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Festival „Weite wirkt“ setzt Zeichen der Solidarität

Drei Tage lang war die Welt zu Gast im westfälischen Halle. Bei dem Kirchenfestival „Weite wirkt“, eine Kampagne zum Themenjahr „Reformation und die Eine Welt“, feierten 24.000 Besucher mit internationalen Gästen. Auf Foren diskutierte Prominenz aus Politik, Kirche und Gesellschaft.

Foto bei der Eröffnung des Kirchenfestivals im Gerry-Weber-Stadion, v.r.: Die Familienministerin von Nordrhein-Westfalen, Christina Kampmann (SPD), die Präses der Evangelischen Kirche von Westfalen, Annette Kurschus, der Generalsekretär des Weltkirchenrates, Olav Fykse Tveit (Bild: Oliver Krato / epd-bild)

Als der ägyptische Sänger Mohamed Mounir mit Popstar Adel Tawil im vollen Gerry Weber Stadion singt, stehen viele Flüchtlinge auf den Rängen auf und klatschen mit. Mounir mahnt zu einem menschlichen Umgang mit Notleidenden. „Heute Flüchtlinge und morgen wir alle“, sagt er unter Beifall. Zum Festival „Weite wirkt“ der Evangelischen Kirche von Westfalen waren am Wochenende im westfälischen Halle mehrere hundert Flüchtlinge sowie ehrenamtliche Helfer eingeladen. Die Situation von Asylsuchenden war auch Kernthema des dreitägigen Kirchenfestes, zu dem 24.000 Besucher kamen.

Engagement für die Eine Welt 

Orte wie das Festival mit vielen Gästen aus Partnerkirchen machten empfänglich für die Gemeinschaft und zugleich „unruhig über versperrte Zugänge und ausgesperrte Menschen“, sagte die westfälische Präses Annette Kurschus am Sonntag (8.5.16) im Abschlussgottesdienst vor mehr als 4.000 Besuchern im Stadion. Zur Eröffnung hatte die stellvertretende Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD) bereits Ausgrenzung und Hassparolen gegenüber Flüchtlingen scharf kritisiert. Zur Reformation vor bald 500 Jahren gehöre auch die Erfahrung, dass sich der Unmenschlichkeit etwas entgegensetzen lasse, dass Fremdheit ausgehalten und überwunden werden könne, so Kurschus.

Er sei sehr froh, dass von dem Festival die Botschaft ausgehe, Grenzen zu öffnen und Bedürftigen zu helfen, sagte am Abschlusstag der Altbischof und heutige Minister der Republik Namibia für Armutsbekämpfung, Zephanja Kameeta. Ebenso wichtig für die Zukunft der Menschen seien Initiativen gegen den Klimawandel. Lob kam auch vom EKD-Ratsvorsitzenden Heinrich Bedford-Strohm: Das Festival sei ein wichtiges Beispiel, „was wir in der Gesellschaft brauchen“, sagte er. Nämlich das Engagement für die Eine Welt und eine große Hilfsbereitschaft.

Kampagne zum Themenjahr 2016

Die nordrhein-westfälische Familienministerin Christina Kampmann (SPD) dankte den Kirchen und allen, die sich ehrenamtlich für Flüchtlinge einsetzen. Die Kirchen lebten vor, was Nächstenliebe in dieser Welt bedeute. Das Festival „Weite wirkt“ ist Teil des Themenjahres „Reformation und die Eine Welt“. Mit der Kampagne zum Themenjahr richten die drei evangelischen Landeskirchen in Nordrhein-Westfalen den Blick auf das Reformationsjubiläum 2017. In der rheinischen Landeskirche wird am Pfingstsonntag unter dem Motto „beGeistert 2016 – Weite wirkt“ mit einem Bühnenprogramm im Mülheimer Stadthallengarten gefeiert. Die Lippische Landeskirche lädt vom 16. bis 21. Mai im Rahmen von „Weite wirkt“ zu einem Ökumenischen Kirchentag in Lippe ein.

Die drei Tage des westfälischen Glaubensfestes im Gerry Weber Stadion in Halle atmeten die internationale Atmosphäre eines Evangelischen Kirchentages. Auf der Stadionbühne war am Samstagabend das Oratorium der „Peacemakers“ zu erleben: Mehr als 1.000 Sänger aus Westfalen brachten gemeinsam mit dem Libertas-Chor aus Südafrika stimmgewaltig die „Bitte um Frieden“, das Chorwerk von Karl Jenkins, auf die Bühne. Rund um das Stadion sangen Jugendliche aus Tansania oder Indonesien. Zahlreiche Infostände informierten etwa über kirchliche Partnerschaftsgruppen und Eine-Welt-Projekte.

Adel Tawil
Mit einem Konzert von Adel Tawil ging das Festival „Weite wirkt“ zu Ende (Bild: Oliver Krato / epd-bild)

„So soll es sein, so schön bunt“

In den Foren und Workshops ging es um Flüchtlingspolitik, Klimagerechtigkeit, faire Produktionsbedingungen und Ökumene. Bedford-Strohm mahnte hier Verbesserungen in der Asylpolitik an. Mit Blick auf die Islamdebatte in Deutschland, unterstrich der EKD-Chef: „Wenn Muslime in Deutschland leben, gehören sie dazu.“ Das gelte auch für deren Religion. Kanzleramtsminister Peter Altmaier machte Mut, indem unter großen Beifall an die „Wir schaffen das“-Erklärung von Bundeskanzlerin Angela Merkel erinnerte. In der Geschichte jedes Landes könne es eine Situation geben, in der dem Impuls zu helfen nachgegeben werden müsse, sagte der CDU-Politiker.

Der tansanische Theologe Fidon Mwombeki bezeichnete die Entwicklungsarbeit in den ärmeren Ländern als „zentrale Aufgabe der Kirchen“. Christen sollten Flüchtlinge nicht nur willkommen heißen, sondern vor allem die Ursachen in den Herkunftsländern bekämpfen helfen. Der ehemalige Chef des UN-Umweltprogramms Klaus Töpfer erklärte, wenn das Umsteuern auf Erneuerbare Energien und mehr Klimaschutz nicht gelinge, „werden wir keine friedliche Welt haben“.

Die Signale, die vom „westfälischen Kirchentag“ ausgingen, brachte Adel Tawil auf den Punkt: „So soll es sein, so schön bunt“, sagte der Sänger, selbst ein Kind nordafrikanischer Einwanderer, mit Blick auf die vielen Menschen unterschiedlicher Nationalitäten im Stadion.

Informationen

Autor:Holger Spierig Quelle:epd Datum:10-05-16
Schlagworte:
Weite wirkt, Reformation und die Eine Welt,

Themenjahr 2016

Am Vorabend des Reformationsjubiläums werden die globalen Prägekräfte im Mittelpunkt stehen.

Die Reformation als Weltbürgerin

„Reformation und die Eine Welt“ – das Thema des letzten der Dekade-Jahre vor dem Reformationsjubiläum 2017 lenkt die Aufmerksamkeit auf die Reformation als Weltbürgerin (Martin Junge) in dieser globalen Welt.

Notizen aus der Einen Welt

Das Reformationsjubiläum ist kein nationales, deutsches oder gar lokal begrenztes Ereignis. Die Reformation ist durch die Jahrhunderte zur „Weltbürgerin“ geworden. In vielen Regionen und Ländern auf allen Kontinenten haben sich reformatorische Gedanken ausgebreitet und reformatorische Ideen dargestellt.