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Spiritueller Tourismus zur Lutherdekade: EKD regt „provisorische Kathedrale“ in Wittenberg an

Anhörung des Ausschusses für Tourismus des Deutschen Bundestages

Lichtkirche der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN)
(Foto: epd-bild/Thomas Rohnke)

Mit Blick auf das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 wünscht sich die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) einen besonderen spirituellen Ort in Wittenberg. In seiner Stellungnahme zu einer Anhörung im Tourismusausschuss des Bundestags regte der Vizepräsident des EKD-Kirchenamts, Thies Gundlach, eine „provisorische Kathedrale“ an. Als zeitgenössischer, moderner und transparenter Raum könnte dieser temporäre Ort zur geistlichen Auseinandersetzung mit der Reformation einladen.

Als Vorbilder nannte Gundlach spirituelle Räume bei internationalen Ausstellungen wie den Christuspavillon auf der EXPO im Jahr 2000, die Lichtkirche auf dem Hessentag und den „Garten der Religionen“ auf der vor kurzem eröffneten Internationalen Gartenschau (igs) in Hamburg. Für das Jahr 2017 erwägt die EKD in Wittenberg mit einer „Weltausstellung der Reformation“ ein Großereignis.

Thies Gundlach
Thies Gundlach (Foto: epd-bild)

Gundlach sagte in der Anhörung, für das Gelingen eines spirituellen Tourismus sei es wichtig, geistliche Orte zu etablieren, an denen Menschen ihre Fragen nach Sinn und Suche, nach Verantwortung und Mitgestaltung entdecken und entwickeln könnten. Zu diesen Orten gehörten naturgemäß Kirchen, Klöster und historisch gewichtige Orte, aber auch neue Räume der Begegnung, die die Gegenwart ansprechen.
 

Ein halbes Jahrtausend nach dem Thesenanschlag

Das sachsen-anhaltische Wittenberg steht im Zentrum der für 2017 geplanten Veranstaltungen. In dem Jahr jährt sich der Thesenanschlag Martin Luthers (1483-1546) zum 500. Mal. Die Veröffentlichung der 95 Ablassthesen gilt als Geburtsstunde des Protestantismus. Der Legende nach hat Luther sie mit dem Hammer an die Tür der Wittenberger Schlosskirche genagelt.

In der Anhörung zogen Kirchenvertreter, Tourismusexperten wie Akteure zur Lutherdekade eine überwiegend positive Bilanz der bisherigen Anstrengungen in der Lutherdekade. Vertreter der Tourismusbranche betonten, dass die Regionen in Sachsen-Anhalt, Sachsen und Thüringen vom Fokus auf die historischen Stätten der Reformation und den Veranstaltungen profitierten.

2017 als Startpunkt für weitere Jubiläen

Der Geschäftsführer der Staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017“, Stefan Zowislo, verwies unter anderem auf die Förderung historischer Stätten der Reformation sowie auf die Bedeutung des länderübergreifenden Lutherwegs.

Das Angebot spräche breite weltliche und kirchliche Zielgruppen an und träfe den „Lebens- und Freizeitnerv breiter Bevölkerungsschichten". Notwendig seien eine professionelle Wegeführung und Vermarktung sowie eine länderübergreifende Kartierung.

Zowislo richtete den Blick zudem auf den Ausbau der Hotelkapazitäten an den touristisch bedeutsamen Orten sowie die geplante Umgestaltung des Bahnhofes in der Lutherstadt Wittenberg zu einem „Grünen Bahnhof“. Die Investitionen für das Reformationsjubiläum seien auch über 2017 hinaus lohnenswert, so der Geschäftsführer. Das Jahr sei der Startpunkt für weitere Gedenkfeiern, etwa zum Wormser Reichstag (1521) oder zur Lutherbibel, der ersten vollständigen Ausgabe der Heiligen Schrift in deutscher Sprache (1534).

Stefan Zowislo
Stefan Zowislo (Foto: Luther2017)

Kirche gegen zentrale Planung

Der Tourismusexperte Christian Antz, Referatsleiter im sachsen-anhaltinischen Wirtschaftsministerium, forderte, die vielen kirchlichen Angebote besser zu bündeln, um das Angebot „stimmig“ zu vermitteln. Gundlach widersprach: „Eine zentrale Planung wird es nicht geben und das ist auch das Schöne daran“, sagte er mit Verweis auf die vielfältigen und immer wieder neu entstehenden Ideen im Zusammenhang mit dem                                                              Reformationsjubiläum.

Informationen

Quelle:epd/luther2017.de Datum:16-05-13
Schlagworte:
Tourismus, Lutherweg, Spiritualität, Bundestag, Stefan Zowislo, Thies Gundlach