Bildung für alle – so könnte man den Anspruch von Philipp Melanchthon, dem „Lehrer der Deutschen“, zusammenfassen. Der Reformator war davon überzeugt, dass jeder die Bibel selbst lesen und sich mit seinem Glauben auseinandersetzen sollte, um ein mündiger Christ zu werden. Diese Überzeugung und insbesondere ihre Umsetzung brach mit dem bisherigen Selbstbild der Geistlichen, die sich bis dahin als alleinige Heilsvermittler verstanden.
Die Grundlage dafür erforderte jedoch einen gebildeten Menschen. Jedes Kind sollte – unabhängig vom sozialen Stand – eine elementare Bildung erhalten. In der Folge waren die Reformatoren unermüdlich an zahlreichen Schulgründungen und der Umstrukturierung von bestehenden gemäß den humanistisch-reformatorischen Grundsätzen beteiligt. Der Wechsel der Textsprache vom Latein zur Volkssprache erleichterte den Bildungszugang. Die Alphabetisierung der gesamten Bevölkerung – Mädchen wie Jungen! – wurde zum neuen Bildungsideal. Die Reformation sorgte so für einen gewaltigen Bildungsschub.