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Im Zug mit … Stefan Zowislo

Interview mit Stefan Zowislo auf der Zugfahrt von Altenburg nach Wittenberg.

Stefan Zowislo, Leiter der
Staatlichen Geschäftsstelle
„Luther 2017" (Bild: luther2017)

Im thüringischen Altenburg ist am Sonntag (2.11.2014) eine Ausstellung über Georg Spalatin mit einer Finissage zu Ende gegangen. Der Theologe, Prinzenerzieher, Geheimsekretär und Freund Luthers setzte sich bis zu seinem Tod unermüdlich für die Reformation ein. Die Stadt Altenburg würdigte diesen Einsatz mit einer Sonderausstellung im Residenzschloss. Stefan Zowislo, Leiter der Staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017“, war einer der Podiumsgäste bei der Finissage – mit ihm sprachen wir während einer Zugfahrt über die Bedeutung Spalatins für die Reformation, die Identifikationssuche einer Region und die Leistung einer Stadt.

Luther2017: Herr Zowislo, Georg Spalatin gilt als Steuermann und Stratege der Reformation, der hinter den Kulissen vermittelte. Hätte die Lutherische Reformation ohne ihn überhaupt Aussicht auf Erfolg gehabt?

Stefan Zowislo: Der Aufbruch der Reformation benötigte Steuermänner, Strategen und allerorten akzeptierte Vermittler. Diese Aufgaben hat Georg Spalatin formidabel erfüllt.

Welchen Platz nimmt das Wirken Spalatins für Sie persönlich im Rahmen der Lutherdekade und in Vorbereitung des Reformationsjubiläums ein?

Zowislo: Ich persönlich finde es mehr als bewundernswert, wie sich die Stadt Altenburg diesem Thema angenommen hat und mit welchem Mut und welcher Kraft eine Stadt dieser Größe Georg Spalatin dermaßen auf die Tagesordnung setzt. Zum einen die große Ausstellung im Schloss der Stadt, zum anderen die Korrespondenzausstellung, die vor allem Kinder und Jugendliche anspricht, „unten“ in der Stadt selbst, in der Stadtkirche St. Bartholomäi. Ich war in den letzten Wochen und Monate mehrmals in Altenburg und konnte erleben, wie sehr es dort in Sachen Spalatin brummte.

( © epd-bild / Martin Moxter)

Ist das aber auch der Versuch, dass eine Stadt wie Altenburg damit eine Identifikationsfigur zu schaffen versucht?

Zowislo: Ja, auch, und warum auch nicht. Aus der Vogelperspektive muss man ja sehen, dass die mitteldeutsche Kulturlandschaft durch den Reigen von zahlreichen Ausstellungen, in den auch das Altenburger Projekt hineingehört, noch einmal reicher wird. Das, was wir am Sonntag in Altenburg gemacht haben, nämlich eine Finissage, fand zur gleichen Zeit beispielsweise auch in Doberlug-Kirchhain statt, wo die Landesausstellung Brandenburg mit dem schönen Titel „Preußen und Sachsen – Szenen einer Nachbarschaft“ zu Ende ging. Auch dort übertrafen die Besucherströme die Erwartungen. Von daher sieht man, dass und wie Identifikation gesucht wird. Wenn das Thema Reformation im Rahmen der Lutherdekade dieser Identifikation neue und weitere Grundlagen verschafft, ist viel gewonnen.

Nun ist Georg Spalatin in der Öffentlichkeit nicht gerade ein bekanntes Gesicht der Reformation. War es deshalb richtig, eine Ausstellung zu dem nahezu unbekannten Spalatin zu machen?

Zowislo: Eindeutig ja, weil man spürt, wie Altenburg selber damit gelebt hat. Außerdem gibt es ja auch das Städtchen Spalt in Bayern, den Geburtsort Georg Spalatins. Es ist schön zu sehen, wie auch zwischen Spalt und Altenburg neue Kontakte, über Bundesländergrenzen hinweg, entstanden sind. Dies alles ist zum Teil mehr, als wir im Vorfeld des Ausstellungsprojektes erhoffen konnten.

Die Finissage ist ja in diesem Fall keine Finissage im eigentlichen Sinn mehr. Die Ausstellung wird im Mai 2015 fortgesetzt. Wie und in welcher Form wird die Exposition weitergeführt und in welchem Verhältnis soll sie zum Themenjahr „Reformation – Bild und Bibel“ stehen?

Zowislo: Das war heute in der Tat ein Ende, das auch einen Aufbruch bedeutet. Man wird im Frühjahr 2015 die Ausstellung wieder eröffnen. Auf dem Weg dorthin wird man sich von einigen ausgeliehenen Exponaten trennen müssen, aber man weiß jetzt schon, wie man die Ausstellung fortführt, wie man sie interessanter macht und ein Stück weit auch neu komponiert. Wenn Sie auf das nun beginnende Themenjahr „Reformation – Bild und Bibel“ schauen, was ja ein großes Cranachjahr zu werden verspricht und in dem wir uns auch verstärkt mit der Medienrevolution und ihren Folgen, damals wie heute, beschäftigen wollen, dann wird auch die Altenburger Spalatin-Ausstellung da bestens hineinpassen.

Was wird Ihr nächstes zentrales Projekt im Rahmen der Lutherdekade sein?

Zowislo: Sicherlich das Themenjahr „Reformation – Bild und Bibel“ an sich, das wir am Freitagabend in Hamburg bundesweit eröffnet haben. Für uns persönlich, die Mitarbeiter der Staatlichen Geschäftsstelle „Luther 2017“, wird es das Jour-Fixe mit Luther am 27. November in Berlin sein.

 

 

Informationen

Autor:Das Gespräch führte Michael Achhammer Quelle:luther2017.de Datum:03-11-14
Schlagworte:
Altenburg, Georg Spalatin, Interview, Luther entdecken, Finissage, Jour-Fixe mit Luther, Im Zug mit

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Altenburg

Auf eine über 1030-jährige Geschichte blickt die einstige Residenzstadt Altenburg zurück, die 976 erstmals durch Kaiser Otto II. urkundlich erwähnt wird. Hier wirkte der Steuermann der Reformation, Georg Spalatin.