Skip to main content

Thesenanschlag war „Akt der Befreiung“

Vor Beginn des Gottesdienstes stehen der Vorsitzende der katholischen Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx (l.) und der Apostolische Nuntius Nikola Eterovic am Grab des Reformators Martin Luther. (Bild: epd-bild/Friedrich Stark)

Beim Festgottesdienst zum 500. Reformationsjubiläum hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, den Beginn der Reformation als einen „Akt der Befreiung“ gewürdigt. In seiner Predigt zu einer Passage des Briefs des Paulus an die Römer erläuterte der bayerische Landesbischof, die Reformation sei ein Akt der persönlichen Befreiung für den Augustinermönch Martin Luther gewesen. Luther habe sich von dem Zwang befreit, sich sein Heil verdienen zu müssen vor einem Gott, der mehr forderte, als ein Mensch leisten kann.

Aber auch für die Kirche und für die Welt sei der Thesenanschlag ein Akt der Befreiung gewesen. Der Landesbischof betonte, es sei Luther nicht um eine neue Kirche gegangen, sondern um eine religiöse Erneuerung der katholischen Kirche. Für die Welt sei eine neue Freiheit an die Stelle des Diktats von Geld und Macht getreten. 

Ein Land, das mit sich selbst ringt

Bedford-Strohm erinnerte auch an die Widersprüchlichkeiten in der deutschen Gesellschaft. Die Menschen säßen „in einem Land, das mit sich selbst ringt“. Deutschland habe einerseits ein beeindruckendes Maß an Empathie gezeigt und viele Anstrengungen, auch moralische, unternommen. Andererseits gehöre zur Wahrheit, dass „manche sich moralisch überfordert fühlen“. Menschen in Deutschland hätten Angst, „ihre gewohnte Welt zu verlieren, ihre gewohnte Sicherheit zu verlieren“.  

Schon die Veranstaltungen zu Beginn der Feiern zum 500. Reformationsjubiläum hatten mit Appellen zu mutigerem Einmischen begonnen. Am Vormittag wurden an drei Orten in der Stadt gleichzeitig Gottesdienste gefeiert, darunter in der weltberühmten Schlosskirche. Der Andrang war zum Teil so groß, dass nicht alle Besucher Platz in den Gotteshäusern fanden. Dabei war auch die Schlosskirche bis auf den letzten ihrer 450 Plätze gefüllt. Dort rief die Reformationsbotschafterin der EKD, Margot Käßmann, dazu auf, sich stärker und offen zum Glauben zu bekennen. 

Foto vor der Thesentür v.l.: der Regierende Buergermeister von Berlin, Michael Müller; die mitteldeutsche Landesbischöfin Ilse Junkermann; Bundestagspräsident Wolfgang Schäuble; der Präsident von Lettland, Raimonds Vejonis; der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm; Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier; Kulturstaatsministerin Monika Grütters; Bundeskanzlerin Angela Merkel; der Ministerpräsident von Sachsen-Anhalt, Reiner Haseloff; der Oberbürgermeister von Wittenberg, Torsten Zugehör. (Bild: epd-bild/Jens Schlüter)

Reformationsbotschafterin Käßmann sagte, dass ein Bekenntnis zum christlichen Glauben in Deutschland heute keine Heldentat mehr darstelle. „Umso mehr sollten wir uns ermutigt fühlen, damit nicht hinter dem Berg zu halten, so sehr andere uns auch belächeln oder gar beleidigen mögen dafür“, fügte die frühere EKD-Ratsvorsitzende hinzu. Käßmann würdigte auch, dass das 500. Reformationsjubiläum im zurückliegenden Jahr mit seiner Internationalität einen ganz anderen Akzent gesetzt hätte als die deutsch-national geprägten Jubiläen von 1817 oder 1917. In einer Zeit, in der rückwärtsgewandte Nationalisten neue Grenzen setzen wollten, sei dies „ein ganz besonderes, ein sehr klares Signal“.

Bei der Aufarbeitung der gemeinsamen Geschichte vorangekommen

Im zeitgleich stattfindenden ökumenischen Gottesdienst in der Stadtkirche wurde besonders die ökumenische Verbundenheit betont, die im Jubiläumsjahr gestärkt worden sei. Gerhard Feige, Bischof von Magdeburg und Vorsitzender der Ökumene-Kommission der katholischen Deutschen Bischofskonferenz sagte, bei der Aufarbeitung der Geschichte, der Reinigung des Gedächtnisses und der Heilung der Erinnerungen sei man „ein entscheidendes Stück vorangekommen“.  Auch Ilse Junkermann, Landesbischöfin der Evangelischen Kirche in Mitteldeutschland betonte, sie sei dankbar, dass das Vertrauen zwischen den Kirchen gewachsen sei. Die Vertreter der beiden Kirchen riefen auch dazu auf, sich für Gerechtigkeit einzusetzen.

Auch Landesbischof Bedford-Strohm bedankte sich in seiner Predigt ausdrücklich für die Bemühungen um die Ökumene, bei allen, die sich dafür einsetzen. Insbesondere nannte er den Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, Kardinal Reinhard Marx, und Papst Franziskus, bei dem er sich für „die Zeichen der Versöhnung zwischen den Kirchen“ bedankte.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:epd/EKD Datum:31-10-17
Schlagworte:
Reformationsjubiläum, Reformationstag, Wittenberg, Festgottesdienst

Reformationstag 2017

In ganz Deutschland und anderswo gab es Veranstaltungen zum Reformationstag 2017. Hier eine kleine Auswahl.