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Hessen – ein Pionierland der Reformation

Ein neuer Flyer folgt den Spuren der Reformation zwischen Kassel und Marburg

Denkmal des Landgrafen Philipp
Denkmal des Landgrafen Philipp in Homberg (Bild: © Knuel)

Der Reformator Martin Luther durchquerte auf seinem Rückweg vom Reichstag zu Worms das heutige Hessen. Wo er auftauchte, erregte er beträchtliches Aufsehen. Vor einer Herberge sangen ihm Bürger ein Ständchen und in Hersfeld wurde er vom dortigen Benediktiner-Abt zum Predigen eingeladen – ein Affront gegen Kaiser und Kirche. Doch auch jenseits des Wirkens von Luther spielte das heutige Mittel- und Nordhessen eine nicht unerhebliche Rolle in der Reformationsgeschichte. Denn der damalige junge Landgraf Philipp I., genannt „der Großmütige“ setzte die Reformation politisch so schnell und konsequent um wie kein anderer. Die erste evangelische Synode der Welt, die Erfindung der Konfirmation und die Gründung der ersten protestantischen Universität zählen zu seinen Errungenschaften, die unser Leben bis heute prägen. 

Nordhessens Auftritt in der Religionsgeschichte

Knapp 500 Jahre später, kurz vor dem Reformationsjubiläum, will die GrimmHeimat Nordhessen deshalb auf das Wirken Martin Luthers und Philipp des Großmütigen in der Region aufmerksam machen. Ein erstes Element, um die reiche protestantische Geschichte der Region erlebbar zu machen, ist die Publikation des neuen Flyers „Hessen – Pionierland der Reformation“. Darin finden sich zahlreiche Orte wieder, die auf Martin Luther und die einstige Reformationsbewegung unter Philipp dem Großmütigen hinweisen.

„Im Rahmen des Jubiläumsjahres Luther2017 wird die Geschichte der Reformation für Besucher an vielen Schauplätzen in Hessen zugänglich gemacht“, betont Ute Schulte, Leiterin des Tourismus GrimmHeimat NordHessen. Der Flyer stellt diese Schauplätze vor und zeigt zugleich: Das Gebiet des heutigen Nord- und Mittelhessen nahm in der Reformationsgeschichte eine Vorreiterrolle ein. 

Wasserfestung
Die Wasserfestung in Ziegenhain (Bild: © Tourismusserv)

Das liegt vor allem am Engagement des jungen Landgrafen Philipp I., genannt der Großmütige. Als einer der bedeutendsten Landesfürsten seiner Zeit führte er schon früh die Reformation in der Landgrafschaft Hessen ein. Er enteignete die Klöster und verwendete deren Vermögen dazu, Hospitäler für Arme zu gründen. Unter seiner Herrschaft avancierte die Region zum „Pionierland der Reformation“. Hier, im nordhessischen Homberg (Efze), fand die erste evangelische Synode der Geschichte statt. Im benachbarten Ziegenhain wurde die Konfirmation erfunden, nach der sich heute noch jährlich mehr als 200.000 Jugendliche zu ihrem Glauben bekennen. Auch die erste protestantische Universität der Welt wurde in Hessen gegründet: die heutige Philipps-Universität in Marburg. In dieser Stadt versuchte Philipp auch – letztendlich vergeblich – die politische Einigung der Protestanten zu bewahren, und lud die Reformatoren um Martin Luther und Huldrych Zwingli zum Disput ein. Diese Begegnung ging als sogenanntes Marburger Religionsgespräch in die Geschichte ein.  

Steinerne Zeugen einer Umbruchszeit

„Die Reformation war Nordhessens großer Auftritt in der Weltgeschichte und es gibt noch heute viele Orte, die daran erinnern“, sagt Christiane Kohl, Geschäftsführerin des Landhauses Bärenmühle in Frankenau-Ellershausen, die gemeinsam mit ihrem Mann Klaus Brill das Thema Reformation für den Tourismus aufgearbeitet hat. „Wir wollen diese Orte jetzt als steinerne Zeugen einer spannenden Zeit für die Menschen erlebbar machen“, erklärt Kohl. So haben Homberg (Efze), Ziegenhain und Bad Hersfeld Stadtführungen zum Thema Reformation entwickelt, der Lutherweg 1521 zeichnet den Reiseweg Luthers durch Hessen nach und Marburg hat ein umfangreiches Veranstaltungsprogramm aufgelegt.

Einer der bedeutenden Schauplätze der Reformation in Hessen ist Homberg (Efze). Dort berief Landgraf Philipp I. im Jahr 1526 eine Synode ein. Die Versammlung gilt als die erste evangelische Synode der Welt und hatte zur Folge, dass in der Landgrafschaft Hessen die Reformation bereits früher eingeführt wurde als in Sachsen, der Heimat Martin Luthers.

Kaum bekannt, aber für die Reformationsgeschichte von großer Bedeutung ist Ziegenhain, heute ein Stadtteil von Schwalmstadt. Dort steht die Wiege der Konfirmation. Kindertaufe oder Taufe als persönliches Bekenntnis zum Glauben? Der Streit um die so genannten „Wiedertäufer“ wurde hier mit einem Kompromiss beigelegt und damit ein drohender Bürgerkrieg verhindert: Die Kindstaufe wurde beibehalten, Heranwachsende sollten zudem ein persönliches Taufbekenntnis ablegen – es war die Geburtsstunde der Konfirmation.

Weitere Schauplätze, die für die Reformationsbewegung von Bedeutung sind: Bad Hersfeld, wo Martin Luther auf dem Rückweg vom Reichstag in Worms übernachtete und predigte. Die Klöster Haina und Merxhausen sowie das heutige Bad Karlshafen, das in Folge der Reformation für die Ansiedlung französischer Glaubensflüchtlinge gegründet wurde.

Um den heutigen Bewohnern und Besuchern die zahlreichen Spuren der Reformationsbewegung näher zu bringen, ist ein thematischer Reiseführer geplant. 

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:GrimmHeimat Datum:02-08-16
Schlagworte:
Reformation in Hessen, Martin Luther in Hessen, Martin Luther, Pionierland der Reformation, Philipp der Großmütige,

Lutherweg 1521 in Hessen

Der Lutherweg in Hessen soll entlang der Route führen, die Martin Luthers 1521 auf seiner Reise von Wittenberg zum Reichstag in Worms gewählt hat.

Marburg

Auf dem Marburger Schloss fand 1529 die wohl bedeutendste Theologenversammlung der Reformationszeit statt.

Homberg (Efze)

Die Erinnerung an die Auswirkungen der Reformation sind in Homberg auch heute noch lebendig. Getragen von dem Gedanken, dass mit der Homberger Synode von 1526 wichtige Impulse für die Reformationsgeschichte