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Landeskirche trifft sich mit Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden

Begegnungstag am 8. September im Weiershof

Darstellung einer Mennonitentaufe
(Foto: Wikimedia Commons)

Die Evangelische Kirche der Pfalz und die Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden wollen ihre Zusammenarbeit verstärken und historische Schuldfragen aufarbeiten. Das "Jahr der Toleranz" anlässlich der Reformationsdekade biete eine gute Gelegenheit, mit den mennonitischen Gemeinden in der Region ins Gespräch zu kommen, sagte Kirchenpräsident Christian Schad in Speyer.

Zur Schuld- und Schamgeschichte der Reformation gehöre neben Martin Luthers Polemik gegen die Juden nämlich auch die Verfolgung der sogenannten Täufer. Am 8. September wird es in der mennonitischen Gemeinde Weierhof in Kirchheim-Bolanden zu einem mennonitisch-protestantischen Begegnungstag kommen.

Gerade der pfälzischen Landeskirche sei es ein Herzensanliegen, ein Zeichen der Verbundenheit zu setzen, sagte Schad. Es sei der Reichstag von Speyer 1529 gewesen, der mit Zustimmung der evangelischen Stände - die aus politischen Gründen einen gemeinsamen Feind mit den Katholiken brauchten - am 23. April das Mandat erneuert habe, gegen alle sogenannten "Wiedertäufer" die Todesstrafe zu vollziehen. Der Verfolgung nach diesem Beschluss fielen im 16. Jahrhundert tausende Anhänger der Täuferbewegung zum Opfer.

Den Täufern das Recht auf Gewissensfreiheit verweigert

Es sei paradox, dass drei Tage vor der Entscheidung gegen die Täufer sechs Fürsten und 14 freie Reichsstädte für Glaubens- und Gewissensfreiheit protestiert haben, sagte Schad.

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Kirchenpräsident Christian Schad
Kirchenpräsident Christian Schad (Foto: epd-Bild/Klaus Landry)

Damit habe die protestantische Minderheit selbstbewusst das Recht für sich in Anspruch genommen, sich unter Berufung auf das eigene, an das Evangelium gebundene Gewissen gegen Mehrheitsentscheidungen in Glaubensdingen zu wenden. Genau dieses Recht sei den Täufern dann verwehrt worden. Dies zeige die Ambivalenz der Reformation dem Thema Toleranz gegenüber.

Martin Luther sei es gewesen, der dem Wort Toleranz eine eigene Wendung gegeben habe, sagte Schad. Im Licht der biblischen Zeugnisse sei Toleranz für den Reformator eine Eigenschaft Gottes. Gott sei geduldig mit seinen Geschöpfen und habe in Jesus von Nazareth sogar die Sünde und die Todverfallenheit der Welt getragen. Das sei der Grund dafür, dass die Menschen einander tragen und ertragen, auch und gerade in ihrer Verschiedenheit. Die Feindesliebe als Zuspitzung der Nächstenliebe habe in der Toleranz Gottes ihren tiefsten Beweggrund.

Enge Verbindung des Toleranzgedankens mit dem christlichen Glauben

Nachdem die Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennonitengemeinden und die Landeskirche seit 1975 vertrauensvoll in der Arbeitsgemeinschaft Christlicher Kirchen zusammenarbeite, sei es an der Zeit, sich mit den Wunden, die geblieben sind, auseinanderzusetzen, sagte Schad. Gerade weil die Verbindung des Toleranzgedankens mit dem christlichen Glauben so eng sei, müsse der Intoleranz, wo immer sie im Christentum auftrete, aus Gründen des christlichen Glaubens selbst widerstanden werden. In dieser Absicht habe er das Gespräch mit den Vertretern der mennonitischen Gemeinden, den Nachfahren der Täuferbewegung des 16. Jahrhunderts, gesucht.

Für den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennoniten, Patrick Schmidt, ist der Begegnungstag eine Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Ökumenische Treffen seien wichtig, um voneinander zu lernen und miteinander zu leben, sagte Schmidt. Dabei könnten auch die Differenzen angesprochen werden. Diskussionsbedarf gebe es etwa bei der Tauffrage. Die Mennoniten praktizieren nur die Erwachsenentaufe.

Die Ökumene vor Ort richtet den Blick in die Zukunft

Die Verfolgungen des 16. Jahrhunderts spielten nur noch bei überregionalen theologischen Debatten eine Rolle, sagte Schmidt. In der Ökumene vor Ort sei der Blick deutlich in die Zukunft gerichtet. Der Arbeitsgemeinschaft gehören 1600 Mitglieder in 16 Gemeinden an.

Der Begegnungstag am 8. September im Weierhof beginnt um 14 Uhr mit dem Vortrag "Radikale Reformation - unser gemeinsames Erbe?" von Stephen Buckwalter von der Bucer-Forschungsstelle der Universität Heidelberg. Danach gibt es Gesprächskreise und einen Rundgang über den Weierhof. Der Tag endet mit einem gemeinsamen Abendmahlsgottesdienst um 17.30 Uhr.


Anmeldungen zum Begegnungstag im Weierhofin Kirchheim-Bolandensind möglich per E-Mail unterDezernat.I@evkirchepfalz.de.

Menno Simons
Menno Simons (Foto: epd-bild/akg)

Für den Vorsitzenden der Arbeitsgemeinschaft Südwestdeutscher Mennoniten, Patrick Schmidt, ist der Begegnungstag eine Gelegenheit, miteinander ins Gespräch zu kommen. Ökumenische Treffen seien wichtig, um voneinander zu lernen und miteinander zu leben, sagte Schmidt. Dabei könnten auch die Differenzen angesprochen werden. Diskussionsbedarf gebe es etwa bei der Tauffrage. Die Mennoniten praktizieren nur die Erwachsenentaufe.

Die Ökumene vor Ort richtet den Blick in die Zukunft

Die Verfolgungen des 16. Jahrhunderts spielten nur noch bei überregionalen theologischen Debatten eine Rolle, sagte Schmidt. In der Ökumene vor Ort sei der Blick deutlich in die Zukunft gerichtet. Der Arbeitsgemeinschaft gehören 1600 Mitglieder in 16 Gemeinden an.

Der Begegnungstag am 8. September im Weierhof beginnt um 14 Uhr mit dem Vortrag "Radikale Reformation - unser gemeinsames Erbe?" von Stephen Buckwalter von der Bucer-Forschungsstelle der Universität Heidelberg. Danach gibt es Gesprächskreise und einen Rundgang über den Weierhof. Der Tag endet mit einem gemeinsamen Abendmahlsgottesdienst um 17.30 Uhr.


Anmeldungen zum Begegnungstag im Weierhofin Kirchheim-Bolandensind möglich per E-Mail unterDezernat.I@evkirchepfalz.de.

Informationen

Quelle:epd Datum:03-09-13
Schlagworte:
Ökumene, Speyer, Täufer, Menno Simons, Mennoniten, Evangelische Landeskirche der Pfalz