Beim Festgottesdienst zum 500. Reformationsjubiläum hat der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Heinrich Bedford-Strohm, den Beginn der Reformation als einen „Akt der Befreiung“ gewürdigt. In seiner Predigt zu einer Passage des Briefs des Paulus an die Römer erläuterte der bayerische Landesbischof, die Reformation sei ein Akt der persönlichen Befreiung für den Augustinermönch Martin Luther gewesen. Luther habe sich von dem Zwang befreit, sich sein Heil verdienen zu müssen vor einem Gott, der mehr forderte, als ein Mensch leisten kann.
Aber auch für die Kirche und für die Welt sei der Thesenanschlag ein Akt der Befreiung gewesen. Der Landesbischof betonte, es sei Luther nicht um eine neue Kirche gegangen, sondern um eine religiöse Erneuerung der katholischen Kirche. Für die Welt sei eine neue Freiheit an die Stelle des Diktats von Geld und Macht getreten.
Ein Land, das mit sich selbst ringt
Bedford-Strohm erinnerte auch an die Widersprüchlichkeiten in der deutschen Gesellschaft. Die Menschen säßen „in einem Land, das mit sich selbst ringt“. Deutschland habe einerseits ein beeindruckendes Maß an Empathie gezeigt und viele Anstrengungen, auch moralische, unternommen. Andererseits gehöre zur Wahrheit, dass „manche sich moralisch überfordert fühlen“. Menschen in Deutschland hätten Angst, „ihre gewohnte Welt zu verlieren, ihre gewohnte Sicherheit zu verlieren“.
Schon die Veranstaltungen zu Beginn der Feiern zum 500. Reformationsjubiläum hatten mit Appellen zu mutigerem Einmischen begonnen. Am Vormittag wurden an drei Orten in der Stadt gleichzeitig Gottesdienste gefeiert, darunter in der weltberühmten Schlosskirche. Der Andrang war zum Teil so groß, dass nicht alle Besucher Platz in den Gotteshäusern fanden. Dabei war auch die Schlosskirche bis auf den letzten ihrer 450 Plätze gefüllt. Dort rief die Reformationsbotschafterin der EKD, Margot Käßmann, dazu auf, sich stärker und offen zum Glauben zu bekennen.