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11. Melanchthon-Preis geht an Dr. Helmut Claus

Auszeichnung für das Verzeichnis aller Drucke Melanchthons zu dessen Lebzeiten

Der Preisträger des 11. Melanchthon-Preises, Dr. Helmut Claus. (Bild: privat)

Seit 1988 vergibt die Stadt Bretten alle drei Jahre den Internationalen Melanchthonpreis. Auch am vergangenen Wochenende war es wieder so weit. Der elfte Preisträger des Internationalen Melanchthonpreises ist der Slawist und Bibliothekswissenschaftler Dr. Helmut Claus. Geehrt wurde der 85-jährige Gothaer für seine vierbändige Melanchthon-Bibliographie, die den Zeitraum von 1510 bis 1560 – Melanchthons Todesjahr – abdeckt. Das über 3.000 Seiten starke Werk erschien 2014 in Göttingen. „Kein Buch eines Melanchthonpreisträgers ist so umfangreich“, sagte denn auch Heinz Scheibe von der Melanchthon-Forschungsstelle Heidelberg in seiner Würdigung des Preisträgers, der der Verleihung aus gesundheitlichen Gründen ferngeblieben war. Für ihn nahm Dr. Daniel Gehrt von der Forschungsbibliothek Gotha den Preis entgegen.

Claus war bis zu seiner Emeritierung 1996 an der Forschungsbibliothek in Gotha tätig – lange Jahre als ihr Direktor. Vorwiegend publizierte er zur Druckgeschichte des 16. Jahrhunderts. Die mit dem Melanchthonpreis gewürdigte Bibliografie erschließt zum ersten Mal in einheitlicher und ausführlicher Beschreibung alle zu Lebzeiten des Humanisten und Reformators Melanchthon im Druck erschienenen Werke – und zwar alle, an deren Veröffentlichung Melanchthon in irgendeiner Form beteiligt war – ob als Autor, Co-Autor oder in anderer Funktion. Insgesamt sind etwa 3.850 Drucke im Werk erfasst.

Dabei spiegeln die Drucke auch die vielfältigen Interessen und die gesellschaftlichen Kontakte Melanchthons wider. Thematisch reichen sie weit über die bekannten Werke zur Theologie hinaus und erstrecken sich über alle Wissensgebiete der Zeit um 1500: Da gibt es Schriften zur griechischen und lateinischen Grammatik und zur Kommentierung griechischer und lateinischer Klassiker, Werke zu Mathematik und Astronomie, zu griechischen oder lateinischen Gedichten, aber auch in deutscher Sprache abgefasste Gelegenheitsschriften – und natürlich weit gefächerte private und politische Korrespondenz. Besonders fällt der große Anteil an Drucken auf, die außerhalb des deutschen Sprachraums erschienen sind. Hier zeigt sich die europäische Dimension von Werk und Person Melanchthon.

Die umfangreiche Arbeit von Dr. Helmut Claus war von einer wissenschaftlichen Findungskommission für den Melanchthonpreis vorgeschlagen worden und der Gemeinderat der Stadt Bretten hatte sich der Empfehlung angeschlossen. Mit dieser Melanchthon-Bibliographie, an der auch wissenschaftliche Hilfskräfte der Freien Universität Berlin und Mitarbeiter der Europäischen Melanchthon-Akademie Bretten beteiligt waren, hat Claus nicht nur ein lange angemahntes Desiderat der Forschung eingelöst. Die Bibliographie stelle auch für alle künftigen Melanchthon-Forschungen ein unverzichtbares Instrument zur Erschließung der Werke Melanchthons dar, heißt es in der offiziellen Begründung für die Preisvergabe. Dabei hat der Slawist und Bibliothekswissenschaftler Claus die rund 3.850 Drucke zum großen Teil durch Autopsie – also die Katalogisierung anhand tatsächlich vorliegender Dokumente – verzeichnet. Das Sach- und Titelverzeichnis des vierten Bandes und ein Register der Drucker und Verleger ergänzen die Bibliographie sinnvoll.

Der Internationale Melanchthonpreis ist mit 7.500 Euro dotiert und soll die internationale Melanchthon-Forschung fördern. Die Auszeichnung wird für ein im Druck erschienenes Werk verliehen, das in hervorragender Weise dazu beiträgt, die Kenntnis über Melanchthons Leben und Werk oder die geistesgeschichtlichen Voraussetzungen, das Umfeld und die Folgen seines Wirkens zu vertiefen. Die Verleihung des Preises findet um den Geburtstag des Namensgebers statt, der am 16. Februar 1497 als Philipp Schwartzerdt in Bretten zur Welt kam.

Informationen

Autor:luther2017.de Quelle:Europäische Melanchthon-Akademie / Gütersloher Verlagshaus Datum:19-02-18
Schlagworte:
Philip Melanchthon, Melanchthon-Preis, Bibliographie, Bretten, Melanchthon-Akademie

Info

Helmut Claus
Melanchthon Bibliographie 1510-1560
Quellen und Forschungen zur Reformationsgeschichte Bd. 87

3.156 Seiten
4-bändige Ausgabe mit CD-ROM 
1. Auflage 2014, 4 Teilbände

ISBN: 978-3-579-05378-3, € 298

Gütersloher Verlagshaus

Melanchthonhaus in Bretten

Das Melanchthonhaus Bretten, erbaut an der Stelle des 1689 abgebrannten Geburtshauses des Reformators, ist das zweitgrößte reformationsgeschichtliche Museum in Deutschland. Es enthält neben einem Museum und einer Forschungsstelle auch eine Melanchthon-Spezialbibliothek.