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Tagung behandelt Aspekte der Reformation und stellt Forschungsprojekt vor

Die Tagung findet am Sitz der Bayerischen Akademie der Wissenschaften im Ostflügel der Münchner Residenz statt. (Bild: Bayerische Akademie der Wissenschaften)

Die Bayerische Akademie der Wissenschaften lädt heute nach München zur Tagung „Aspekte der Reformation“ ein. Dabei nimmt die Akademie die Tatsache auf, dass sich unter dem Oberbegriff Reformation ein Geschehen verbirgt, das sich nur bedingt unter einen einheitlichen Begriff fassen lässt. Bekanntlich unterscheidet sich die von Luther geprägte Wittenberger Reformation bereits deutlich von der Zürich-Genfer Bewegung, die von Zwingli und Calvin initiiert und von deren Ansichten geprägt wurde. Aber auch die Wittenberger Erneuerungsbewegung weist ein hohes Maß an innerer Differenziertheit auf. 

So gehört zur Identität des Protestantismus von Beginn an der Umgang mit Unterschieden vielfältigster Art. Darin kann man bereits einen für die Moderne typischen Pluralismus vorscheinen sehen. In fünf Fachvorträgen widmet sich die Tagung der Bayerischen Akademie der Wissenschaften in München eben dieser Pluralität. Dabei geht es um die Motive und Strategien der Luthergegner, insbesondere in Bayern, ebenso wie um Philipp Melanchthon als führender Pädagoge der Reformationszeit oder die Augsburger Reichstage von 1530 und 1555. Diese beiden Reichstage markieren Eckdaten des Prozesses der Kirchenspaltung – die 1530 vorgestellte Confessio Augustana erfuhr auf dem Reichstag 1555 ihre Anerkennung. Weitere Vorträge thematisieren die Wirkungen der Reformation auf die Kunst – die bis in die Romantik und die Abstraktion reichen – und das Musikverständnis Martin Luthers

Forschungsprojekt zum Österreichischen Bibelübersetzer wird vorgestellt

Seite aus einem Manuskript des Österreichischen Bibelübersetzers: Jesus wird von Petrus verleugnet. Pergament, um 1340. (Bild: Schaffhausen, Stadtbibliothek, Gen. 8, f. 236r – Klosterneuburger Evangelienwerk (www.e-codices.unifr.ch), CC BY-NC 4.0, beschnitten)

Außerdem wird im Rahmen der Tagung das Projekt „Der Österreichische Bibelübersetzer. Gottes Wort deutsch“ vorgestellt. Unter diesem Titel fördert die Gemeinsame Wissenschaftskonferenz von Bund und Ländern ab 2016 die Edition und Kommentierung einer mittelalterlichen Bibelübersetzung. Denn schon vor Martin Luther wurde die Bibel ins Deutsche übersetzt. Bereits im 14. Jahrhundert erstellte ein unbekannter Autor eine umfassende und kommentierte Textversion. Aufgrund des Fundorts der meisten Manuskripte ist er in der Forschung als „Österreichischer Bibelübersetzer“ bekannt.

Das Projekt ist auf zwölf Jahre angelegt und wird gemeinsam von der Bayerischen Akademie der Wissenschaften und der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften durchgeführt. Bund und Länder finanzieren das Projekt im Rahmen des so genannten Akademienprogramms, das der Erschließung, Sicherung und Vergegenwärtigung des kulturellen Erbes dient. Dabei spielen zeitgemäße Digitalisierungskonzepte ebenso wie Open Access eine wesentliche Rolle. 

Die Besonderheit der im Rahmen des Projekts „Der österreichische Bibelübersetzer“ untersuchten Texte ist neben der weitgehenden Vollständigkeit, der Begleitung durch Kommentare und ihre sprachliche Brillanz auch die Tatsache, dass der Übersetzer ein Laie war, der das Recht der Laien auf die Bibel in der Volkssprache vehement verteidigte. Die Edition wird in gedruckter Form erscheinen, die den Referenztext zur weiteren Forschung anbietet, als auch als digitale Version, die vielfältige Recherchen ermöglicht. So entsteht eine Forschungsgrundlage für Theologen, Historiker, Kulturhistoriker und verschiedene Philologien. Das Projekt dürfte das Verständnis für das Spätmittelalter und seine Deutung maßgeblich beeinflussen.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:BAdW Datum:17-10-17
Schlagworte:
Forschung, Reformation, Reformationsjubiläum, Bayerische Akademie der Wissenschaften, Bibelübersetzung, Österreich

Info

Tagung „Aspekte der Reformation“

17. Oktober, ab 14 Uhr

Bayerische Akademie der Wissenschaften
Plenarsaal, 1. Stock
Alfons-Goppel-Straße 11
80539 München

Weitere Informationen


Der Österreichische Bibelübersetzer

Forschungsprojekt

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