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Historiker beraten über Klöster vor der Reformation

Eine dreitägige Konferenz in Erfurt spürt der Vielfalt religiöser Lebensformen in vor- und frühreformatorischer Zeit nach

Augustinerkloster zu Erfurt (Foto: epd-bild/Maik Schuck)

Die Thüringer Klöster und Stifte in vor- und frühreformatorischer Zeit stehen ab Donnerstag (30. Juni) im Mittelpunkt einer dreitägigen Konferenz in Erfurt. Dazu erwarte man Historiker aus ganz Deutschland, teilte die Friedrich-Schiller-Universität am Mittwoch in Jena mit. Auf der Tagung werde nicht nur nach der klösterlichen Lebensweise vor der Reformation gefragt. Die Wissenschaftler wollten sich auch den konkreten Auswirkungen der Reformation auf die geistlichen Gemeinschaften dieser Zeit widmen, hieß es. Die Konferenz zähle zu den großen Veranstaltungen in Vorbereitung auf das Reformationsjubiläum 2017.

Die Reformation habe die mittelalterliche Kirche nachhaltig verändert. Besonders für das geistliche Gemeinschaftsleben sei der Bruch im beginnenden 16. Jahrhundert von enormer Tragweite gewesen, denn viele Klöster und Stifte seien unwiderruflich aufgehoben worden. Allein in Thüringen habe es bis zur Reformation über 200 Klöster, Stifte und Ritterordenskommenden gegeben, darunter beispielsweise die Franziskaner, kleinere Bettelorden wie die Augustiner und Karmeliter sowie eine Vielzahl von Frauenklöstern.

„Die Region war geradezu ein Spiegel der Vielfalt religiöser Orden des Mittelalters“, sagte Enno Bünz von der Universität Leipzig. Nur wenige dieser Einrichtungen hätten den Umbruch des 16. Jahrhunderts überstanden. Erstaunlicherweise sei die Vielfalt dieser religiösen Lebensformen heute kaum jemandem noch bewusst. Ebenso wenig sei bekannt, dass es bereits im ausgehenden Mittelalter zahlreiche Bemühungen klösterlicher Reform gegeben hat, ohne deren Impulse die Reformation nicht denkbar ist. Als bekanntestes Beispiel dafür führte Bünz den Augustinereremit Martin Luther an.


Gemeinsam mit Werner Greiling und Uwe Schirmer vom Forschungsprojekt „Thüringen im Jahrhundert der Reformation“ der Universität Jena steht Bünz der Tagung vor. Am Abend der Eröffnung hält er um 19 Uhr einen öffentlichen Festvortrag zu den Lebenswelten der Kanoniker um 1500 am Tagungsort (Kiliani Hörsaal der Katholisch Theologischen Fakultät der Universität Erfurt am Domplatz 10). Der Eintritt ist frei. 

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:epd Datum:30-06-16
Schlagworte:
Reformation, Kloster, Thüringen, Mittelalter

Augustinerkloster zu Erfurt

Die Klosteranlage der Augustiner-Eremiten wurde um 1300 erbaut. Mit dem Eintritt Martin Luthers am 17. Juli 1505 zählt das Augustinerkloster heute zu den bedeutendsten Lutherstätten in Deutschland.

16. Jahrhundert: Die Ausbreitung der Reformation in Europa

Die Reformation markiert zusammen mit Renaissance und Humanismus, mit dem Zeitalter der Entdeckungen (Columbus 1492) und der europäischen Expansion den Beginn der Frühen Neuzeit oder europäischen Moderne, einen Epochenschnitt also. Sie war zum einen theologische Erneuerungsbewegung, die Reformen im Bereich der der Glaubenslehre, der Liturgie und der Kirchenhierarchie zum Ziel hatte. Zum anderen brachte sie in vielen europäischen Staaten eine politische Zäsur: die Abkehr von Rom, vom Papst, die Vereinigung von weltlicher und geistlicher Herrschaft, von Souveränität in der Person des Landesfürsten.