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Vor 500 Jahren: Melanchthons Antrittsrede in Wittenberg

Philipp Melanchthon, 1443.
Philipp Melanchthon, 1443. (Foto: Wikimedia Commons)

Als Philipp Melanchthon am 25. August 1518 in Wittenberg ankommt, um seinen neuen Posten am neu gestifteten Lehrstuhl für Griechische Sprache an der dortigen Universität anzutreten, sind die Wittenberger wenig beeindruckt. Eine Erscheinung ist der Gelehrte nicht eben: Melanchthon hat einen kleinen Sprachfehler, ist von eher schmaler Gestalt und nur etwa 1,50 Meter groß. 

Drei Tage später hielt der neue Professor dann allerdings seine Antrittsrede in der Wittenberger Schlosskirche – und zog die Zuhörer in seinen Bann. Unter dem Titel „De corrigendis adolescentiae studiis“ (deutscher Titel „Über die Neugestaltung des Universitätsstudiums“) entwarf Melanchthon darin sein akademisches Programm. Das lief auf eine Reform der universitären Lehre hinaus: Melanchthon war überzeugt, dass die Rezeption der antiken Schriftsteller und Rhetoriker – in deren Muttersprache aus den ursprünglichen Quellen – der Ursprung neuen Denkens und Lebens sein könnte. 

Melanchthon: „Lernt Griechisch!“

Dabei richtete der neue Professor für Griechisch auch eine Aufforderung an die Studenten – nicht ganz uneigennützig –, Griechisch neben dem Lateinischen zu lernen. „Lernt Griechisch zum Lateinischen, damit ihr, wenn ihr die Philosophen, die Theologen, die Geschichtsschreiber, die Redner, die Dichter lest, bis zur Sache selbst vordringt, nicht ihre Schatten umarmt“, sagte er. Das hinterließ Eindruck, auch bei Martin Luther. Der folgte diesem Rat und setzte bei seiner Bibelübersetzung auf griechische und hebräische Quellen statt auf die weitaus bekanntere lateinische Fassung. 

Der Einzug Melanchthons und seine Antrittsrede jähren sich in diesem Jahr zum 500. Mal. Aus diesem Anlass veranstaltet die Lutherstadt Wittenberg ein zweiwöchiges Festival. Dabei gibt es Konzerte, Vorträge, Führungen und ein Begrüßungsfest zu erleben. Am 21. August etwa stellt Dr. Stefan Rhein, Direktor der Stiftung Luthergedenkstätten, den Reformator in einem Vortrag unter dem Titel „Philipp Melanchthon kommt nach Wittenberg“ vor. Am 25. August wird unter dem Motto „Philipp kommt“ ein Willkommensfest mit Speisen, Getränken, Texten und Musik veranstaltet. Und schließlich wird am 28. August, dem Tag der Antrittsvorlesung, schon um 6 Uhr morgens – zu authentischer Stunde nämlich – eine Sonderführung durch Wittenberg geben. 

Informationen

Autor:luther2017.de Datum:21-08-18
Schlagworte:
De corrigendis adolescentiae studiis, Wittenberg, Antrittsrede, Melanchthon, 1518, Festival

Info

Ausgewählte Programmpunkte

  • 21. August, 18:30 Uhr – Philipp Melanchthon kommt nach Wittenberg, Vortrag mit Dr. Stefan Rhein
  • 23. August, 10:00 Uhr – Acht Stunden mit Philipp Melanchthon, Sonderführung
  • 25. August, 15:00 Uhr – Auf den Spuren Philipp Melanchthons in der Stadtkirche, Kirchenführung
  • 25. August, 18:00 Uhr – „Philipp kommt“, Begrüßungsfest
  • 28. August, 6:00 Uhr – Jubiläumsführung, Treffpunkt Luthereiche
  • 28. August, 19:00 Uhr – „Lob der Bildung“
  • 30. August & 1. September, 19:00 Uhr – „ION“ von Euripides, Theatervorstellung 

Weitere Informationen

Philipp Melanchthon

Neben Martin Luther gilt er als der wichtigste deutsche Reformator. Im Laufe seines Lebens gründete Melanchthon viele Schulen und Universitäten, verfasste unzählige Schriften und stand mit Gelehrten in ganz Europa in Kontakt. Wie kaum ein anderer beeinflusste er das Bildungswesen des 16. Jahrhunderts.

Lutherstadt Wittenberg

Auch wenn der Thesenanschlag historisch nicht sicher belegt ist, knüpft sich an dieses Bild der Ruf Wittenbergs.