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Internationaler Kongress: EKD-Chef bekräftigt ökumenische Ausrichtung des Reformationsjubiläums

300 Teilnehmer aus 35 Ländern bereiten die 500-Jahr-Feier vor

Nikolaus Schneider
(Foto: epd-Bild/Gion Pfander)

Anders als bei früheren Luther-Gedenken strebt die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD) für die 500-Jahr-Feier des Thesenanschlags eine internationale und ökumenische Ausrichtung an. "Das Reformationsjubiläum 2017 ist ein Ereignis von Weltrang", sagte der EKD-Ratsvorsitzende Nikolaus Schneider auf einem internationalen Vorbereitungskongress in Zürich. Bis Mittwoch erörtern rund 300 Teilnehmer aus 35 Ländern die Bedeutung der Reformation für Kirche und Gesellschaft der Gegenwart.

Die evangelische Kirche habe die römisch-katholische und die orthodoxe Kirche sowie die Freikirchen zur Mitwirkung eingeladen, sagte der frühere rheinische Präses. Gemeinsam mit der katholischen Kirche in Deutschland werde versucht, noch belastende Bilder der Reformation zu klären: "Wir wollen vor Gott und voreinander die Wunden zur Sprache bringen, die unsere Erinnerung bis heute prägen."

Versöhnungsgottesdienst im Jahr 2017 als ökumenisches Zeichen

Eine gemeinsame Feier eines Versöhnungsgottesdienstes im Jahr 2017 wäre ein deutlicher Fingerzeig und ökumenisch ein großes Zeichen. "Wir sind nicht sicher, ob das gelingt, aber wir wollen es ernsthaft versuchen", fügte der Ratsvorsitzende hinzu.

Die katholische Kirche spricht statt von Jubiläum von Gedenken, da die Reformation zu Spaltungen geführt habe. Zu diesen Bedenken sagte Schneider: "Wir sind die katholische Kirche, die durch die Reformation hindurch gegangen ist." Beide Kirchen planen nach seinen Angaben mehrere ökumenische Veranstaltungen bis 2017, unter anderem eine evangelisch-katholische Kommentierung der 95 Thesen.

Der EKD-Ratsvorsitzende trat zudem Besorgnissen entgegen, durch die kirchlich-staatliche Zusammenarbeit in der Vorbereitung von 2017 könnte es zu einer Wiederauflage der alten Verbindung von Staat und Kirche kommen. Durch fundiert theologische Beiträge werde einer derartigen Gefahr widerstanden.

Kerneinsichten der Reformation verständlich formulieren

Die zentrale Aufgabe sieht Schneider darin, die Kerneinsichten der Reformation für die heutige Zeit so zu formulieren, dass sie in- und außerhalb der Kirchen verstanden würden.

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Gottfried Locher und Nikolaus Schneider
Gottfried Locher und Nikolaus Schneider (Foto: epd-Bild/Gion Pfander)

Gefragt sei eine Sprach- und Auskunftsfähigkeit, damit auch Kirchenferne Menschen verstehen, "warum das Reformationsjubiläum ein Erinnerungsfest an Gottes Heilshandeln in Jesus Christus ist und eine zentrale Bedeutung für das gegenwärtige und zukünftige Leben in der modernen Gesellschaft hat".

Der Schweizer Kirchenhistoriker Peter Opitz erinnerte daran, dass in Zürich der reformierte Protestantismus seine historische Wiege habe. Als erste Stadt weltweit habe Zürich 1523 die Reformation offiziell eingeführt. Die Reformatoren Huldrych Zwingli und Hermann Bullinger strebten keine "religiöse Sekte", sondern eine Erneuerung der Kirche aus dem Evangelium der Versöhnung an. Die Reformation in der Schweiz sei der Ausgangspunkt für die europäische Reformationsbewegung, bilanzierte der Wissenschaftler.

Evangelische Kirchen in Europa wollen zusammen feiern

Rund 300 Kirchenvertreter und Wissenschaftler aus 35 Ländern erörtern bis Mittwoch die Bedeutung der Reformation für Kirche und Gesellschaft in der Gegenwart. Zudem wollen sie sich über Chancen und Perspektiven des 500-Jahr-Jubiläums austauschen. Veranstalter des Kongresses sind der Schweizerische Evangelische Kirchenbund und die Evangelische Kirche in Deutschland (EKD). Im Vorfeld des Kongresses hatten Präsident Gottfried Locher vom Dachverband der Schweizerischen Evangelischen Kirchen und der EKD-Ratsvorsitzende Schneider herborgehoben, dass die evangelischen Kirchen in Europa das Jubiläum gemeinsam feiern wollten. Unter den aus der Reformation hervorgegangenen Kirchen gebe es ein gewachsenes Gefühl der Zusammengehörigkeit.

Am 31. Oktober 1517 hatte Martin Luther seine 95 kirchenkritischen Thesen veröffentlicht. Dieses Datum gilt als Ausgangspunkt der weltweiten Reformation, aus der die protestantischen Kirchen hervorgingen. Bereits seit 2008 bereiten Kirche und Staat im Rahmen der sogenannten Lutherdekade das 500-Jahr-Jubiläum vor.

Informationen

Quelle:epd Datum:08-10-13
Schlagworte:
Ulrich Zwingli, Ökumene, Staat, Reformationsjubiläum, Nikolaus Schneider