Nur etwa alle sieben Jahre tritt die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen zu ihrer Generalversammlung zusammen – in diesem Jahr in Leipzig. Höhepunkt ist ein Ausflug nach Wittenberg: Die Reformierten planen die Annäherung an das Luthertum.
„Lebendiger Gott, erneure und verwandle uns“ – unter diesem Motto kommen ab dem 29. Juni rund 1000 Delegierte christlich-reformierten Glaubens aus 100 Ländern in Leipzig zusammen. Und das ist wahrlich kein häufiges Ereignis: Nur rund alle sieben Jahre tritt das höchste Gremium der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, die Generalversammlung, zusammen. Der Dachverband vertritt weltweit rund 230 Kirchen mit etwa 80 Millionen Gläubigen – und ist damit eine der größten protestantischen Vereinigungen der Erde. Ihren Sitz hat die Weltgemeinschaft seit rund drei Jahren in Hannover.
Etwa anderthalb Millionen Reformierte in Deutschland
Deutsche Mitglieder der Weltgemeinschaft sind die Evangelisch-reformierte Kirche mit Sitz im ostfriesischen Leer und die Lippische Landeskirche mit Sitz in Detmold in Nordrhein-Westfalen. In Deutschland wird die Zahl der Reformierten unter den insgesamt rund 22 Millionen Protestanten auf rund anderthalb Millionen geschätzt. Sie sind vor allem in Westdeutschland nahe der Grenze zu den Niederlanden verbreitet. Reformierten Einfluss brachte auch der Zuzug der französischen Hugenotten im 17. Jahrhundert.
Anders als etwa die Lutheraner, die theologisch in direkter Nachfolge des Wittenberger Reformators Martin Luther stehen, wurzelt die Lehre der Reformierten vor allem in der Schweiz. Sie beziehen sich unter anderem auf die dortigen Reformatoren Ulrich Zwingli (1484–1531) aus Zürich und Johannes Calvin (1509–1564), der in Genf wirkte. Wichtige Merkmale sind die zentrale Bedeutung der Predigt und ein striktes Gleichheitsprinzip: Hierarchien lehnen Reformierte ab.
Annäherung an andere Konfessionen ein Ziel
Dennoch will man sich anderen konfessionellen Strömungen annähern. So wollen sich die Delegierten in Wittenberg der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ anschließen, die Katholiken und Lutheraner 1999 in Augsburg unterzeichnet hatten. Die Erklärung hob jahrhundertealte gegenseitige Lehrverurteilungen der Kirchen aus der Reformationszeit auf. Der Generalsekretär des Reformierten Bundes in Deutschland, Pfarrer Achim Detmers, erinnerte daran, dass sich die reformierte Linie der Reformation schon 1541 beim Regensburger Religionsgespräch mit Vertretern der römischen Kirche über Grundfragen der Rechtfertigungslehre verständigt hat.