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Im Zug mit … Jan von Campenhausen

(Bild: Molli 1 by angelbenutzer / flickr.com (CC BY-SA 2.0))

„Die Neugier auf Gott beim heutigen Menschen zu entfachen – das ist das erklärte Ziel des Reformationsjubiläums. Dieses Ziel gefällt mir gut“ , machte Jan von Campenhausen einmal deutlich. Sein Weg führte ihn, nach Stationen in Dortmund und Görlitz, schließlich nach Hannover zu der EKD und seit 2012 nach Wittenberg als stellvertretender Direktor der Evangelischen Wittenbergstiftung.

Auf einer Zugfahrt sprachen wir mit Jan von Campenhausen über die Rolle der Reformation in der heutigen Zeit, künftige Projekte und über das erklärte Ziel - die Neugier auf Gott zu entfachen.

Luther2017: Herr Campenhausen, wie wichtig ist die Reformation für den heutigen Menschen? Welche Rolle spielt sie in der heutigen Gesellschaft?

Jan von Campenhausen: In der Reformation wird deutlich: Wir Christen wollen uns mit dem, wie unsere Welt heute ist und wie klein heute die Hoffnung auf das ist, was außerhalb der Welt ist, nicht zufrieden geben. So gesehen ist Reformation eine Zuversichtsversammlung von hoffnungsfrohen Menschen. Sie leben diese Zuversicht auch gegen den Augenschein. Auch hier ist Kirche Teil der damaligen, der heutigen und der zukünftigen Gesellschaft. Wenn Sie fragen: „Wie wichtig ist Reformation?“, fragen Sie eigentlich: „Wie wichtig ist Hoffnung?“. Und das ist ja klar: Ohne Hoffnung geht es nicht.

 

(privat Campenhausen)

Luther2017: Sie sind seit 2012 stellvertretender Direktor der Evangelischen Wittenbergstiftung. Welchen Zweck erfüllt die Stiftung? Wie kam es zu Gründung?

Jan von Campenhausen: Am Anfang stand die Erkenntnis, dassder jeweils in den Kirchengemeinden gelebte GlaubeOrte braucht, um die Gemeinschaft untereinander erkennbar werden zu lassen. Darum hat die Gemeinschaft der evangelischen Gliedkirchen sich im Jahr 2009 für eine gemeinsame Präsenzentschieden. Bei der Suche nach einem Ort wurde man sich schnell einig. Welcher Ort wäre dafür bessergeeignet, als die Lutherstadt Wittenberg? Hier wurde die Freiheit des Glaubens wieder entdeckt. Hier wurde die Kraft des Wortes Gottes wiederentdeckt. Dass hier ein Schwerpunkt für das Reformationsjubiläum mit großen Gottesdiensten, einer Weltausstellung und KonfiCamps gefeiert wird, kam erst etwas später in den Blick. Die Evangelische Wittenbergstiftung ist also auf Dauer gestellt. Sie wird auch nach 2017 in der Lutherstadt ihre Aufgaben wahrnehmen, mit ihrem Engagement für das Schlosskirchenensemble, mit ihrer Bildungs- und Begegnungsarbeit, mit ihrem Zentrum für Predigtkultur.

Luther2017: Wie wollen Sie die Neugier auf Gott beim heutigen Menschen entfachen?

Jan von Campenhausen: Meine Einschätzung ist, dass die Neugier auf Gott schon da ist und auch sehr groß ist. Es mangelteher an glaubwürdigen Antworten. Vielleicht fehlt es auch an einer glaubwürdigen Sprache. So wird unser Beitrag sein, dass wir nach einer Sprache suchen, die die Sehnsucht des Menschen nach Gott aufgreift, ihr Ausdrucksformen bietet und sie wach hält. Luther konnte das. Wir müssen es wieder lernen. Von einem Anfang kann ich berichten: Jedes Jahr kommen 4500 Konfirmanden für ein Wochenende in die Lutherstadt. Für sie soll ein regelmäßiges altersgemäßes gottesdienstliches Angebot in der Schlosskirche angeboten werden.Sie sollen mit einer deutlichen Ahnung wieder nach Hause fahren, dass ihr Leben mehr bereit hält als das Machbare, dass ihr Leben mehr bereit hält als das Erwartbare.

Luther2017: Was wird Ihr nächstes zentrales Projekt im Rahmen der Lutherdekade sein?

Jan von Campenhausen: Als nächstes wollen wir die vielen kreativen Planungen, die im ganzen Land in Gang gekommen sind, in den Blick nehmen und gewissermaßen den Scheinwerfer der Aufmerksamkeit darauf lenken. Demnächst kommen die Beauftragten der Landeskirchen zusammen und werdenjeweils ihren Beitrag zum Reformationsjubiläum vorstellen. Es ist so etwas wie ein Schulterblick vor dem Endspurt. Noch kann an Unfertigem gebastelt werden, noch kann man sich gegenseitig mit Erfahrungen helfen … und es gibt schon mal eine Ahnung davon, wie attraktiv und anrührend das Reformationsjubiläum werden kann. Persönlich verbinde ich mit dem Reformationsjubiläum die Hoffnung, dass dabei deutlich wird: Wir alle leben als Kirche unseren Glauben – sprachfähig und fröhlich.