Das Magdeburger Kulturhistorische Museum zeigt ab dem 1. September in einer Sonderausstellung die besondere Rolle Magdeburgs in der Reformation. Auf insgesamt 520 Quadratmeter Ausstellungsfläche haben die Museumsmacher rund 250 Exponate zusammengetragen. Insgesamt konnten 42 Leihgeber gewonnen werden, trotz zahlreicher gleichzeitig stattfindenden Schauen zum Thema in der ganzen Republik.
„Wir haben hier ein eigenständiges Thema. Martin Luther spielt eine wichtige Rolle, aber nicht die Hauptrolle“, sagt Gabriele Köster, Direktorin des Museums. In der Tat tritt Luther selbst in der Magdeburger Reformationsgeschichte nur am Rande auf. Im Konflikt zwischen Bürgern, Stadtrat und dem Domstift kam der Reformator im Juni 1524 auf Einladung nach Magdeburg. Seine Predigten machten solchen Eindruck, dass die Altstadtgemeinden noch im selben Jahr evangelische Geistliche zu ihren Pfarrern wählten. So war Magdeburg de facto als erste Großstadt des Reiches für die Reformation gewonnen – und nicht etwa Nürnberg, das erst 1525 protestantisch wurde.
Der renommierte Kirchenhistoriker Thomas Kaufmann bezeichnet Magdeburg auch als „Renitenzzentrum“ der Reformation. Die Stadt hatte sich mit anderen Reformationsanhängern im Schmalkaldischen Bund zusammengeschlossen, blieb aber im Gegensatz zu den anderen Bundesgenossen auch nach der verheerenden Niederlage in der Schlacht bei Mühlberg 1547 bei ihrer protestantischen Haltung und verweigerte die Zustimmung zum Augsburger Interim. Das führte dann zur Belagerung der Stadt von 1550 bis 1551 durch Moritz von Sachsen – der war selbst Protestant, aber dem Kaiser treu.