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Von der stillenden Gottesmutter bis zum Krippenei

Der Vorsitzende des Kultur-, Heimat- und Geschichtsvereins Groflenlueder, Thomas Mohr, zeigt eine Krippe, die aus dem Haus des früheren polnischen Papstes stammen soll.
(Bild: epd-bild/Christian Prüfer)

Alle zwei Jahre belebt sich der Ort Großenlüder in Hessen. Dann nämlich steht der Krippenweg an. Im Krippenmuseum des Orts gibt es viele ungewöhnliche Motive zu bestaunen.

„Von der Baumarktkrippe bis zur Holzbildhauerkrippe haben wir alles“, sagt Thomas Mohr, Vorsitzender des Kultur-, Heimat- und Geschichtsvereins Großenlüder. Großenlüder ist ein rund 3500 Seelen großer Ort in der Nähe von Fulda. Vom Bahnhof bis ins Ortszentrum ist es gut eine Viertelstunde zu Fuß. Kurz bevor es nach links zum Marktplatz geht, fällt ein altes Haus ins Auge. Hier, im ehemaligen Finanzamt, betreut Thomas Mohr eine Ausstellung von rund 150 Weihnachtskrippen aus 50 Ländern.

Rund 150 Weihnachtskrippen aus 50 Ländern

Alle zwei Jahre allerdings belebt sich der Ort mit Besuchern. Ein besonderes Ereignis steht an: der Krippenweg. Auf einem beleuchteten Rundweg durch den Ort sind in Schaufenstern von Geschäften, in Fenstern von Privatleuten oder in Gärten Krippen aus aller Welt zu sehen. Insbesondere in den Abendstunden sei das eine große Attraktion, sagt Mohr: „So 10 000 bis 11 000 Besucher kommen da schon zusammen.“ Die ausgestellten Krippen stammen zum Teil aus dem Museum, zum Teil von Einwohnern oder sind Leihgaben.

Die Besucher kämen zum Teil in Bussen von weither, erzählt Mohr. Wem es nach dem Rundgang fröstelt, kann sich an mehreren Sonntagen vor und nach Weihnachten vor dem Museum an einem Glühweinstand wärmen. Zum Zweijahresrhythmus habe sich der Verein entschlossen, weil das alles doch sehr viel Arbeit mache, sagt Mohr.

Auch Leihgaben werden angenommen

„Krippeneier“ aus Russland sind auch Teil der Ausstellung im Krippenmuseum.
(Bild: epd-bild/Christian Prüfer)

Das nur sporadisch geöffnete Museum selbst ist sehenswert. „Wir sind dabei, die Sammlung ständig zu erweitern“, sagt Mohr. Auch Leihgaben werden gern genommen. Eine besonders schöne, selbst gefertigte Tonkrippe habe er etwa von einer Kinderkrankenschwester aus Schlüchtern erhalten. Die habe früher die dortige Kirche geziert, bis der Pfarrer sie durch eine gekaufte Krippe ersetzt habe, erzählt Mohr. Nun ist das Kunstwerk als Leihgabe im Museum gelandet.

Zu verdanken hat das Museum die Sammlung einem in Großenlüder geborenen privaten Sammler. Walter Odenwald, ein Maschinenbauingenieur, habe die Krippen von insgesamt zwölf Weltreisen mitgebracht, erzählt Mohr. Seinen Beruf habe er irgendwann an den Nagel gehängt und sich auf die Restaurierung von Bauernmöbeln im Allgäu spezialisiert. Im Jahr 2000 sei die Sammlung nach dem Tode von Odenwald nach Großenlüder gekommen und das Museum ins Leben gerufen worden.

Materialien und Motive in großer Vielfalt

Eine sehr detailreiche Krippe aus Süddeutschland.
(Bild: epd-bild/Christian Prüfer)

Auch die Vielzahl der Materialien und Formen der Krippen ist beachtlich. Holz, Ton, Papier, Kunststoff, Metall, Stanniol – kaum ein Stoff, aus dem sich nicht eine Szene mit Maria, Josef, dem Jesuskind und eventuell noch Ochs und Esel zaubern ließe. Ungewöhnlich etwa die Form, die die sogenannten russischen Krippeneier aufweisen. Sehenswert auch die Krippe aus Peru, die die Heilige Familie auf ein Boot verfrachtet, welches weder Ochs noch Esel, dafür aber zahlreiche Schafe beherbergt.

Mohr ist stets auf der Suche nach außergewöhnlichen und seltenen Motiven. „Eine liegende Maria gibt es nicht so häufig“, sagt er. Und eine gar das Jesuskind stillende Gottesmutter, wie in einer spanischen Krippe aus dem Jahr 2014 dargestellt, sei ebenfalls ein ungewöhnliches Motiv.

Gezeigt werden auch moderne Krippen und Wettbewerbssieger eines Krippenwettbewerbes der Schnitzschule aus Empfertshausen. In Polen, so weiß Mohr, gebe es so einen Wettbewerb in noch viel größerem Maßstab, wenn in Krakau alljährlich ein Krippenwettbewerb mit mehr als 100 Krippenbauern stattfinde. Man sei auch im Besitz einer Krippe, die aus dem Hause des aus Polen stammenden Papstes Johannes Paul II. (1920–2005) stammen soll. Ob das stimmt, will Mohr allerdings nicht garantieren.

Informationen

Autor:Christian Prüfer Quelle:epd Datum:22-12-17
Schlagworte:
Weihnachtskrippe, Großenlüder, Weihnachten, Tradition

Info

11. Internationaler Krippenweg und Krippenmuseum

Stiftskapitularisches Amtshaus
Marktplatz 1
36137 Großenlüder

Öffnungszeiten:
2. Dezember 2017 bis 14. Januar 2018
Krippenmuseum:
Montags, 10 Uhr bis 12 Uhr
Sonntags, 14 Uhr bis 17 Uhr
26. Dezember, 14 Uhr bis 17 Uhr

Eintritt:
2,50 Euro, Kinder und Jugendliche frei

Weitere Informationen:
Website zur Krippensammlung