Die Ausstellung „Die dunkle Seite der Renaissance – Bizarrerien im Kontext der italienischen Druckgraphik des 16. Jahrhunderts“ zeigt unbekannte Aspekte der Kulturepoche
Hexen, Dämonen oder die personifizierte Darstellung des Todes – das alles mag aus heutiger Sicht gar nicht in Verbindung stehen mit der Kulturepoche der Renaissance. Beschreibt diese doch vielmehr die „Wiedergeburt“ kultureller Entstehung, eine Zeit des Umbruchs, ein geistiges Erwachen von jahrhundertealten Zwängen, in denen Kunst und Kultur gefangen waren.
Polarität der Renaissance
Doch eben auch diese sehr düstere Seite ist fester Bestandteil jener Epoche. Trotz beginnender Loslösung der jenseitigen Orientierung von Religion und der neuen Ausrichtung auf das irdische Leben, gehörten Vorstellungen, Ängste und Phantasien über das gewaltige Böse noch längst nicht der Vergangenheit an. Auch Martin Luther war von dem Glauben an das gewaltig Böse betroffen. Schon zu seinen Lebzeiten entstanden jede Menge Gerüchte rund um das Leben und Wirken Martin Luthers. Der Reformator selbst soll mehrere Giftanschläge überlebt und mit dem Tintenfass nach dem Teufel geworfen haben.
So können auch in der Epoche der Renaissance scheinbare Widersprüche hinsichtlich neuer Ideen, Lossagungen und Entwicklungen ausgemacht werden. Diese Gegensätzlichkeit des kulturellen Lebens und geistiger Entwicklungen mit den Vorstellungen und Ängsten von Hexen, Dämonen und dem Teufel spiegelt auch die künstlerische Gestaltung des 15. und 16. Jahrhunderts wider.
Kupferstichkabinett der Veste Coburg
Auf Basis ihrer Kunstsammlungen, hat die Veste Coburg diese düstere Seite des ausgehenden Mittelalters aufgegriffen und die Ausstellung „Die dunkle Seite der Renaissance – Bizarrerien im Kontext der italienischen Druckgraphik des 16. Jahrhunderts“, eine Art Kupferstichkabinett, eröffnet.
Inhaltlich knüpft die Schau an den Ideen und Vorstellungen des italienischen Kunstschriftstellers Giovanni Paolo Lomazzo und dessen Begriffsbezeichnung „bizarrie“ als Abbildung und Veranschaulichung des Bösen an.
Zu der Ausstellung gehören ca. 70 Exponate, die sowohl aus dem eigenem Bestand der Veste Coburg hervorgehen als auch aus Leihgaben europäischer Sammlungen anderer Kunst-, Kultur- und Religionseinrichtungen. Marcantonio Raimondi, Giorgio Ghisi, Giovanni Battista Franco, Andrea Mantegna oder Albrecht Dürer – sind nur einige Namen der gezeigten Künstler.
Parallel erscheint eine Begleitpublikation mit den Abbildungen aller Werke. Diese Begleitpublikation erläutert nicht nur die vorgestellten Exponate, sondern setzt sie noch anschließend in einen größeren Kontext.
Noch bis zum 13. September 2015 ist die Ausstellung in der Veste Coburg zu besichtigen.
Kunstsammlungen der Veste Coburg „Die dunkle Seite der Renaissance – Bizarrerien im Kontext der italienischen Druckgraphik des 16. Jahrhunderts“, Ausstellungszeitraum: 25. Juni bis 13. September 2015.