßburg wirkte Martin Bucer (1491-1551), die Pfalz wurde eine Hochburg der reformierten Christen. Auf der anderen Seite zeigte die Herrschaft der katholischen Habsburger Wirkung: Sie gewannen in jener Zeit in Württemberg beträchtlich an Einfluss, was sich auf die relativ schwachen Gebiete der südwestdeutschen Territorien auswirkte. Die Vielfalt der Herrschaften bildete ein instabiles und auf äußere Einflüsse sensibel reagierendes politisches Systen. Die Habsburger waren ein „Angstfaktor“, so Wien. Bis zum Augsburger Religionsfrieden von 1555 habe es am Oberrhein keine „definitive Hinwendung zur Reformation“ gegeben.

 „Große Koalition gegen die Täufer“

Die Vorbereitungen für die Tagung, die vom 2. bis 5. April an der Universität Landau stattfindet, begannen bereits vor zwei Jahren. Ausgewiesene, zum Teil international renommierte Wissenschaftler haben ihr Kommen zugesagt. Die Konferenz wird konfessionsübergreifend und thematisch stringent durchgeführt. Sie spanne einen großen Bogen von den Bauernkriegen bis zur Politik der Reichsstädte und Hochstifte, sagt Ulrich A. Wien. Auch die „große Koalition gegen die Täufer“ werde eine wichtige Rolle spielen. In den einzelnen Sektionen werden die Themenblöcke „Machtverhältnisse in Reich und Region“, „Politik(er), Medien und Bildung“ sowie „Kirchenpolitik – Strategien und Konflikte“ behandelt. Eine Exkursion führt am 4. April nach Bad Bergzabern sowie ins elsässische Wissembourg (Weißenburg), die regionale „Erinnerungsorte“ darstellen.

Veranstaltet wird das Forschungstreffen vom Historischen Verein der Pfalz, den Universitäten Koblenz-Landau und Tübingen, dem Verein für Pfälzische Kirchengeschichte sowie der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte. Ulrich A. Wien erwartet sich in allen Sektionen spannende Diskussionen. Neben dem Thema „Reformation auf dem Dorf“ werden die Forschungen zu Martin Bucer eine wichtige Rolle spielen. An den Universitäten Heidelberg, Erlangen und Straßburg laufen gerade zentrale Projekte zur Edition der deutschen Schriften sowie der Briefe des Reformators. Das Heidelberger Projekt zu den Schriften steht unmittelbar vor dem Abschluss. Kontrovers könnte es bei der Landauer Konferenz nach Wiens Worten vor allem bei der Täuferfrage zugehen, genauer: zur Einschätzung der täuferischen Theologie. „Da wird es zu Diskussionen kommen“, so Wien.

Informationen

Autor:Bernd Buchner Quelle:luther2017.de Datum:06-02-14
Schlagworte:
Reformation, Wissenschaft, Geschichte, Tagung, Martin Bucer, Oberrhein