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Minister Dorgerloh: Die Reformation ist für die gegenwärtige Politik ohne Bedeutung

Tagung „Staat in Deutschland und evangelische Kirche“ in Nürnberg

Stephan Dorgerloh, Kultusminister von Sachsen-Anhalt
Stephan Dorgerloh, Kultusminister von Sachsen-Anhalt (Foto: epd-bild/Andreas Schoelzel)

Die Reformation kann nach Auffassung von Sachsen-Anhalts Kultusminister Stephan Dorgerloh (SPD) kein Maßstab für die Politik der Gegenwart sein. „Es ist kaum noch ein Anknüpfungspunkt da", sagte er bei der Tagung „Staat in Deutschland und evangelische Kirche“ in Nürnberg. Die Reformation sei im öffentlichen Bewusstsein des 21. Jahrhunderts kaum noch präsent. „Wer heute politisch verstanden werden will, knüpft nicht an sie an“, argumentierte Dorgerloh.

Der Kultusminister erinnerte an die Abnahme der kirchlichen Bindung in Deutschland. In den mitteldeutschen Kernregionen der Reformation sei die Zahl der Christen zum Teil auf unter zehn Prozent gesunken, unterstrich Dorgerloh. Der Theologe, der vor seinem Wechsel in die Politik Wittenberg-Beauftragter der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) war, wies zugleich auf die Bedeutung des Reformators Martin Luther für die Entwicklung der deutschen Sprache hin.

Spaenle: „Die Reformation stärkte den politischen Wettbewerb“

Der bayerische Kultusminister Ludwig Spaenle (CSU) erinnerte an die Rolle der Reformation für die Entwicklung des föderalen Aufbaus in Deutschland. „Die konfessionelle Rivalität hat entscheidend zur Föderalisierung beigetragen.“ Die Reformation habe den politischen und intellektuellen Wettbewerb gestärkt. Die radikalen konfessionellen Auseinandersetzungen gehörten indes der Vergangenheit an, sagte Spaenle. Er rief die Konfessionen auf, ihre Gemeinsamkeiten herauszuarbeiten.

An der zweitägigen Konferenz „Staat in Deutschland und evangelische Kirche“ nehmen rund 130 Fachleute aus ganz Deutschland teil. Veranstalter sind das bayerische Kultusministerium, die Stadt Nürnberg sowie die in Wittenberg ansässige Staatliche Geschäftsstelle „Luther 2017". Anlass ist das Themenjahr „Reformation und Politik“ im Rahmen der Lutherdekade. Damit bereiten Staat und Kirchen das 500. Reformationsjubiläum im Jahr 2017 vor. Luthers legendärer Thesenanschlag vom 31. Oktober 1517 gilt als Beginn der Reformation.

Informationen

Quelle:epd Datum:27-06-14
Schlagworte:
Politik, Staat, Nürnberg, Stephan Dorgerloh, Ludwig Spaenle