Der „Herrnhuter“ hat die Wohnzimmer, Läden und Weihnachtsmärkte längst erobert. Noch immer treten die beliebten Sterne ihre Reise um die Welt von Sachsen aus an. Dort haben evangelische Internatsschüler im 19. Jahrhundert auch die ersten gebastelt.
3.500 Zacken schafft ein Duo Rähmchenkleber am Tag
Die Manufaktur für den berühmtesten Stern der Welt hat das ganze Jahr Saison. Leimen, Falten, Kleben: Unter flinken Händen entsteht Zacke für Zacke für den „Herrnhuter Stern“, mit seinem warmen Licht ein Klassiker der Weihnachtsdekoration. Claudia Bachmann und Michaela Tzschoppe schaffen zu zweit bis zu 3.500 Zacken an einem Tag. Tzschoppe streicht den Leim auf den Papprahmen, Bachmann formt in einer metallenen Vorrichtung aus einem Kegel eine Zacke und drückt das Sternepapier am Rahmen fest. Die Arbeitsaufgaben im Duo der sogenannten Rähmchenkleber werden nur selten getauscht. „Was man immer macht, macht man am schnellsten“, ist Tzschoppe sicher. Leimen, Falten, Kleben ‒ 3.500 Mal am Tag. In der Herrnhuter Manufaktur werden pro Jahr rund 600.000 Sterne hergestellt. Seit der Gründung vor mehr als 100 Jahren entstehen sie in Handarbeit ‒ zumindest die aus Papier. Bei den Kunststoffsternen, die 1982 ins Sortiment aufgenommen wurden, übernimmt das Formen der Zacken die Maschine.
Herrnhuter Sterne hängen weltweit
Längst ist der Herrnhuter Stern zu einem sächsischen Markenzeichen geworden. Er leuchtet in den USA, in Kanada, in Island oder Schweden und natürlich in vielen deutschen Stuben. Sogar bis ins Bundeskanzleramt hat er es geschafft. Dort hängt ‒ wie am Berliner Dom auch ‒ ein Stern mit einem Durchmesser von 2,50 Metern. Diese Riesenexemplare sind Sonderanfertigungen, weltweit gibt es bisher nur sechs davon. Eine etwas kleinere Ausgabe erstrahlt seit Samstag (26.11.16) zum ersten Mal an der Berliner Marienkirche.
Der „Herrnhuter“ fasziniert. Verkaufsleiter Jens Ruppert führt die Popularität des Sterns auf seine besonders schöne Ästhetik und seine Geschichte zurück. Zudem achte die Manufaktur darauf, dass der Stern „kein Massenprodukt wird“. Beliefert werden nur Einzelhändler, nicht etwa Baumärkte. Die christliche Bedeutung der Ankunft des Jesuskindes in Bethlehem ‒ das verkörpere der „Herrnhuter“. Jeder der rund 1.800 Händler in ganz Deutschland und weltweit sollte die Bedeutung und die Geschichte des Sterns kennen und auch vermitteln, beschreibt Ruppert die Firmenphilosophie. Nicht beliefert werde der asiatische Markt. Dort fürchten die Herrnhuter Sternemacher billige Kopien. „Wir möchten etwas Besonderes sein ‒ trotz der großen Nachfrage“, sagt Ruppert.