Bundespräsident Joachim Gauck würdigt die Bedeutung der Reformation
Bundespräsident Joachim Gauck: „Ohne Reformation wäre Deutschland ein anderes Land“
„Deutschland wäre ohne die Reformation ein anderes Land, ja, es gäbe Deutschland ohne die Reformation so nicht“, erklärte Bundespräsident Joachim Gauck am Mittwoch (15.6.16) zur Eröffnung der Tagung des Lutherischen Weltbundes (LWB). Er sprach im Festgottesdienst in der Wittenberger Stadtkirche ein Grußwort. So habe es die Sprachkraft von Luthers Bibelübersetzung geschafft, „dass sich die Deutschen gegenseitig im wortwörtlichen Sinne verstanden und sich mittels einer gemeinsamen Sprache als Deutsche begriffen haben“, betonte der Bundespräsident. Dies habe den gesellschaftlichen Zusammenhalt immens befördert und wirke auch in der gegenwärtigen Situation noch integrativ. Es erfülle ihn mit Stolz und Dankbarkeit, dass Vertreter der lutherischen Kirche aus aller Welt in der Predigtkirche Martin Luthers versammelt seien.
Freiheit als Geschenk
Gauck würdigte das „Priestertum aller Gläubigen“ als eine besondere Errungenschaft Luthers. Diese bedeute ihm persönlich sehr viel, denn sie wurzele zugleich in der Entdeckung der Würde des Individuums vor Gott, was zu großer innerer Freiheit führe. „Die Freiheit, von der Luther sprach, ist ein Geschenk, das an keine Vorleistung angebunden ist. Gott hat den Menschen bedingungslos angenommen“, sagte der Theologe. Gerade diese innere Freiheit habe dazu geführt, dass eine protestantische Minderheit in der DDR 1989 auf die Straße gegangen sei und durch friedlichen Protest die Wende mit erzwungen habe.
Der Bundespräsident lobte zudem das Engagement des Lutherischen Weltbunds, der Menschen in Not praktische und geistliche Nothilfe biete. Außerdem dankte er dem Bund für seinen Dialog mit Katholiken und anderen Christen. „Das offene Gespräch miteinander pflegen, heißt, die Vielfältigkeit des Menschseins anzuerkennen und Intoleranz entgegen zu wirken.“ Im Anschluss an den Festgottesdienst enthüllte Gauck im „Luthergarten“ gemeinsam mit Geistlichen die Kunstinstallation „Himmelskreuz“. Sie steht im Zentrum einer Anpflanzung von 500 Bäumen zum 500. Reformationsjubiläum im kommenden Jahr. Für die Bäume haben weltweit Kirchen Patenschaften übernommen – als Zeichen der Ökumene.
Die Reformation als Weltbürgerin
Der Vorsitzende des Deutschen Nationalkomitees des Lutherischen Weltbundes, Landesbischof Gerhard Ulrich (Schwerin), bezeichnete die Reformation als „Weltbürgerin“, deren Botschaft in der ganzen Welt ihre Kraft entfalte. Zwar sei sie von Deutschland ausgegangen, heute aber in aller Welt zuhause. Ulrich betonte, dass es auf dem Weg zum Reformationsjubiläum 2017 bei allen Unterschieden zwischen Protestanten und Katholiken in der Ökumene wichtig sei, die Gemeinsamkeiten in der Botschaft Jesu herauszustellen.
Sachsen-Anhalts Ministerpräsident Reiner Haseloff (CDU) würdigte die Reformation als „gewaltigen geistes- und glaubensgeschichtlichen Aufbruch, dessen Wirkungen bis heute spürbar sind“. Mit dem bevorstehenden Jubiläum 2017 werde „eines wichtigen Meilensteins bei der Emanzipation des Menschen“ gedacht. Ebenso werde damit an die Übersetzung der Bibel erinnert, „wodurch diese Glaubensquelle allen Menschen zugänglich gemacht wurde“. Wie lebendig die Reformation heute noch ist, konnte Haseloff am Vormittag beim vierten Lutherschulentreffen erfahre: Zum Ende des dreitägigen Treffens hatten die Workshopteilnehmer dem Ministerpräsidenten ihre Ergebnisse über „Reformation in der der Einen Welt“ präsentiert.
Autor:epd/LWB
Datum:16-06-16
Schlagworte:
Bundespräsident Joachim Gauck, Reformation, Deutschland,
Dem Lutherischen Weltbund mit Sitz in Genf gehören 145 Mitgliedskirchen aus 98 Ländern mit gut 72 Millionen Gläubigen an. Im nächsten Jahr wird weltweit das 500. Reformationsjubiläum gefeiert, das auf die Veröffentlichung der 95 Thesen Martin Luthers im Jahr 1517 in Wittenberg zurückgeht.
Die Reformation als Weltbürgerin
„Reformation und die Eine Welt“ – das Thema des letzten der Dekade-Jahre vor dem Reformationsjubiläum 2017 lenkt die Aufmerksamkeit auf die Reformation als Weltbürgerin (Martin Junge) in dieser globalen Welt.
Luthergarten in Wittenberg
Seit Beginn der Lutherdekade 2008 werden in Wittenberg nach und nach 500 Bäume gepflanzt, die im Stadtbild als grüne Monumente für 500 Jahre lebendige Reformation wachsen und gedeihen sollen.