Skip to main content

Cranach und seine Kopisten: „Echt gefälscht“

Lucas Cranach, d. Ä. im Alter von 77 Jahren, Öl auf Holz, 1550.
(Bild: Wikimedia Commons)

Eine Ausstellung der Cranach-Stiftung befasst sich seit Anfang Juni mit einem besonderen Aspekt der Rezeptionsgeschichte von Kunstwerken: Mit Fälschungen. Gefälschte Urkunden und Bilder sind keine Erfindungen der Neuzeit, sondern spielten schon im Mittelalter eine wichtige Rolle. So wurden etwa zahlreiche Urkunden zu Klostergründungen teils Jahrhunderte später fingiert – im Frühmittelalter waren Gründungsurkunden noch nicht üblich, später verlangte das kanonische Recht aber schriftliche Belege.

Bei Cranachs Bildern stellen sich ebenso Fragen nach der Echtheit und Authentizität. Gerade im Zusammenhang mit der Tatsache, dass der Maler eine größere Werkstatt betrieb und zahlreiche Schüler ausbildete, steht oft zunächst die Frage im Raum, ob ein Werk im Cranach’schen Stil ein werk aus des Meisters eigener Hand ist oder ob es sich um ein Schulwerk handelt. Darüber hinaus gibt es ganz grundsätzlich stets die Möglichkeit, dass es sich schlicht um Fälschungen handelt.

Stil und Motive schon zu Lebzeiten von anderen aufgegriffen

Stil und Motiverfindungen insbesondere Lucas Cranachs des Älteren wurden schon zu dessen Lebzeiten oft von anderen Künstlern aufgegriffen. Dazu produzierte die Cranach-Werkstatt etwa die Lutherporträts in hohen Auflagen – und diese Porträts wurden noch von anderen Werkstätten kopiert. So stehen Museen und Galerien weltweit immer vor hohen Hürden, bevor „ein Cranach“ tatsächlich als echt von Meisterhand präsentiert werden kann.

Die Ausstellung „Echt gefälscht: Cranach und seine Kopisten – Aspekte der Rezeptionsgeschichte“  im Cranach-Hof in Wittenberg zeigt aus diesem Grund historische Cranach-Fälschungen. Etwa die von Franz Wolfgang Rohrich, der an der Münchner Akademie studiert hatte und später sowohl im Stil Cranachs als auch im Stil Dürers Bilder fälschte. Hintergrund war eine stetige Nachfrage nach altdeutscher Malerei im 19. Jahrhundert. Neben den Fälschungen sind aber auch Originalgemälde aus der Zeit um 1600 zu sehen, die aus dem Bestand der Anhaltischen Gemäldegalerie in Dessau stammen.

Zu guter Letzt ist auch ein Bild von Wolfgang Beltracchi zu sehen, das er im Stile Cranachs geschaffen hat. Unter dem Titel „Luthers Begegnung mit der Heiligen Anna“ stellt es den Jurastudenten Martin Luther im Gewitter vor Stotternheim dar. Im Anschluss an dieses Ereignis entschloss sich Luther bekanntlich, Mönch zu werden. Beltracchi fertigte das Gemälde für das Projekt „Kairos – der richtige Moment“ an, bei dem „zeitgeschichtliche Ereignisse und kulturhistorisch bedeutsame Momente, die von den Meistern ihrer Epoche nie gemalt wurden“, ihre zweite Chance erhalten, wie es auf der Projektwebsite heißt.


„Echt gefälscht“ ist noch bis zum 9. September 2018 in Wittenberg zu sehen.  

Informationen

Autor:luther2017.de Datum:11-07-18
Schlagworte:
Lucas Cranach, Werkstatt, Meisterwerk, Schulwerk, Original, Fälschung, Ausstellung, Wittenberg, Beltracchi

Info

„Echt gefälscht: Cranach und seine Kopisten – Aspekte der Rezeptionsgeschichte“

Ausstellung in Wittenberg

Cranach-Hof
Markt 4
06886 Lutherstadt Wittenberg

Öffnungszeiten:
2. Juni bis 9. September 2018
Montag bis Samstag, 10 Uhr bis 17 Uhr
Sonntag, Feiertag, 13 Uhr bis 17 Uhr

Eintritt:
5 Euro, 4 Euro ermäßigt

Öffentliche Ausstellungsführungen: 
13. Juli, 14 Uhr
18. August, 19 Uhr und 21 Uhr
7. September, 14 Uhr

Weitere Informationen:
Website der Cranach-Stiftung

Lucas Cranach der Ältere

Zu Martin Luther verband den Maler Lucas Cranach eine enge Freundschaft. Er war sein Trauzeuge und Taufpate des Sohnes.

Lutherstadt Wittenberg

Auch wenn der Thesenanschlag historisch nicht sicher belegt ist, knüpft sich an dieses Bild der Ruf Wittenbergs.