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Ausstellungseröffnung „Martin Luther und das Judentum“

Berliner Ausstellung beleuchtet das Verhältnis des Reformators zum Judentum und die damit einhergehenden Folgen

Die Sophienkirche in Berlin (Bild: Wikimedia)

Das Verhältnis Martin Luthers zum Judentum steht im Mittelpunkt einer Ausstellung, die ab Freitag in der Berliner Sophienkirche zu sehen sein wird. Das jüdisch-evangelische Gemeinschaftsprojekt beleuchtet auf 16 Schautafeln die Haltung der Kirche zum Judentum in den vergangenen Jahrhunderten bis heute. Träger sind die Evangelische Kirche Berlin-Brandenburg-schlesische Oberlausitz und das jüdische Touro College Berlin, wie der landeskirchliche Beauftragte für das Reformationsjubiläum und den Kirchentag 2017, Bernd Krebs, am Dienstag (14.10.15) bei der Präsentation der Ausstellung sagte.

Differenziertes Bild von Luther zeichnen

Zum Erbe Luthers und der Reformation, deren 500. Jubiläum 2017 gefeiert wird, gehöre „die anfangs ungewöhnlich aufgeschlossene, später unsägliche Stellung des Reformators zu den Juden“, erklärte Peter von der Osten-Sacken, einer der Autoren der Ausstellung und langjähriger Leiter des Instituts für Kirche und Judentum an der Humboldt-Universität. Die historisch-chronologisch aufgebaute Ausstellung lässt jeweils gleichberechtigt die christliche und die jüdische Perspektive zu Wort kommen. Ziel sei es unter anderem, ein differenziertes Bild Luthers zu zeichnen und dessen Judenfeindschaft in einen historischen und theologischen Zusammenhang zu stellen, sagte Osten-Sacken. Dabei sei die jüdische Perspektive immer auf Augenhöhe vertreten.

Luthers Schriften gegen die Juden hatten noch zu seinen Lebzeiten und dann bis in das 18. Jahrhundert hinein politische Auswirkungen, sagte Osten-Sacken. Im 19. Jahrhundert seien sie dann von antisemitischen Kreisen aufgegriffen worden, die mit ihrer antijüdischen Propaganda „kräftigen Widerhall unter Christen fanden“, gerade unter Theologen. Im 20. Jahrhundert seien die Schriften von deutsch-christlichen Autoren nachgedruckt und zur Rechtfertigung ihrer antisemitischen Kirchenpolitik benutzt worden.

Ausstellung auch auf dem Kirchentag 2017 zu sehen

Sara Nachama, Rektorin des Touro College Berlin und Initiatorin der Ausstellung, empfahl vor allem Schulkindern den Besuch. Die Pfarrerin der Sophienkirche, Dorothea Schulz-Ngomane, verwies auf das jüdische Umfeld in der Nachbarschaft der Großen Hamburger Straße und nannte die Kirche einen „guten Ort“ für die Ausstellung. So habe die Kirche in der Mitte Berlins Anfang des 18. Jahrhunderts erst errichtet werden können, weil die jüdische Gemeinde den Grund zur Verfügung stellte.

Die von der Axel-Springer Stiftung geförderte Ausstellung „Martin Luther und das Judentum – Rückblick und Aufbruch“ ist bis zum 18. Dezember zu sehen. Für weitere Präsentationen wird jetzt noch ein Träger gesucht, sagte Krebs. Auf jeden Fall soll sie zum Kirchentag im Mai 2017 gezeigt werden.

Informationen

Quelle:epd Datum:15-10-15
Schlagworte:
Martin Luther, Judentum, Lutherdekade, Reformation

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