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Leipziger Bibliothek zeigt neu entdeckte Wittenberger Chorhandschrift

Die Vorderseite des Fragments der Wittenberger Chorhandschrift. (Universitätsbibliothek Leipzig, Deutsche Fragmente 82, CC BY 4.0)

Am heutigen Abend (12.10.) wird in der Bibliotheca Albertina in Leipzig die Ausstellung „Geist aus den Klöstern. Buchkultur und intellektuelles Leben in Sachsen bis zur Reformation“ mit einer Einführung von Kurator Dr. Christoph Mackert eröffnet. Anschließend finden ein Empfang und Rundgang durch die Ausstellung statt. 

Ohne Protagonisten aus den Klöstern keine Reformation

Die Reformation fußt auf Voraussetzungen, die weit ins Mittelalter zurückreichen und ist ohne Protagonisten aus dem klösterlichen Milieu wie dem „entlaufenen Mönch“ Martin Luther undenkbar. Daher setzt die Universitätsbibliothek Leipzig zum Reformationsjubiläum die Geisteswelten der sächsischen Klöster in Szene. Dabei werden herausragende Handschriften und Frühdrucke des 11. bis 15. Jahrhunderts aus Sachsens Klöstern präsentiert.

Ein Highlight der Ausstellung ist eine fast 500 Jahre alte Chorhandschrift aus Wittenberg, die erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt wird. Sie wurde erst vor wenigen Monaten in Leipzig entdeckt. Es handelt sich um ein einzelnes Doppelblatt einer vormals mindestens 130 Seiten starken Pergamenthandschrift. Es dürfte dem Experten zufolge das älteste bekannte Zeugnis aus der Gottesdienstpraxis der jungen protestantischen Kirche sein.

Die Rückseite des Fragments der Wittenberger Chorhandschrift. (Universitätsbibliothek Leipzig, Deutsche Fragmente 82, CC BY 4.0)

Das verzierte großformatige Doppelblatt (eine Seite ist 37,5 mal 26 Zentimeter groß) wird auf die Zeit um 1530 datiert. Es enthält drei deutschsprachige Kirchengesänge und ein lateinisches Stück. Christoph Mackert, an der Universitätsbibliothek Leipzig unter anderem für Historische Buchkunde zuständig, hatte es in einer Sammlung mittelalterlicher Handschriften der Unibibliothek gefunden. Das Fragment dokumentiert die gelebte Praxis des reformatorischen Kirchen- und Chorgesangs in Wittenberg.

Die drei deutschen Texte seien im Wechsel mit der Gemeinde gesungen worden, hieß es. Der zudem enthaltene lateinische Vers sei ein Beleg dafür, dass in frühreformatorischer Zeit Teile der alten Liturgie in die neue integriert wurden, sagte Mackert.

Fragment einer Chorhandschrift 1530

Im Sinne der Reformation kam es seit etwa 1521 an verschiedenen Orten zur Einführung neuer Formen des Gottesdienstes mit deutschsprachigen Anteilen in Wort und Lied. Dieser Prozess wurde von Wittenberg aus zentralisiert und vereinheitlicht, vor allem für den mittel- und norddeutschen Raum. Die zeitliche und räumliche Einordnung des Fragmentes war Mackert nach eigenen Aussagen mit Hilfe von Textvarianten möglich, die sich Luthers Arbeit an der Bibelübersetzung aus dem Zeitraum 1526 bis 1530 zuordnen lassen und enge Übereinstimmungen mit der Wittenberger Kirchenordnung von 1528/33 zeigten.

Die Handschriftensammlung der Leipziger Universitätsbibliothek beherbergt Mackert zufolge mehr als 10 000 Exemplare. Unter den rund 2200 mittelalterlichen Handschriften seien etwa 800 Fragmente.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:epd/UB Leipzig Datum:12-10-17
Schlagworte:
Ausstellung, Leipzig, Sachsen, Klöster, Reformationsjubiläum, Reformation, Schriften, Drucke

Info

„Geist aus den Klöstern.“

Bibliotheca Albertina
Beethovenstr. 6
04107 Leipzig

Öffnungszeiten:
13. Oktober 2017 bis zum 07. Januar 2018
täglich von 10 bis 18 Uhr 

Freier Eintritt

Weitere Informationen:
Website der Universitätsbibliothek Leipzig

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