Immer stärker wird die Spannung zwischen Luther und der katholischen Kirche sichtbar, die schließlich in der Veröffentlichung seiner 95 Thesen und der Publikation von der „Freiheit des Christenmenschen“ mündet. Nach dem Reichstag in Augsburg 1530 wurden einige Kurfürsten in Sachsen zu machtvollen Vertretern des protestantischen Glaubens und Johann Friedrich der Großmütige zum Schutzherr Luthers. Der Fürst verfolgte aber auch eine eigene Agenda: Mit dem Bekenntnis zu Luthers Glauben beanspruchte er ebenso wie weitere protestantische Fürsten religiöse Gestaltungsfreiheit im eigenen Herrschaftsgebiet gegenüber dem Kaiser und der alten Kirche.
Die Schau blickt auch über den Tod Luthers hinaus, thematisiert den Schmalkaldischen Krieg und zeigt prunkvolle Waffen, die oft mit religiösen Motiven versehen wurden. Auch das Dokument, das den Augsburger Religionsfrieden am 25. September 1555 festhielt, ist als Leihgabe des Österreichischen Staatsarchiv in Wien zu sehen. Die Ausstellung endet im Jahr 1591 mit dem sogenannten „Torgauer Bündnis“, dem Versuch einer politischen Versöhnung von Calvinisten und Lutheranern. Eine Silberskulptur – ein stehender, bekrönter Löwe – zeugt als diplomatisches Geschenk von dem vergeblichen Anliegen, die protestantischen Konfessionen doch noch zu vereinen.
Luthers Einweihungspredigt in Hörweite
Das größte Exponat der prachtvollen Sonderausstellung ist aber wohl das Schloss Hartenfels selbst. Seit einigen Jahren wird es umfassend für mehrere Millionen Euro restauriert, bis zum Reformationsjubiläum 2017 sollen die Arbeiten abgeschlossen sein.
Pünktlich zur Sonderausstellung ist auch die Schlosskapelle fertig saniert. Sie wurde 1544 von Luther persönlich geweiht und gilt als weltweit erster protestantischer Kirchenneubau. Für die Ausstellung sind dort Auszüge aus Luthers Einweihungspredigt zu hören, die bis in die einstigen fürstlichen Gemächer direkt neben der Kapelle schallen.
Zusammengefasst: In Torgau eröffnet die 1. Nationale Sonderausstellung „Luther und die Fürsten“. Die Ausstellung beleuchtet die Selbstdarstellung und das politische Selbstverständnis der reformatorischen Fürsten auf 1500 Quadratmetern. Die rund 250 Exponate zeigen die gegenseitige Beeinflussung von Reformation und Politik.