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Die Reformation im Hier und Jetzt Ich und Luther?! – Das Symposium zum Reformationsjubiläum 2017

Die Staatliche Geschäftsstelle „Luther 2017“ und die Frankfurter Allgemeine Zeitung luden, in Kooperation mit dem Deutschen Kulturrat in das Atrium der F.A.Z. in Berlin zum Symposium ein.

Bild zeigt die Teilnehmer des Symposiums
Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer des Symposiums „Ich und Luther?!". V.l.n.r.: Moderator Reinhard Bingener, Persönlichkeitscoach Edgar Itt, Musiker Sebastian Krumbiegel, Autorin Dr. Christine Eichel, Geschäftsführerin der Staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017" Astrid Mühlmann, Unternehmerin Dr. Antje Dewitz, Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates Olaf Zimmermann, Director Campaigns and Communications der deutschen Sektion von Amnesty International Markus N. Beeko (Foto: Jens Jeske)

Imposant mutet das Gebäude der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, an diesem Tag der Veranstaltungsort, an. Nur ein paar Schritte hinter der Eingangstür führt der Weg in das helle, vom Oberlicht durchflutete Atrium. Einige Gäste haben sich bereits gefunden, tauschen Namen und vielleicht auch die ein oder andere Visitenkarte. Und genau so soll es an diesem Tag auch sein. Gemäß der Einladung treffen an diesem frühen Nachmittag Menschen aus den unterschiedlichsten Fachbereichen aufeinander. Und alle haben etwas gemeinsam: sie sind interessiert – interessiert an der Geschichte Luthers, seinem Wirken und dem Wert der Reformation bis in die Gegenwart. Denn das steht tatsächlich außer Frage. Martin Luther bleibt als historische Persönlichkeit nicht begrenzt auf das 16. Jahrhundert. Sein Wirken – im Guten, wie auch im Schlechten – beeinflusst auch aktuell wie wir leben, arbeiten, denken und debattieren. Mehr noch, es birgt Verantwortung.

Reformation in Alltag und Beruf

v. l. n. r.: Dr. Antje von Dewitz, Olaf Zimmermann, Reinhard Bingener, Markus N. Beeko und Edgar Itt; Foto: Jens Jeske

So stehen auch einleitend die Fragen: Wie verknüpft ist die Reformation Luthers mit unseren heutigen Tätigkeiten im Alltags- und Berufsleben? Und wie viel Reformation braucht unser Leben? Das ist zugegebenermaßen nur eine Auswahl eines umfassenden Fragenkatalogs, die sich innerhalb dieser Thematik ausmachen lässt. Um sich dieser Komplexität im Gespräch zu nähern, wurden hochkarätige Gäste geladen. So konnten sich die Zuschauer auf Wortbeiträge von Musiker Sebastian Krumbiegel, der Autorin Dr. Christine Eichel, dem Persönlichkeitscoach und ehemaligen Leistungssportler Edgar Itt, der Unternehmerin Dr. Antje Dewitz, des Publizisten und Geschäftsführer des Deutschen Kulturrates Olaf Zimmermann sowie des Director Campaigns and Communications der deutschen Sektion von Amnesty International Markus N. Beeko freuen. 

Krumbiegel: „Wir haben es selbst in der Hand“

Sebastian Krumbiegel; Foto: Jens Jeske

Nach der Begrüßung durch den Moderator der Veranstaltung Reinhard Bingener, politischer Korrespondent der Frankfurter Allgemeinen Zeitung, eröffnet Astrid Mühlmann, Geschäftsführerin der Staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017“, das Symposium. Auch bei den Worten Mühlmanns klingt immer wieder die zeitgenössische Bedeutung Luthers und der Reformation an. Gerade diese Worte sind es, die eine perfekte Überleitung schaffen und Sebastian Krumbiegel für ein Bühnengespräch ankündigen. Mit jedem Blick und jeder Geste ist dem Musiker sein Enthusiasmus anzumerken. Reformation, im Sinne von Erneuerung, Veränderungen und einem stetigen Zweifel gegenüber Obrigkeiten, scheint Krumbiegel angemessen. Dunkel gekleidet, die Beine überschlagen, spricht er Probleme der gegenwärtigen politischen Stimmung im Land an. Klar gegen Pegida und Rechtspopulismus positioniert, will er die Menschen in diesen Kreisen dennoch nicht aufgeben und sie eher mitnehmen, dahin wo Respekt, Toleranz und Interesse an Neuem bestehen. Friedlichkeit ist nicht selbstverständlich, weiß auch Krumbiegel und sieht in ihr und der Demokratie „eine zarte Pflanze, die man jeden Tag pflegen und gießen muss“. Das ist nach seinem Verständnis der immer noch bestehende Wert der Reformation. Auch die Person Luther sei nach Krumbiegels Ansicht immer noch vorbildtauglich. Eben einer, der nicht aufgab.

Die Reformation bis heute

Dr. Christine Eichel; Foto: Jens Jeske

Nach gebührendem Applaus betritt Dr. Christine Eichel die Bühne. Die Liste der Veröffentlichungen der Journalistin und Autorin ist lang. In ihrer aktuellen Publikation setzt sich Eichel mit der anhaltenden Bedeutung der Reformation für Deutschland auseinander. Mit ihrem Impulsvortrag gewährt Eichel an diesem Tag einen Einblick in ihre Betrachtungen. Ihre Recherchen bringen die Autorin zu dem Schluss, dass aktuell viele Gesellschaftsbereiche und der gegenwärtige Protestantismus weiterhin von der Reformation im 16. Jahrhundert beeinflusst seien. So wären die Deutschen immer noch begeistert vom Lesen, wären sogar Leseweltmeister. Deutschland besitze, so die Autorin, den 2. größten Buchmarkt weltweit nach den USA. Die Verbindung hierbei sieht Eichel in der zunehmenden Alphabetisierung im Zuge der Reformation und der Forderung Luthers nach Lesekompetenz, ganz unabhängig vom Geschlecht. Lesen löse dabei auch immer Debatten aus, und bleibt in der Tradition somit auch Grundlage für Orientierungs- und Verfügungswissen.

Auch die Lust am arbeiten sieht Eichel in einer langen Tradition der reformatorischen Entwicklung begründet. So sei auch bereits im lutherischen Verständnis die Arbeit als ein sinnvolles Tun mit Hinblick für das Gemeinwohl verstanden worden. Eine weitere Verknüpfung bis in die Gegenwart sieht Eichel auch in der Entwicklung von gut ausgeprägten Sozialsystemen. So könne auch dies auf Luther zurückgeführt werden. Mit der Leisniger Kastenordnung – dem ältesten Sozialpapier der Welt – legte Martin Luther mitunter den Grundstein für unser gut ausgebildetes Sozialsystem. Mit dem Verweis auf zahlreiche weitere Verbindungen der Reformation und der Gegenwart erinnert Dr. Christine Eichel auch daran, selbst die Figur Luthers immer wieder kritisch zu hinterfragen und dennoch „die Erfolgsbilanz des Reformators nicht zu schmälern“.

Verantwortung im Handeln

Foto: Jens Jeske

Im Anschluss an die Ausführungen Eichels, öffnet sich das Podium auch für Zuschauerfragen. Ein Angebot, das nicht ungenutzt bleibt. Mit der Erweiterung des Podiums durch die Gäste Dr. Antje Dewitz, Markus N. Beeko, Edgar Itt und Olaf Zimmermann erweitert sich auch der Gesprächsinput. Moderator Reinhard Bingener sitzt in der Mitte des Podiums. Mit Blick in Richtung seiner Gesprächspartner will er wissen, was jeder in dieser Runde mit Luther verbindet. „Identifikationsfigur bereits in der Kindheit“, „das Selbstverständnis von Selbstbestimmtheit“, „den Mut etwas zu verändern“ ist nur ein Querschnitt der Antworten der  Podiumsteilnehmer. „Die Botschaft muss im Mittelpunkt stehen“, erklärt Persönlichkeitscoach Edgar Itt und genau darin liegt seiner Meinung nach auch die Bedeutung Luthers. In seinen Ausführungen sei es weniger die Motivation, als vielmehr die Inspiration, die neue Handlungsoptionen auszuloten vermag und als Wert der reformatorischen Idee bestehen bleibt. Das Gemeinwohl steht, ganz im Zeichen der Idee Luthers, im unternehmerischen Handeln bei Dr. Antje Dewitz mit an erster Stelle. Ihr Ziel: faires, soziales, transparentes und ökologisches Handeln mit ökonomischem Erfolg zu vereinbaren und nicht als Widerspruch zu verstehen. Die aktuelle Entwicklung der Wirtschaft sieht Dewitz eher düster und will sich dem stellen. Mit einer nachhaltigen Unternehmenspolitik und mit der Hoffnung etwas zu verändern.

Mit Blick auf das Reformationsjubiläum 2017 und die Feierlichkeiten im Zuge dessen hofft der Publizist Olaf Zimmermann, die Zivilbevölkerung mehr in den Blick zu bekommen und auch künftig die Debatte zwischen Gläubigen und Nichtgläubigen anzuregen. Mit seinem Appel „nicht nur Wohlfühlluther-Veranstaltungen“ zu gestalten, sondern diskursive Begegnungen zu ermöglichen, stößt Zimmermann auf Zustimmung aus dem Publikum. Markus N. Beeko eröffnet den Gedanken, dass jetzt, knapp 500 Jahre nach der Reformation, eine Revitalisierung dessen, was Reformation heute bedeutet – eben nach demokratischem Verständnis das, was nicht läuft, zu verändern – erfolgen sollte. „Ich würde erstmal sagen, wir alle tun etwas und sehen was passiert“, rät Beeko und sieht die Verantwortung damit nicht bei einigen wenigen, sondern bei uns allen. Mit der Abschlussfrage Reinhard Bingeners, was denn nach dem Reformationsjubiläum 2017 bleiben sollte, herrscht Konsens bei den Teilnehmern. So solle auch langfristig die reformatorische Idee praktisch umgesetzt werden und ein Verständnis dafür entwickelt, was Reformation tatsächlich bedeutet. Im Zuge dessen müsse auch in den nächsten 500 Jahren immer wieder über Neuerungen debattiert und der Blick für die Menschlichkeit in den Mittelpunkt gerückt werden. 

Sebastian Krumbiegel, der an diesem Nachmittag nach eigenen Ausführungen nur ungern das letzte Wort hat, beendet mit einem zweiten musikalischen Beitrag das Symposium. Inspiriert durch die Wortbeiträge stimmt er am Klavier sein Lied an. Und so bleibt ein Auszug aus dem Refrain noch eine Weile spürbar in der Atmosphäre erhalten: „Diese Welt ist unbezahlbar […]“. 

Sebastian Krumbiegel beendete mit einem musikalischen Beitrag das Symposium. Foto: Jens Jeske
Informationen

Autor:luther2017.de Datum:01-07-16
Schlagworte:
Reformation, Symposium, FAZ, Reformationsjubiläum

Ich und Luther

Vor dem Hintergrund des Reformationsjubiläums lädt die Staatliche Geschäftsstelle „Luther 2017" und die F.A.Z. zum Symposium „Ich und Luther?!" ein.