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Weimarer Reformationsaltar wahrscheinlich von Cranachs Sohn gemalt

Bisherige Auffassung gehöre ins "Reich der Anekdoten"

(Foto: Stiftung KIBA )

Der berühmte Reformationsaltar in der Weimarer Stadtkirche ist wahrscheinlich kein Werk des Hofmalers Lucas Cranach (1472-1553). Nach umfangreichen Untersuchungen, deren Ergebnisse auf einer wissenschaftlichen Tagung in Weimar präsentiert wurden, ist der komplette Altar von 1555 eine Arbeit des gleichnamigen Cranach-Sohnes.

Hauptwerk reformatorischer Bildkunst

Bisherige Darstellungen waren von einer gemeinsamen Arbeit von Vater und Sohn ausgegangen, die nach dem Tod des Meisters von Lucas Cranach dem Jüngeren (1515-1586) vollendet worden sei. Diese Auffassung gehöre jedoch ins Reich der Anekdoten, hieß es.

Der Flügelaltar wurde zum Gedenken an Johann Friedrich den Großmütigen und Sibylle von Kleve gestiftet und gilt als ein Hauptwerk reformatorischer Bildkunst. Auch bei einer neuen Zuschreibung der Urheberschaft bleibe der Altar "ein Vermächtnis für Cranachs arbeitsteiliges Werk", sagte Direktor Wolfgang Holler von der Klassik-Stiftung. Die unverkennbare Stilistik der Altargemälde zeige, dass die Werkstatt Cranachs auch noch nach dessen Tod in der Lage war, weiterhin im Stil des Hofmalers zu arbeiten. Lucas Cranach d.J. leitete die Malwerkstatt bereits seit 1550.

Der Altar gilt als Epitaph für den 1554 in Weimar gestorbenen sächsischen Kurfürsten Johann Friedrich, der 1547 im Schmalkaldischen Krieg mit der Schlacht bei Mühlberg auch seine Kurwürde und große Landesteile verloren hatte. Der linke Altarflügel zeigt den Kurfürsten mit seiner Gemahlin Sibylle von Kleve (1512-1554), während auf der rechten Seite die Prinzen des Fürstenhauses dargestellt sind. Um den gekreuzigten Christus auf der mittleren Tafel sind neben biblischen Figuren unter anderem auch der Reformator Martin Luther und Lucas Cranach d.Ä. zu sehen.

Fürstenhaus als Vertreter der Reformation inszeniert

Durch diese Darstellung werde der Altar im Sinne seiner Stifter instrumentalisiert, sagte der Düsseldorfer Kunsthistoriker Daniel Görres. Luther und Cranach seien bewusst als Vermittler des Glaubens in Wort und Bild charakterisiert, um damit auch den Anspruch des ernestinischen Fürstenhauses als Vertreter der Reformation und ihrer "reinen Lehre" zu bekräftigen. Die Berliner Theologin und Kunsthistorikerin Gerlinde Strohmaier-Wiederanders würdigte den Weimarer Altar als ein Schlüsselbild der reformatorischen Theologie und ihres Bildprogramms. Die Tagung gilt der Vorbereitung auf die Kunstausstellung "Cranach in Weimar", die vom 3. April bis 14. Juni 2015 in der Kulturstadt gezeigt werden soll.

Informationen

Quelle:epd Datum:19-03-14
Schlagworte:
Weimar, Forschung, Lucas Cranach der Ältere, Lucas Cranach der Jüngere, Kurfürst Johann Friedrich