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Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen trifft sich in Leipzig

Szene im Eröffnungsgottesdienst zur 26. Generalversammlung der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen in Leipzig. (Bild: epd-bild/Jens Schulze)

Nur etwa alle sieben Jahre tritt die Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen zu ihrer Generalversammlung zusammen – in diesem Jahr in Leipzig. Höhepunkt ist ein Ausflug nach Wittenberg: Die Reformierten planen die Annäherung an das Luthertum.

„Lebendiger Gott, erneure und verwandle uns“ – unter diesem Motto kommen ab dem 29. Juni rund 1000 Delegierte christlich-reformierten Glaubens aus 100 Ländern in Leipzig zusammen. Und das ist wahrlich kein häufiges Ereignis: Nur rund alle sieben Jahre tritt das höchste Gremium der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, die Generalversammlung, zusammen. Der Dachverband vertritt weltweit rund 230 Kirchen mit etwa 80 Millionen Gläubigen – und ist damit eine der größten protestantischen Vereinigungen der Erde. Ihren Sitz hat die Weltgemeinschaft seit rund drei Jahren in Hannover.

Etwa anderthalb Millionen Reformierte in Deutschland

Deutsche Mitglieder der Weltgemeinschaft sind die Evangelisch-reformierte Kirche mit Sitz im ostfriesischen Leer und die Lippische Landeskirche mit Sitz in Detmold in Nordrhein-Westfalen. In Deutschland wird die Zahl der Reformierten unter den insgesamt rund 22 Millionen Protestanten auf rund anderthalb Millionen geschätzt. Sie sind vor allem in Westdeutschland nahe der Grenze zu den Niederlanden verbreitet. Reformierten Einfluss brachte auch der Zuzug der französischen Hugenotten im 17. Jahrhundert.

Anders als etwa die Lutheraner, die theologisch in direkter Nachfolge des Wittenberger Reformators Martin Luther stehen, wurzelt die Lehre der Reformierten vor allem in der Schweiz. Sie beziehen sich unter anderem auf die dortigen Reformatoren Ulrich Zwingli (1484–1531) aus Zürich und Johannes Calvin (1509–1564), der in Genf wirkte. Wichtige Merkmale sind die zentrale Bedeutung der Predigt und ein striktes Gleichheitsprinzip: Hierarchien lehnen Reformierte ab.

Annäherung an andere Konfessionen ein Ziel

Dennoch will man sich anderen konfessionellen Strömungen annähern. So wollen sich die Delegierten in Wittenberg der „Gemeinsamen Erklärung zur Rechtfertigungslehre“ anschließen, die Katholiken und Lutheraner 1999 in Augsburg unterzeichnet hatten. Die Erklärung hob jahrhundertealte gegenseitige Lehrverurteilungen der Kirchen aus der Reformationszeit auf. Der Generalsekretär des Reformierten Bundes in Deutschland, Pfarrer Achim Detmers, erinnerte daran, dass sich die reformierte Linie der Reformation schon 1541 beim Regensburger Religionsgespräch mit Vertretern der römischen Kirche über Grundfragen der Rechtfertigungslehre verständigt hat.

Der Präsident der Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, Jerry Pillay, spricht bei der 26. Generalversammlung in Leipzig. (Bild: epd-bild/Jens Schulze)

Die Generalversammlung in Leipzig gilt als bundesweit größtes Ereignis einer internationalen kirchlichen Organisation im 500. Jubiläumsjahr der Reformation, die 1517 in Wittenberg ihren Ausgang nahm. Mit der Wahl eines Tagungsortes in Ostdeutschland will die Weltgemeinschaft den Ausgangspunkt der Reformation würdigen. Leipzig wurde wegen der Rolle der Stadt als Ausgangspunkt der friedlichen Revolution von 1989 als Tagungsort gewählt. Zum Willkommensgottesdienst am 30. Juni wird Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier erwartet, er richtet ein Grußwort an die Delegierten.

Bei ihrer inhaltlichen Arbeit wird sich die Generalversammlung auch mit dem Verhältnis zwischen Nord- und Südkorea beschäftigen. Dem Vernehmen nach werden in Leipzig vier nordkoreanische Abgesandte erwartet. Auf dem globalen Gipfel wird zudem ein neuer Generalsekretär gewählt.

Eintreten für eine bessere Welt 

Der Präsident der Weltgemeinschaft, Jerry Pillay, hob den ökumenischen Anspruch der Reformierten und ihr Eintreten für eine bessere Welt hervor. Die Glaubensgemeinschaft leite ihr Engagement aus den reformatorischen Prinzipien ab und frage, „welchen Unterschied wir in der Welt machen können“, sagte Pillay: „Wir sehen die direkte Verbindung zwischen kirchlicher Einheit und Gerechtigkeit in der Welt.“

Als drängende Probleme der Gegenwart nannte Pillay Gewalt gegen Frauen und Kinder, Menschenhandel, weltweite Flüchtlingsbewegungen, ökonomische Ungleichheit, Rassismus und ethnische Konflikte. Der Begriff der Gerechtigkeit müsse indes auch für die Beziehung der Religionen untereinander gelten, betonte Pillay und verwies auf den Umgang der Glaubensgemeinschaften mit religiös motivierter Gewalt.

Immer wieder stellten die Reformierten in der Vergangenheit unter Beweis, dass sie um scharfe, griffige Aussagen zum Weltgeschehen nicht verlegen sind. So gingen sie auf der vorletzten Versammlung in Ghana die westlichen Industrienationen für ihre Wirtschafts- und Umweltpolitik scharf an. Die Rede war unter anderem vom „Kampf gegen das Imperium“. An diese Tradition könnte auch das Treffen von Leipzig anschließen: Die diesjährige Abschlusserklärung am 7. Juli soll sich mit dem Thema Weltgerechtigkeit beschäftigen.

Informationen

Autor:Johannes Süßmann/luther2017.de Quelle:epd Datum:30-06-17
Schlagworte:
Reformierte, Reformation, Generalversammlung, Weltgemeinschaft Reformierter Kirchen, Leipzig

Leipzig

In der Leipziger Disputation traten Martin Luther, Philipp Melanchthon und Karlstadt dem Ingolstädter Theologieprofessor Johannes Eck gegenüber und bezweifelten die alleinige Lehrautorität des Papstes.