Ganz selbstverständlich ist der Alltag der Megametropole New York mit jiddischen Floskeln verwoben. Mag dies der in vielen Geschäften mit Lachs und Philadelphia belegte „Bagel“ sein, das „Gelt“, mit dem er bezahlt wird, oder das „Schleppen“ von einem wichtigen Termin zum nächsten. Jeder, egal ob jüdischen oder anderen Ursprungs, verwendet selbstverständlich diese und andere Begriffe im Alltag der hektischen Stadt, die wie kein zweiter Ort ein Schmelztiegel verschiedener Nationen zu einem einzigartigen neuen Gebilde geworden ist.
New York ist die zweitgrößte jüdische Stadt der Welt
Wer in den Alltag New Yorks eintaucht, merkt schnell, dass er sich in einer Stadt bewegt, die neben Tel Aviv die zweitgrößte jüdische Stadt der Welt ist, mit mehr als 2,13 Millionen Juden bzw. fast 16 Prozent der Stadtbevölkerung. Nachdem die „Lower East Side“ Manhattans nach mehreren deutschen Einwanderungswellen ab etwa 1880 das bevorzugte Wohnviertel der armen osteuropäischen jüdischen Immigranten geworden war, führte man dort ein Leben wie im alten „Schtetl“. Nach und nach breitete sich die wachsende jüdische Bevölkerung auch auf andere Stadteile aus. Diese weisen bis zum heutigen Tag ein vitales und vielfältiges jüdisches Leben auf, das den Alltag aller prägt.
Aufgrund dieser jüdischen Prägung ist der jüdisch-christliche Dialog in der Megametropole ein wichtiger Bestandteil des gegenseitigen Bemühens und der Aufarbeitung jüdisch-christlicher Geschichte. Gleichzeitig ist New Yorks Geschichte vielfach durch aufeinanderfolgende deutsche Einwanderungswellen mit deutschen Traditionen verwoben. Daher reicht hier die Erinnerung an das Versagen der deutschsprachigen Kirche während der NS-Zeit und der nationalsozialistischen Diktatur so tief bis in die Herzen von Familien jüdischer und deutscher Abstammung. Besonders im Reformationsgedenkjahr ist daher eine Auseinandersetzung mit dieser Geschichte im Angesicht von Luthers antisemitischen Aussagen bedeutsam.