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Symposium der Europäischen Melanchthon-Akademie zum 15. Jahrhundert

In der Gedächtnishalle des Melanchthonhauses in Bretten wird der öffentliche Abendvortrag des Symposiums stattfinden. (Bild: Wikimedia Commons/Thomoesch, CC BY-SA 3.0)

Die Europäische Melanchthon-Akademie in Bretten veranstaltet vom 12. bis zum 14. Oktober ein internationales Symposium zum Thema „Das 15. Jahrhundert“. Allgemein gelte das 15. Jahrhundert als Inkubationszeit, eine Ära wichtiger Umbrüche, die ihre Wirkung allerdings erst nach 1500 entfalten konnten. Dabei will das Symposium das 15. Jahrhundert eben nicht als „Herbst des Mittelalters“ oder als „Vor-Reformation“ behandeln, sondern als eine „auf vielen Feldern vitale Zeit eigenen Rechts“, wie es in der Einladung der Akademie heißt. 

Das 15. Jahrhundert für sich betrachten

Dafür bringt die Melanchthon-Akademie Wissenschaftler aus verschiedenen Disziplinen zusammen, die das reiche und vielfältige geistig-kulturelle Leben des 15. Jahrhunderts für sich sichten sollen – losgelöst von eventuell später aus ihm hervorgegangenen Phänomenen der Religions-, Medien-, Globalisierungs- und Wissen(schaft)sgeschichte. Dies biete „Ansatzpunkte und Forschungsgebiete für viele Fachrichtungen“. 

Neben der nicht-öffentlichen Tagung wird im Rahmen des Symposiums auch ein öffentlicher Abendvortrag stattfinden, der sich unter dem Titel „Frost, Maikäfer und Ernteglück“ mit dem 15. Jahrhundert in Europa aus klima-, umwelt- und wirtschaftshistorischer Perspektive nähert. Den Vortrag wird die Schweizer Historikerin Chantal Camenisch von der Universität Bern halten.

Marktplatz und Melanchthonhaus in Bretten. (Bild: Wikimedia Commons)

Das 15. Jahrhundert steht auch in der europäischen wirtschafts- und umwelthistorischen Forschung oft im Schatten des vorangehenden 14. Jahrhunderts. Dieses war geprägt von demographischen Katastrophen, zu deren Auslösern die große Hungersnot, der Schwarze Tod und die folgenden Wellen von Pestepidemien zählen. Der resultierende tiefe Bevölkerungsdruck führte zu vergleichsweise tiefen Lebensmittelpreisen und hohen Löhnen. Für viele Menschen bedeutete dies ein Leben mit relativ gutem Lebensstandard. 

Krisenzeit für den Adel

Für den Adel, der seine Einkünfte aus den Abgaben der Bauern und Überschüssen der landwirtschaftlichen Produktion auf seinen Ländereien bezog, stellte das Spätmittelalter jedoch eine Krisenzeit dar. Europa erlebte im 15. Jh. darüber hinaus große Klimaschwankungen und extreme Witterungsverläufe. Der Kontinent blieb in diesem Jahrhundert zudem nicht von Naturkatastrophen, Epidemien und schweren Wirtschaftskrisen verschont.

Zu beachten sind aber auch einzelne kurzfristige Extremereignisse. Im Hinblick auf die Klimageschichte werden etwa der Jahrhundertwinter 1407/08, die Witterungsanomalie der 1430er Jahre oder das Dürrejahr 1473 betrachtet. In wirtschaftshistorischer Hinsicht stehen die Subsistenzkrisen der 1430er, 1480er und 1490er Jahre im Mittelpunkt sowie deren soziale und kulturelle Folgen. Maikäferplagen, Erdbeben und Epidemien im 15. Jahrhundert werden als weitere Themen aus dem Bereich der Umweltgeschichte im Vortrag von Chantal Camenisch besprochen werden. Außerdem sollen etwaige Wechselwirkungen zwischen den vorgestellten Ereignissen aufgezeigt werden. 


Der Vortrag „Frost, Maikäfer und Ernteglück findet am Donnerstag, 12. Oktober, um 20 Uhr in der Gedächtnishalle des Melanchthonhauses Bretten statt. 

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:Europäische Melanchthon-Akademie Datum:12-10-17
Schlagworte:
Symposium, Europäische Melanchthon-Akademie, Bretten, 15. Jahrhundert, Geschichte, Vortrag

Info

Frost, Maikäfer und Ernteglück

Abendvortrag zum Symposium „Das 15. Jahrhundert“

Melanchthonhaus Bretten
Gedächtnishalle
Melanchthonstraße 1–3
75015 Bretten

12 Oktober, 20 Uhr

Referentin: 
Chantal Camenisch, Universität Bern

Weitere Informationen:
Website der Europäischen Melanchthon-Akademie

Melanchthonhaus in Bretten

Das Melanchthonhaus Bretten, erbaut an der Stelle des 1689 abgebrannten Geburtshauses des Reformators, ist das zweitgrößte reformationsgeschichtliche Museum in Deutschland. Es enthält neben einem Museum und einer Forschungsstelle auch eine Melanchthon-Spezialbibliothek.

Philipp Melanchthon

Neben Martin Luther gilt er als der wichtigste deutsche Reformator. Im Laufe seines Lebens gründete Melanchthon viele Schulen und Universitäten, verfasste unzählige Schriften und stand mit Gelehrten in ganz Europa in Kontakt. Wie kaum ein anderer beeinflusste er das Bildungswesen des 16. Jahrhunderts.