„Die Sorben und die Reformation“ heißt der Titel einer neuen Ausstellung in Bautzen. Sie beleuchtet erstmals die Geschichte der sorbischen Protestanten in der Lausitz in größerem Stil. Dabei räumt sie auch mit einem weit verbreiteten Gerücht auf.
Zu Tisch bei Phillip Melanchthon wurde vermutlich auch Sorbisch gesprochen. Schließlich hatte der Reformator und Vertraute Martin Luthers mit dem Universalgelehrten Caspar Peucer einen sorbischen Schwiegersohn. Welchen Einfluss die Reformation auf die Sorben hatte, zeigt seit Sonntag eine Ausstellung im sächsischen Bautzen. Das Sorbische Museum auf der Ortenburg widmet sich erstmals ausführlich diesem Thema. In vier Räumen sind Hunderte Exponate zu sehen, darunter die ersten gedruckten sorbischen Bücher.
Vorgestellt wird im Reformationsjubiläumsjahr die 500-jährige Glaubensgeschichte der Minderheit in der Nieder- und Oberlausitz. Der Fokus liege darauf, wie sich sorbische Sprache und Schrift entwickelt haben und welchen Einfluss die reformatorischen Ideen auf das slawische Volk hatten, sagt Kuratorin Andrea Paulick.
Dutzende Dokumente ausgestellt, darunter das älteste gedruckte sorbische Buch
Ein besonders wertvolles Exponat ist das älteste gedruckte sorbische Buch von 1574 mit Luthertexten. Auch die erste sorbische Lutherbibel von 1728 wird präsentiert. Zu sehen sind Dutzende Dokumente sowie Gemälde, aber auch Kleidung wie evangelische sorbische Trachten. Vorgestellt werden zudem regionale Wegbereiter der Reformation in der Lausitz wie Pfarrer Wenzel Warich aus Göda. Er übersetzte 1595 Luthers Kleinen Katechismus ins Obersorbische.
Die Ausstellung räumt mit dem weit verbreiteten Gerücht auf, dass die meisten Sorben katholisch seien. Im Laufe des hundertjährigen Reformationsprozesses hätten sich 90 Prozent der Sorben dem evangelisch-lutherischen Glauben zugewandt, sagt der evangelische sorbische Superintendent, Jan Mahling. Auch heute seien die Protestanten deutlich in der Mehrheit.
Von den rund 40 000 geschätzten Sorben in der Nieder- und Oberlausitz seien etwa 25.000 evangelisch und 15 000 katholisch, sagt er. Da die katholischen Sorben allerdings im Schnitt jünger und aktiver seien und zudem in einem kleineren Gebiet wohnten, entstehe der Eindruck, sie wären in der Mehrheit. Katholische Zentren sind etwa die Region um das Kloster Marienstern und der Domstift in Bautzen.